Meerbusch VHS auf dem Prüfstand

Meerbusch · Der Bund der Steuerzahler ist auf der Suche nach überflüssigen und Kosten treibenden Angeboten in den kommunalen Bildungseinrichtungen. Meerbuscher Vertreter widersprechen.

 VHS-Leiterin Ingrid Terrana-Kalte und Berthold Grebe freuen sich über die Zertifizierung der Volkshochschule als Einrichtung mit großer Kundennähe.

VHS-Leiterin Ingrid Terrana-Kalte und Berthold Grebe freuen sich über die Zertifizierung der Volkshochschule als Einrichtung mit großer Kundennähe.

Foto: Archiv

Manche Angebote der Volkshochschulen gehören dringend aussortiert, meint der Bund der Steuerzahler in seinem aktuellen Wirtschaftsmagazin. Diese Einschätzung ist das Resultat einer Umfrage bei allen Städten in Ostwestfalen-Lippe. Denn Umfang und Art der Kurse seien maßgeblich für die Höhe der Kosten, die Kommunen für ihre defizitären Einrichtungen zu übernehmen hätten. In Meerbusch weist der Haushalt für die VHS ein Minus von 630 000 Euro aus.

Auf der Suche nach den Gründen für "Verschwendung" empfiehlt der Bund der Steuerzahler den Verzicht auf "Tennis-, Reit-, Golf-, Yoga- oder andere Sportkurse, da es in jeder Region ausreichend Vereine oder private Träger gibt, die solche Kurse anbieten". Ferner sind auch die Reiseangebote ins Visier geraten. Auf völliges Unverständnis treffen Kurse wie "Wenn Frauen zu sehr leiben — Wege zur Wahrnehmung der eigenen Bedürfnisse".

Berthold Grebe, langjähriger Fachbereichsleiter der Meerbuscher Volkshochschule, kann sich solchen Urteilen nicht anschließen. "Im Prinzip kosten unserer Kurse den Steuerzahler nichts, weil sie nur zustande kommen, wenn sich genügend Teilnehmer anmelden", sagt er. Ein Blick in den städtischen Etat bestätigt diese Wahrnehmung. Dozentenhonoraren von rund 250 000 Euro stehen Teilnehmerentgelte von etwa 300 000 Euro gegenüber.

"Wir sollten eher offen für neue Angebote sein, statt bestimmte Felder auszugrenzen", findet Grebe. Die Aufgaben der Verantwortlichen bestünden auch darin, ihr "Ohr am Markt" zu haben. Dabei gehe es darum, Trends der Zeit zu erkennen und ins Programm aufzunehmen. Sport firmiere in der Meerbuscher VHS unter der Rubrikenbezeichnung "Gesundheit und Prävention" und werde meist von den Krankenkassen anerkannt und bezuschusst. Statt Reisen heiße es in Meerbusch "Studienfahrten und Exkursionen" — beide Überschriften zeigten, dass die VHS Schwerpunkte setze, die in Vereinen oder bei kommerziellen Reiseveranstaltern nicht unbedingt zugrund lägen.

Einen breiten Raum im 340 Kurse umfassenden Herbstprogramm nehmen in Meerbusch die Integrationskurse ein, beim beruflichen Wiedereinstieg gebe es vor allem Qualifizierungsmöglichkeiten im EDV-Sektor. Für das nachträgliche Erwerben eines Schulabschlusses hingegen gebe es so gut wie keine Nachfrage. Ein oder zwei Bewerber pro Jahr würden an die VHS nach Krefeld oder Neuss vermittelt, erklärt Grebe. "In den Feldern kommen die Einrichtungen ihrem Bildungsauftrag gemäß Weiterbildungsgesetz NRW nach", gewichtet der Bund der Steuerzahler. Das verursache hohe Kosten, sind sich die Experten auch klar.

In Meerbusch ist das Defizit von den so genannten internen Leistungen dominiert. Fast 400 000 Euro entfallen zum Beispiel auf fiktive Mieten für die städtische Immobilie. Das eigentliche Jahresergebnis beträgt minus 230 000 Euro.

(RP/rl)
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