Meerbusch Stolpersteine für Meerbusch?

Düsseldorf · Der Verein Pro Osterath setzt sich für die Verlegung von kleinen Messing-Gedenkplatten ein, die an ermordete Juden und andere Verfolgte erinnern sollen. Bislang ist das auf Meerbuscher Bürgersteigen nicht zulässig.

Ein Stein, ein Name, ein Mensch: In Düsseldorf, Krefeld und mehr als 500 anderen Orten in fast ganz Europa sind "Stolpersteine" ins Straßenpflaster eingelassen. Sie erinnern an die letzten Wohnsitze ermordeter oder vertriebener Juden und anderer Verfolgter des NS-Regimes. Auf den zehn mal zehn Zentimeter großen Messingtafeln hat der Kölner Bildhauer Gunter Demnig unter der Überschrift "Hier wohnte" Name, Geburts- und Todesjahr von Holocaust-Opfern eingraviert sowie Stichworte zum Aufenthalt in Konzentrationslagern. In Meerbusch gibt es die Mini-Mahnmale bislang nicht. Das könnte sich jetzt ändern. Morgen kommt das Thema in den Kulturausschuss (ab 17 Uhr, Dr.-Franz-Schütz-Platz). Die Verwaltung empfiehlt der Politik, die Verlegung zuzulassen.

Den Anstoß für den Antrag gab die Osteratherin Sylvia Reinders. "Als Kind habe ich immer wieder gehört, dass in dem Haus, in dem ich aufgewachsen bin, früher Juden gelebt haben, die vor den Nazis geflüchtet sind". Dann sah sie im Fernsehen einen Beitrag über den Kölner Bildhauer Gunter Demnig. Seit 2000 erinnert dieser durch Verlegen der Messingplatten an die Toten und Vertriebenen, die von den den Nazis zu Nummern degradiert wurden. Sylvia Reinders brachte die Idee, auch in Osterath Stolpersteine verlegen zu lassen, und den Ermordeten und Vertrieben so ihre Namen zurückzugeben, im Verein Pro Osterath zu Sprache. Der fand den Einfall gut und erklärte sich bereit, die Kosten zu übernehmen (95 Euro pro Stein).

Hausbesitzer müsste zustimmen

Voraussetzung der Verlegung, so der Antrag, soll sein, dass der jeweilige Hausbesitzer zustimmt. Auch die für Osterath zuständige jüdische Gemeinde Krefeld und Nachkommen der namentlich Erwähnten sollen gefragt werden, sofern sie sich noch ermitteln lassen. Für jeden Stein ist eine "straßenrechtliche Sondernutzungsgenehmigung" erforderlich, die von Pro Osterath beantragt werden müsste. In dem Antrag geht es nur um mögliche Stolpersteine für Osterath, andere Stadtteile sind nicht erwähnt.

Gunter Demnigs Aktion mit inzwischen 27 000 in Gehwege eingelassenen Messingplatten stößt auch auf Kritik. In Krefeld wurden Stolpersteine erst nach langer Diskussion und massiver Fürsprache aus der Bürgerschaft genehmigt. In München sprach sich der Stadtrat dagegen aus, was wiederum eine Bürgerinitiative für die Gedenksteine auf den Plan rief. Kritiker monieren unter anderem, dass der Name Ermordeter "mit Füßen getreten" werde. Befürworter kontern, dass so die Erinnerung an die NS-Opfer wachgehalten werde – und zum Lesen der Schrift sozusagen eine Verbeugung vor dem jeweiligen Opfer notwendig werde.

Die Daten der ermordeten Meerbuscher Juden sind bekannt. Die Namen der nach Riga deportierten Juden aus Lank-Latum sind bereits in das Lanker Mahnmal des Künstlers Christoph Willmsen-Wiegmann an der Kemper Allee eingraviert worden. Kommentar

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort