Meerbusch Zivis gehen – Ersatz fehlt

Meerbusch · Der Bundesfreiwilligendienst legt in Meerbusch einen Fehlstart hin. Bislang wurde den örtlichen Institutionen, die Ersatzbedarf für ihre wegfallenden Zivis gemeldet haben, offenbar kein einziger Bundesfreiwilliger zugewiesen.

 Simon Lorenzen (hier mit FSJ'lerin Sonja Schmitz) war einer der letzten Zivildienstleistenden der St.-Mauritius-Therapieklinik. Seinen Platz soll nun ein Bundesfreiwilliger einnehmen – wenn sich denn einer meldet.

Simon Lorenzen (hier mit FSJ'lerin Sonja Schmitz) war einer der letzten Zivildienstleistenden der St.-Mauritius-Therapieklinik. Seinen Platz soll nun ein Bundesfreiwilliger einnehmen – wenn sich denn einer meldet.

Foto: Dackweiler

Am Donnerstag endete der Zivildienst, am Freitag startet der neue Bundesfreiwilligendienst. Er soll laut Bundesfamilienministerium die wegfallenden Zivis ersetzen. Doch davon ist in Meerbusch noch nichts zu merken. Eine Umfrage der Redaktion ergab, dass den örtlichen Pflegeheimen, Kliniken und Hilfsvereinen offenbar bislang kein einziger der so genannten BFD'ler zugewiesen worden ist.

Die Lücken, die der Wegfall der Zivis reißt, stellt die Organisationen vor Schwierigkeiten. Das Unverständnis für diese seit Monaten absehbare Entwicklung ist groß. Die Konsequenzen sind unter anderem Mehrarbeit fürs Stammpersonal, Einstellung von geringfügig Beschäftigten/Leiharbeitern oder Wegfall von Leistungen.

Im Seniorenheim Hildegundis von Meer in Osterath haben bislang sieben junge Männer ihren Zivildienst geleistet. Das Heim des Caritasverbands hat daher Bedarf für sieben BFD'ler angemeldet. Zugewiesen wurde ihm noch keiner. "Wir haben jetzt eine 400-Euro-Kraft eingestellt", so Heimleiterin Lydia Wisner, die sich freut, dass zumindest zwei junge Leute ihr Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im Heim ableisten. Ob künftig Bundesfreiwillige eingesetzt werden können, und wenn ja, wie viele und wie lange, weiß sie nicht: "Das Problem ist, dass wir so nicht planen können".

Zivis des Hildegundis-Heims fuhren unter anderem Senioren zu Arztterminen, begleiteten sie im Wartezimmer. Sie sorgten dafür, dass die älteren Patienten ihre Krankenkassenkarte dabei haben und dass Rezepte auch gleich eingelöst werden. Ein Luxus, den es ohne Zivis in dieser Form nicht mehr geben wird: Nun fährt zu festgelegten Zeiten zwei Mal die Woche die 400-Euro-Kraft, ansonsten übernimmt ein Krankentransportdienst — Kosten, die die Pflegekasse belasten.

Das Seniorenheim Malteserstift in Lank-Latum inserierte acht BFD'ler-Stellen. "Die Resonanz war gleich Null. Es hat nicht mal jemand angerufen und nachgefragt", heißt es aus dem Lank-Latumer Haus. Ähnlich sieht es beim Mobilen Hilfsdienst Meerbusch und dem Osterather Verein für Behinderte aus, der zurzeit 15 BFD'ler Stellen auf der Homepage des Bundesfreiwilligendienstes offeriert.

Bei der Osterather St.-Mauritius -Therapieklink fallen sieben Zivistellen weg, davon fünf in der Pflege. Ersatz durch Bundesfreiwillige gibt es bislang nicht. Personalengpässe müsse das Krankenhaus jedoch nicht fürchten, betont Pressesprecher Martin Schicht: "Wir arbeiten mit einer Personalservicegesellschaft zusammen". Schicht ist "verhalten optimistisch, dass sich in den nächsten Wochen noch Nachzügler melden".

(RP)
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