Meerbusch Stillstand am unbeschrankten Übergang

Meerbusch · Nach dem tödlichen Unfall eines Osterather Rollerfahrers im Juni 2010 sollte der Bahnübergang Mankartzweg eigentlich schon im vergangenen Jahr sicherer werden. Die Bahn allerdings wartet wegen des Kabeltrassenausbaus noch ab

 Der unbeschrankte Übergang nach dem Unfall im Juni 2010.

Der unbeschrankte Übergang nach dem Unfall im Juni 2010.

Foto: Dieter Staniek

Zuletzt war es ein Unfall in Düsseldorf, kurz vor Weihnachten, der schlimme Erinnerungen aufkommen ließ: Zwei Güterzüge rammen an einem Bahnübergang einen liegengebliebenen Linienbus und reißen ihn in mehrere Teile. Eine Lok entgleist, rutscht eine Böschung hinab und zerstört ein Gartenhaus. Verletzt wird bei dem Unfall niemand. Das war am Mankartzweg zwischen Büderich, Osterath und Kaarst an einem Montag im Juni 2010 anders. Damals starb ein 16 Jahre alter Osterather, als er mit seinem Roller den unbeschrankten Bahnübergang in Richtung Büderich überqueren wollte. Der Junge wurde von einem aus Richtung Osterath kommenden Regionalzug erfasst. Freunde wurden fassungslos Zeugen des Unfalls. Möglicherweise hatte der Jugendliche ein rotes Warnsignal übersehen, außerdem trug er die Stöpsel eines MP3-Players im Ohr. Heute erinnert an einfaches Holzkreuz an den Tod des Hauptschülers.

 Freunde des Getöteten stellten Krezen auf.

Freunde des Getöteten stellten Krezen auf.

Foto: JPS

Nach dem Unglück sollte der Bahnübergang — er liegt einige Meter hinter der Meerbuscher Stadtgrenze auf Kaarster Gebiet — umgebaut und sicherer gemacht werden, und das eigentlich schon im vergangenen Jahr. Bislang allerdings ist noch nichts geschehen. Die Kaarster Grünen haben jetzt in einem Schreiben an die zuständigen Bahn-Töchter DB Netz AG und DB Projektbau GmbH um Stellungnahme und Auskunft gebeten. Auch Kaarsts Bürgermeister Franz-Josef Moormann, sagt Fraktionschef Christian Gaumitz, sei aufgefordert worden, sich verstärkt für die Sache einzusetzen.

Fakt ist: Etwa 200 Züge passieren jeden Tag den Bahnübergang, der in der Nähe des Naherholungsgebiets an der Broicherseite liegt. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 140 km/h. Der tragische Unfall sorgte für Diskussionen, auch, weil die Bahn Meerbuschs Nachbarstadt Kaarst bereits vor dem Unfall eine "Kreuzungsvereinbarung" angetragen hatte, die eine umfangreiche Erneuerung des unbeschrankten Bahnübergangs vorsah.

Erst nach dem Unfall willigte der dortige Stadtrat ein — zugunsten der Sicherheit. Im November 2011 teilte die DB Netz AG der Kommune mit, dass die Umbauarbeiten für den Bahnübergang Mankartzweg ausgeschrieben und vergeben worden seien. Der Baubeginn, hieß es damals, sei noch für den Dezember (2011) geplant, sofern die Witterungsverhältnisse es zuließen. Ein Bahnsprecher erklärte am Mittwoch auf RP-Anfrage, dass der Termin nunmehr auf April dieses Jahres verschoben sei. Weil derzeit neun weitere Bahnübergänge umgebaut würden, wolle man Synergieeffekte nutzen. Außerdem wartet die Bahn auf die Plangenehmigung der Kabeltrassenplanung durch das Eisenbahn-Bundesamt. "Das", sagte der Bahnsprecher, "wurde der Stadt Kaarst auch mitgeteilt" — was deren Verwaltung bestätigt. Aus dem dortigen Rathaus hieß es, der zuständige Mitarbeiter beabsichtigt eine Nachfrage bei der Bahn bis zum Ende der Woche.

Eine "Lichtzeichenanlage" mit Halbschranken und eine "kreisverkehrähnliche Verkehrsführung" sollen künftig für mehr Sicherheit am Übergang sorgen. Außerdem wird die Straße auf 5,50 Meter verbreitert. 750 000 Euro kostet der Umbau. Der Eigenanteil der Kommune Kaarst liegt bei 94 000 Euro. Die Bezirksregierung zahlt einen Zuschuss in Höhe von 65 900 Euro, verteilt auf die Haushaltsjahre 2012/13. So jedenfalls war es bislang geplant. Nicht abgerufene Mittel würden wohl weitergeschoben. Die Bahn streckt vor und rechnet dann ab — vielleicht noch in diesem Jahr.

(RP/ac)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort