Erkrath Die Bürger bremsen

Erkrath · Der Stadtentwickler Thomas Scholle fordert die Erkrather beim 2. Bürgerforum auf, Prognosen für die kommenden Jahre nicht zu ignorieren. Viele Einwohner bleiben auf den Barrikaden – und trauen den Experten nicht.

Der Stadtentwickler Thomas Scholle fordert die Erkrather beim 2. Bürgerforum auf, Prognosen für die kommenden Jahre nicht zu ignorieren. Viele Einwohner bleiben auf den Barrikaden — und trauen den Experten nicht.

Um 23.05 Uhr — nach vier Stunden im Dauer-Einsatz — machte das Mikrofon von Thomas Scholle schlapp. Doch auch diese Hürde meisterte der Stadtentwickler vom Planungsbüro Plan-Lokal. Er beantwortete die Fragen der Erkrather, die zum 2. Bürgerforum in die Stadthalle gekommen waren, einfach ohne Mikro und mit lauterer Stimme. Schließlich waren von den mehr als 200 Gästen, die zu Beginn der Info-Veranstaltung da waren, nicht einmal mehr 40 anwesend. Und die meisten von ihnen auch nur, weil sie der letzte Programmpunkt, die Flächenplanung in Unterfeldhaus, direkt betraf.

Jeder kämpft für seine Straße

So ein bisschen zeigt das Bild, wie es um die Situation in Erkrath bestellt ist. Es scheint — das vermitteln zumindest die Wortbeiträge —, als würde jeder Bürger nur an sein eigenes Wohl in seinem Stadtteil und in seiner Straße denken. "Wenn es unser Statement ist, dass wir hier abgeschottet sein wollen, dann hat das Stadtentwicklungskonzept diesen Namen nicht verdient", sagte Hagen Schwarze, Makler und Mitglied im Wirtschaftskreis.

Christoph van Gemmeren von der Bezirksregierung begrüßt das Konzept. "Es kann sinnvoll sein, kleinere Gebiete zu entwickeln, um vorhandene Infrastrukturen auch zukünftig auszulasten und damit zu schützen", ließ er mitteilen. Von Riesen-Neubaugebieten rät er aufgrund der Folgekosten für Infrastrukturmaßnahmen jedoch ab.

Zuvor hatte der Demographie-Experte Björn-Uwe Tovote erklärt, wie sich die Bevölkerungszahl in Erkrath entwickeln werde: Sie bleibt kontinuierlich rückläufig. Insbesondere junge Frauen kehren der Stadt seit Jahren schon den Rücken zu. "Dadurch fehlen Mütter, und somit Kinder", sagte er. Die meisten Anwesenden mochten sich mit diesen Zahlen aber nicht anfreunden, da sie lieber jene glauben, die vom Landesbetrieb Information und Technik (IT.NRW) vorliegen — da sie weniger dramatisch sind. "IT.NRW bricht jedoch die Zahlen des Kreises auf die Städte runter, ohne sich in der Kommune zu erkundigen, ob sie richtig sind", erläuterte Tovote. "Ich habe mich speziell mit Erkrath beschäftigt." Ob seine Prognose exakt eintrifft, kann und will er nicht voraussagen. "Ich sehe aber die Entwicklung."

"Bitte ignorieren Sie diese Entwicklung nicht", forderte Scholle, der bei sämtlichen Wortmeldungen beachtlich sachlich blieb, das Publikum auf. Er erklärte, dass die Flächenentwicklung nur ein Teil-Aspekt eines komplexen Konzeptes sei, das noch lange nicht fertig ist.

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(RP)
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