Meerbusch Züchten für den Grand Prix

Meerbusch · Die Langst-Kiersterin Silke Nicolaus-Krull züchtet Rheinländer-Pferde, speziell für schwere Dressurprüfungen. Einer ihrer Wallache stammt aus der ehemaligen Zucht des Vaters von Außenminister Guido Westerwelle.

 Silke Nicolaus-Krull mit der dreijährigen Rheinländer-Stute Li-Si aus eigener Zucht.

Silke Nicolaus-Krull mit der dreijährigen Rheinländer-Stute Li-Si aus eigener Zucht.

Foto: Ulli Dackweiler

Mit gespitzten Ohren schaut die dunkelbraune Stute zu den Pferden auf der Weide des Reitvereins Haus Kierst. Bis vor wenigen Wochen stand Li-Si, die dreijährige Rheinländerin, selbst noch dort. Für die Wickrather Pferdeschau Anfang Juli wurde sie jedoch in den Stall geholt. Bei der Zuchtschau hat sie sich platziert, der erste von vielen Preisen, die noch folgen sollen. Die Hoffnung, die Züchterin Silke Nicolaus-Krull in sie setzt, erscheint berechtigt.

Li-Sis Vollschwester Lea ist erst neun Jahre alt, aber schon erfolgreich im Grand-Prix unterwegs. "Weil ihre Schwester so gut war, wollten wir nochmal diese Mischung", erklärt Nicolaus-Krull. Li-Sie soll das "Umsteigepferd" für ihre Tochter sein, die mit ihrem Pony schon in S-Dressurprüfungen gestartet ist, doch mit 16 ist Schluss im Ponysport. "Der Umstieg ist immer hart, aber wenn sie dann auf einem selbstgezüchteten Pferd reitet, ist es gar kein Umstieg", so die Mutter.

Die kleine, aber feine Zucht von Nicolaus-Krull fand ihren Anfang in Li-Sis Mutter. Die Staatsprämienstute Friederike von Fidermark war damals Jahrgangsbeste. Weil sehr gute Pferde auch nur für viel Geld zu haben sind, beschloss die Reiterin sich eine gute Stute zu kaufen und ihre Dressurtalente dann selbst zu züchten. Mit Erfolg. Friederike startete in Prüfungen der Klasse M, bevor sie endgültig zur Zuchtstute wurde.

Doch im Gegensatz zur Praxis bei vielen professionellen Züchtern heißt das nicht, dass sie jedes Jahr ein Fohlen bekommt. "Sie müssen sich auch mal erholen können, das sind ja schließlich keine Maschinen", meint die Hobbyzüchterin. Anders als viele gute Sportpferde kommen ihre Pferde auch täglich auf die Weide, kennen kleine Kinder und sind sogar an Rollstuhlfahrer gewöhnt. Erst kürzlich verkaufte sie eine fünfjährige Stute an ein Reitsportzentrum, das auch Reiten für Behinderte anbietet. "Es ist toll zu sehen, dass die Pferde so ausgebildet sind, dass man sogar dort helfen kann", strahlt die zierliche Reiterin.

Die Stute stammt — genau wie ihr Boxennachbar Albert — aus der Zucht von Dr. Heinz Westerwelle, dem Vater des heutigen Außenministers. Nicolaus-Krull hat mit Guido Westerwelle Jura studiert. Sie übernahm die beiden Pferde, als die Zucht von Dr. Westerwelle aufgelöst wurde. Wallach Albert ist ein sehr freundliches Pferd — und hat auch eine besondere Beziehung zu Vögeln. Diese haben rund um seine Box ihre Nester gebaut, sitzen auch gerne auf seinem Rücken.

Für die Zukunft freut sich die hellblonde Züchterin vor allem auf den ersten Turnierstart ihrer Tochter auf Li-Si: "Das wird für mich ganz toll werden, wenn meine Tochter dann auf meiner selbstgezüchteten Stute startet".

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort