Meerbusch Weichen für Ostara gestellt

Meerbusch · Die Mehrheit aus CDU und Grünen stimmt für die Ostara-Bebauung mit großem Frischemarkt und Wohnungen. Die Opposition warnt vor einer Verödung des Osterather Ortskerns und einem Verkehrskollaps.

CDU und Grüne haben die für Meerbusch wohl wichtigste Entscheidung der Legislaturperiode getroffen: Mit ihrer Mehrheit stimmten sie für den städtebaulichen Vertrag, der die Bebauung der Ostara-Brache mit einem 4100 Quadratmeter großen Frischemarkt und rund 240 Wohnungen regelt.

FDP, SPD, UWG und Zentrum sind gegen das Projekt in dieser Form. Der Plan für die Bebauung des Geländes soll nach den Herbstferien einen Monat lang öffentlich ausgelegt werden, um Bürgern die Möglichkeit zu Einwendungen zu geben. Am 1. Februar könnte der Rat dann über die Einsprüche befinden und das Projekt endgültig auf den Weg bringen.

"Seit ich politisch aktiv bin liegt das Gelände wie eine offene Wunde in Meerbusch. Wir sind dabei, einen großen Schritt zu tun", unterstrich CDU-Fraktionschef Werner Damblon. Die Planung sieht er als absolut vorbildlich, auch angesichts des Energiekonzepts. Durch Einsatz von Blockheizkraftwerk, Erdwärme und besonders sparsamer Häuser gelinge es, das Gelände fast zu hundert Prozent regenerativ mit Energie zu versorgen.

Grünen-Fraktionschef Jürgen Peters hätte sich einen kleineren Frischemarkt gewünscht. Er verweist aber im Gegenzug auf die "Super-Energiebilanz" des Geländes, verbesserte Radwege und Spielflächen im zentralen Bereich. "Wir haben ökologisch viel erreicht und sind mit dem Ergebnis zufrieden".

Für FDP-Ratsherr Klaus Rettig ist das Ganze eine falsche Entscheidung. "Wir sagen nicht Nein zur Bebauung, sondern zum Frischemarkt". Ein kleiner Lebensmittelmarkt zur Nahversorgung des Gebiets hätte ihm völlig gereicht.

Die Liberalen fürchten die vom Frischemarkt angezogenen Verkehrsströme — 4000 Kfz-Fahrten sind prognostiziert. FDP-Fraktionschefin Gesine Wellhausen sieht zudem eine existenzielle Bedrohung für den Einzelhandel im Osterather Ortskern. Die FDP bestand mehrfach auf geheimer Abstimmung, was an den Mehrheiten (28 Ja- gegen 19 Nein-Stimmen) allerdings nichts änderte.

SPD-Fraktionschefin Ratsfrau Ilse Niederdellmann warnt davor, dass Investor Carat auf dem Gelände lediglich den großen Frischemarkt ohne die Wohnungen bauen könnte. Bei der Verwaltung glaubt man das jedoch nicht: Der Investor habe so viel in das Gelände investiert, dass er es sich gar nicht leistzen könne, einen Teil brach liegen zu lassen.

SPD-Ratsfrau Nicole Niederdellmann-Siemes fürchtet außerdem, dass der Markt letztlich zum Verkehrskollaps auf Meerbuscher und Strümper Straße führen wird. Eine Bahnunterführung ist zwar geplant, dürfte aber nicht rechtzeitig zu einer Markeröffnung fertig werden.

Streit gab es mal wieder um die Tätigkeit eines nichtöffentlich tagenden Arbeitskreises. In dem Gremium redeten Vertreter von CDU/Grünen, FDP, Stadt und Investor über Ostara und feilten an den Plänen. Grünen-Fraktionschef Peters lobte die Liberalen für ihre Mitarbeit und kritisierte die SPD dafür, sich nicht beteiligt zu haben.

Deren Fraktionschefin konterte, die Sozialdemokraten seien von CDU/Grünen gar nicht erst eingeladen worden, während die FDP sich offenbar "selbst eingeladen habe". CDU und Grüne entgegneten, die SPD hätte sehr wohl teilnehmen können.

(RP)
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