Meerbusch TuS Bösinghoven muss Titel zurückgeben

Meerbusch · Erstmals in der 28-jährigen Geschichte der Fußball-Hallenstadtmeisterschaft wird einem Verein der Titel aberkannt. Weil der TuS einen nicht Spielberechtigten einsetzte, wird der Verein die Pokale am Freitag abgeben.

 So sahen Sieger aus: Der TuS Bösinghoven um Trainer Martin Stasch (auf dem Weg, geschultert zu werden) feiern den Hallenstadtmeisterschaftstitel. Ab heute steht der Pokal beim Stadtsportverband – wegen eines Regelverstoßes.

So sahen Sieger aus: Der TuS Bösinghoven um Trainer Martin Stasch (auf dem Weg, geschultert zu werden) feiern den Hallenstadtmeisterschaftstitel. Ab heute steht der Pokal beim Stadtsportverband – wegen eines Regelverstoßes.

Foto: achu/ud/tus

Das erste Mal lief Stürmer Abdoulaye Kouroma im Trikot des Fußball-Oberligisten TuS Bösinghoven auf — und wie: Er war in Spiellaune, stark am Ball, zeigte versierte Kabinettstückchen und erzielte auch das ein oder andere Tor. Der große Favorit Bösinghoven gewann die Hallenstadtmeisterschaften an jenem 6. Januar hochverdient — und der neue Mann beim TuS hatte einen stolzen Anteil am Erfolg. Das Problem: Kouroma brillierte einen Tag zu früh. Er war nicht spielberechtigt, weil sein Pass einen Tag zu spät eingereicht worden war. Ein Versäumnis mit Folgen. Der Stadtsportverband entschied: Der TuS muss den Titel zurückgeben.

Brisant: Drei Vereine, der FC Büderich, der SSV Strümp und der OSV Meerbusch hatten sich zwar beim Stadtsportverband über den Fall beschwert — einen offiziellen Protest wollte aber keiner einlegen. Als die entsprechende Frist am 15. Januar abgelaufen war, ging der TuS-Abteilungsleiter Daniel Peters davon aus, dass der Pokal in Bösinghoven bliebe. Doch dann entschied der Verband eigenmächtig und einstimmig die Aberkennung des Titels. "Es gibt Regeln — wir hatten da keinen großen Spielraum", erklärte Mike Kunze vom Stadtsportverband. "Wir waren alle einer Meinung. So Leid uns das tut — es handelt sich hier um einen Präzedenzfall", ergänzte Karl-Heinz Rütten.

Die Regelfolgsamkeit schlug dabei drei für den TuS unglückliche Umstände. Erstens: Der Pass soll laut Peters nur deshalb etwas zu spät abgegeben worden sein, weil der Verein noch die Aufenthaltsgenehmigung des Ghanaers abholen musste. Zweitens: Der TuS versäumte auch deshalb die Frist, weil er als Ausrichter des Turniers noch engagiert die Weichen für einen reibungslosen Verlauf für alle beteiligten Mannschaften stellte. Drittens: Der TuS gewann das Turnier ohne große Mühen. Im Finale hatte das Team den OSV Meerbusch deutlich mit 5:2 geschlagen. "Auch ohne Kouroma hätten wir gewonnen — er hat zwar super gespielt, aber keine spielentscheidenden Tore erzielt", sagt Peters. "Klar haben wir das verbaselt — die Frage aber ist, ob dieser Beschluss notwendig war."

Heute Mittag soll Peters den Wander- und den Siegerpokal bei Karl-Heinz Rütten beim Stadtsportverband abgeben — und dort werden beide Trophäen auch bleiben. "Der Titel wird in diesem Jahr vakant bleiben", sagt Rütten. "Die anderen Vereine haben das sportliche Ziel schließlich nicht erreicht — auch da waren wir uns einig."

Es ist das erste Mal in der 28-jährigen Geschichte des Turniers, dass eine Mannschaft den Hallenstadtmeisterschaftstitel abgeben muss. Ein trauriges Novum, findet Rütten: "Das ist schade für die Stadtmeisterschaft an sich — sie soll auf keinen Fall einen Schaden nehmen. Diese Veranstaltung ist ja eher ein Freundschaftsturnier, bei dem solche Entscheidungen eigentlich nicht auf der Tagesordnung stehen sollten."

Für den TuS bleibt ein bitterer Beigeschmack. "Als der Stadtsportverband vor zwei Wochen den Auftrag an die Vereine erteilte, eine Stellungnahme abzugeben, geschah dies mit dem Hinweis, die Vereine sollten entscheiden", sagt Peters. Zwei Klubs, Adler Nierst und der ASV Lank, hatten sich am Briefwechsel beteiligt: "Der TuS soll den Titel behalten — sie waren mit Abstand die besten", hieß es dort. Der Rest äußerte sich nicht, beschwerte sich nur informell beim Stadtsportverband. Dies allerdings genügte den Entscheidern.

(RP/ac/jco)
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