Meerbusch Strategie mit blanken Kugeln

Meerbusch · Am Wochenende haben in der Savanne die Meerbuscher Billard-Stadtmeisterschaften begonnen. Gespielt wird "Carambol". Könner können mehrere Spielzüge im Voraus denken – ähnlich wie beim Schach.

 Billard in der Savanne: Dirk Velder (Mitglied bei Blaue Bande Osterath) ist an der Reihe.

Billard in der Savanne: Dirk Velder (Mitglied bei Blaue Bande Osterath) ist an der Reihe.

Foto: Dackweiler

Am Wochenende haben in der Savanne die Meerbuscher Billard-Stadtmeisterschaften begonnen. Gespielt wird "Carambol". Könner können mehrere Spielzüge im Voraus denken — ähnlich wie beim Schach.

Konzentriert betrachtet die Spielerin den Billardtisch, legt an — und richtet sich wieder auf. Der Raum ist recht dunkel, das Grün der Spielfläche wirkt durch die über dem Tisch hängenden Lampen noch kräftiger. Kurz überlegt, und Anna Ruth Nießen ist sich sicher. Den Queue führt die 48-Jährige gekonnt durch die Finger und macht einen kräftigen Stoß. Die weiße Kugel erwischt die gelbe, prallt ab und trifft die rote. Ein Punkt. Applaus? Nein. Das Publikum klatscht nicht, sondern nickt anerkennend. Hier geht es ruhig zu.

Bei der ersten Billard-Stadtmeisterschaft seit neun Jahren herrscht eine Atmosphäre der Stille. Der Austragungsort: Das Kneipen-Café Savanne in Osterath, Vereinsheim vom BC Blaue Bande. Dabei erfüllt das Klacken der Kugeln immer wieder den Raum. An zwei Tischen wird gespielt.

Am ersten Vorrunden-Wochenende treten 16 Spieler verteilt auf vier Gruppen gegeneinander an. "Wir spielen Carambol", sagt Wilhelm Splissenbach vom BC Blaue Bande Osterath. Ein "Ball" (gleich einem Punkt) ist, wenn der Spieler es schafft, mit seiner Ausgangskugel die beiden anderen zu erwischen. Dann darf er direkt weitermachen. Ist ihm dies nicht möglich, ist der andere dran.

Das ist gerade geschehen. Anna Ruth Nießen macht den Weg frei. Gabi Kress ist nun am Zug. Während die Gegenspielerin die Situation auf dem Brett analysiert, trinkt Anna Ruth Nießen eine Cola. Carambol sei wie Schach, erklärt Nießen. "Abhängig davon wie gut du bist, kannst du die Züge ein wenig planen." Einsteiger würden sich lediglich auf den ersten Stoß konzentrieren, Nießen könne "zwei bis drei Bälle" weiterdenken. Richtige Experten noch viel weiter. Die 48-Jährige ist schon seit rund 25 Jahren mit Queue und Kugeln vertraut. "Mein Vater hat mich dazu gebracht", sagt Nießen.

In ihrer Jugend habe sie einmal den belgischen Profi-Spieler Raymond Ceulemanns gesehen. Der 34-fache Weltmeister, 43-fache Europameister und 61-fache belgische Meister beeindruckte die Osteratherin sehr. "Die Besten spielen bis zu 300 Bälle", sagt Wilhelm Splissenbach. In Osterath ist die Ball-Zahl nach einem komplizierten System auf die Spieler zugeschnitten. Damit gleicht der Ausrichter schwache und starke Spieler aus.

Anna Ruth Nießen muss 63 Bälle pro Spiel erreichen, Gabi Kress 38. Gerade steht es 27:21. Savanne-Wirt Oliver Ueting verteilt derweil selbst geschmierte Mettbrötchen. "Das ist Ehrensache", sagt Ueting. Die Nervennahrung kommt bei den beiden Sportlerinnen gut an. Auch wenn es danach aussieht, als würde Kress ihrem Sieg näher sein als ihre Kontrahentin, sind sich die Billard-Freunde einig. "Das heißt noch gar nichts, das ist ganz eng", so Wilhelm

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort