Meerbusch Unfälle mit Senioren reduzieren

Meerbusch · Bereits 56 ältere Bürger sind im ersten Halbjahr 2012 in Verkehrsunfälle verwickelt gewesen. Weil immer mehr betagte Menschen auf Fahrrädern unterwegs sind, startete die Polizei die Aktion "Senioren sicher im Sattel".

 Andreas Heumann und Waltraud Hornschuh ließen sich von Verkehrspolizist Franz-Josef Baumeister über die Vorteile eines Fahrradhelms informieren. Bisher greift Waltraud Hornschuh nur manchmal zum Helm.

Andreas Heumann und Waltraud Hornschuh ließen sich von Verkehrspolizist Franz-Josef Baumeister über die Vorteile eines Fahrradhelms informieren. Bisher greift Waltraud Hornschuh nur manchmal zum Helm.

Foto: Ulli Dackweiler

Den Fahrradhelm hat Waltraud Hornschuh heute in der Garage gelassen. Nur für längere Touren in der Gruppe zieht die 72-jährige Büdericherin ihn an. "Man kann die Leute schlecht zu ihrem Glück zwingen", sagt Waltraud Hornschuh auf dem Dr.-Franz-Schütz-Platz gelassen. Ganz anderer Meinung ist hingegen Franz-Josef Baumeister. Er ist der Verkehrssicherheitsberater der Polizei im Rhein-Kreis Neuss und begleitet die Aktion "Senioren sicher im Sattel". Eine Woche tourt die jetzt durch die Stadtteile. Gemeinsam mit seinen Kollegen gibt Baumeister Fahrübungen und Verhaltenstrainings in Theorie und Praxis.

Das Ziel: Meerbuscher Bürger im Alter über 55 Jahre für die Gefahren im Straßenverkehr weiter zu sensibilisieren. Denn allein im Jahr 2011 waren 103 Senioren in Meerbusch in Verkehrsunfälle verwickelt, 43 von ihnen wurden dabei verletzt. Und auch in diesem Jahr hat sich die Situation nicht entspannt. Die Polizei registrierte bereits 21 verletzte Verkehrsteilnehmer über 65 Jahre — insgesamt waren in Meerbusch im ersten Halbjahr 2012 56 Senioren in Unfälle verwickelt.

"Ginge es nach mir, würde ich eine Helmpflicht einführen", sagt Baumeister entschlossen. Für den Polizisten steht fest: Der Helm würde die Zahl der Unfälle von und mit Radfahrern mit Todesfolge sowie schwersten Verletzung rapide sinken lassen. Eine andere Entwicklung komme hinzu, sagt er. Durch den demographischen Wandel würden immer mehr ältere Menschen mit dem Rad unterwegs sein

Das Problem: Mit dem Alter lassen die Reaktionszeit und die Sehstärke nach. Die Folgen sind oft verheerend. "Wir hatten jüngst den Fall, dass eine ältere Frau lediglich mit dem Rad stürzte", sagt Franz-Josef Baumeister. "Sie schlug mit dem Kopf so ungünstig auf, dass sie eine schwere Schädelverletzung erlitt und nun ein Pflegefall ist."

Aber nicht nur der Fahrradhelm könnte für mehr Sicherheit auf den Straßen sorgen, sondern die Fahrer selbst. Deswegen geben Baumeister und seine Kollegen bei der neuen Aktion Tipps: "Suchen Sie immer Augenkontakt mit den Fahrern von Fahrzeugen an kritischen Punkten", empfiehlt Baumeister. An Kreuzungen, Einbuchtungen, Querungen — überall könnten Radfahrer in den toten Winkel eines Autos geraten. "Nur wenn er Ihren Blick erwidert, können Sie sicher sein, dass er Sie auch wirklich wahrgenommen hat."

Dass der Dickkopf in kritischen Situationen bei einigen Radfahrern hinzukommt, weiß der Polizist auch. Dann erwidert Franz-Josef Baumeister gern: "Was nutzt es ihnen, wenn sie nach einem Unfall im Recht, aber mit einem amputierten Bein der Verlierer sind?"

(RP)
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