Meerbusch Wie ein Ilvericher Zahnarzt die Bundesliga beeinflusst

Meerbusch · Dental-Professor Martin Jörgens sorgt für Leistungssteigerungen bei Spielern des Schalke 04 — ganz legal, indem er ihre Krankheitsherde auslöscht

 Bereits 2008 bei den Olympischen Spielen in Peking waren Martin Jörgens (links) und sein Praxiskollege Marcel Wianwright mit der Betreuung von Sportlern beauftragt.

Bereits 2008 bei den Olympischen Spielen in Peking waren Martin Jörgens (links) und sein Praxiskollege Marcel Wianwright mit der Betreuung von Sportlern beauftragt.

Foto: Jörgens

Wenn der eine oder andere Bundesligaspieler heute beim Saison-Auftakt nicht ganz fit wirken sollte, kann das an einem kranken Zahn liegen. Denn Zähne, die nicht gesund sind, stellen ein Gesundheitsrisiko für den ganzen Körper da. "Und beim Sport ist dieses Risiko erhöht. Die Leistungsfähigkeit wird vermindert und die Verletzungsgefahr steigt. Zudem kann ein kranker Zahn einen Sportler regelrecht lahmlegen", erklärt Martin Jörgens. Der in Ilverich lebende, in Kaiserswerth praktizierende und an der Universität Sevilla mit Professur lehrende Dentalspezialist weiß, wovon er spricht. Seit Jahren betreuen er und sein Team zahnmedizinisch Hochleistungssportler und auch Bundesligafußballer. Unter anderem gehören Spieler des FC Schalke 04 und des MSV Duisburg zu seinen "Patienten".

Es hat sich in Sportlerkreisen herumgesprochen, dass Jörgens über eine Menge Erfahrung verfügt. 2008 in Beijing und 2012 in London war er für das Bremer Dentalunternehmen Bego in den Zahnarztpraxen der Wettkampfstätten mit der Betreuung der Olympioniken beauftragt: "Es wurden täglich kariöse Schäden festgestellt." Jörgens meint, Karies dürfe bei Wettkampfathleten keine Rolle spielen. Aber auch defekte Füllungen oder solche aus Amalgam beeinträchtigen die Leistungskapazität erheblich. "Und dabei sollte kein Sportler beim Training oder Wettkampf über seine Zähne nachdenken müssen", findet Martin Jörgens. Rund 30 Prozent der Leistungsfähigkeit gingen durch solche Krankheitsherde verloren.

Der Dental-Professor, der sich selbst in Tansania in der von ihm gegründeten Zahnstation extremen körperlichen Belastungen aussetzt, spricht von Leistungstiefs: "Bakterien haben auch auf Allgemeinerkrankungen einen großen Einfluss." Er erinnert an Zusammenbrüche auf dem Fußballfeld: "Das Risiko wird durch Zahnerkrankungen erhöht."

Noch immer aber würden die Zusammenhänge nicht oder zu spät erkannt. Deshalb hat er sich nach den unerwartet schlechten Befunden bei den Olympischen Spielen in London – ein Aktiver hatte mehr als zehn kariöse Zähne – entschlossen, zahnmedizinische Richtlinien für Wettkampfathleten aufzustellen: "Es ist dringend notwendig, diese im Vorfeld präzise zu befolgen. Das war bisher unbekannt." Beispielsweise könnten Tests die Zusammensetzung der Bakterienflora bestimmen.

Aber diese Richtlinien haben auch als Wegweiser jenseits sportlicher Betätigung ihre Berechtigung. Verknüpfungen zwischen schlechtem Zustand der Zähne und Allgemeinerkrankungen wie Diabetes oder Rheuma sind erwiesen. Martin Jörgens erinnert an die alten Ägypter, die wussten: "Menschen mit blutendem Zahnfleisch sterben früher."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort