Erkrath Ein Sportbogen als Bachelor-Arbeit

Erkrath · "Bogenschießen hat zwar etwas Kriegerisches, ist aber auch elegant", findet Leona Winter. Sie entwarf ein futuristisches Sportgerät.

Es kommt nicht so oft vor, dass Erkrather, die in Wuppertal studiert haben, überregional Bedeutsames hervorbringen. Leona Winter könnte so jemand werden, den ersten Schritt hat sie bereits gemacht. Im Rahmen ihrer Abschlussarbeit im Studiengang "Industrial Design" hat sie einen neuartigen Bogen für Sportschützen entworfen und gebaut, der von den Aktiven gelobt wird und einmal in Serie gehen könnte. Bemerkenswert daran ist das Potenzial, das sich aus Abschlussarbeit ablesen lässt, zu der außer dem eigentlichen Modell noch die sehr aufwändige Bachelor-Thesis sowie ein komplettes Marketing-Konzept gehören, inklusive Tasche, Produktname, Logo und Werbematerial.

Direkt nach dem Studium wurde sie bei der Agentur Squareone in Düsseldorf als Junior Designer angestellt. Vor ein paar Jahren war davon noch wenig zu ahnen. "Ich war sehr schüchtern, ein richtiges Heimchen", gesteht die heute 27-Jährige. Damals wollte sie noch Modedesignerin werden und hat sich darauf mit einer Ausbildung zur Haute-Couture-Schneiderin in Meerbusch vorbereitet. Irgendwann war ihr das nicht mehr genug. "In der Mode ist man designtechnisch zu sehr an den menschlichen Körper und textile Materialien gebunden", stellt sie fest. "Ich wollte mehr Abwechslung und lieber etwas Handfesteres schaffen."

So kam sie zum Industrial Design. Dieses Fach zeichnet sich dadurch aus, dass Produkte direkt mit dem Ziel der Massenfertigung konzipiert werden. Die Uni Wuppertal ist bundesweit führend auf diesem Gebiet, die Bachelor-Ausbildung ist anspruchsvoll und praxisorientiert. Aber wie aus dem Schneckenhaus herauskommen? Als Glücksfall erwies sich ihr Professor, der sie regelrecht zu einem Auslandssemester "angeschoben" hat. Sie bekam ein Fulbright-Stipendium und zog für sechs Monate in die USA: drei Monate Studium in Cincinnati, drei Monate Praktikum in New York.

"Auf sich allein gestellt zu sein und alle Probleme selbst lösen zu müssen, hat mich regelrecht umgekrempelt", findet Leona Winter. Die Idee, einen Sportbogen als Bachelor-Arbeit zu entwerfen, kam ihr bei der Recherche über mittelalterliche Spiele. Es sollte auf jeden Fall etwas sein, das mit Freizeit zu tun hat und Spaß macht. "Bogenschießen hat zwar etwas Kriegerisches, ist aber auch elegant", findet sie, und jeder, dem sie davon erzählt, sei sofort Feuer und Flamme. Natürlich hat sie sich immer wieder mit Bogenschützen ausgetauscht, um auf die Bedürfnisse der Praxis eingehen zu können. Der Sportbogen mit dem Namen "Bird" soll durch einsetzbare Gewichte besonders individualisierbar und durch eine Wabenstruktur im Inneren des Mittelteils besonders leicht werden. Möglich wird dies durch eine 3D-Drucktechnik des Rapid Prototyping, mit der auch Metalle verarbeitet werden können.

Noch ist das Uni-Modell aus massivem Aluminium, aber auch das herzustellen war schwierig genug: Die CNC-Fräse lief 52 Stunden am Stück. Irgendwann sagte ein Kommilitone: "Warum lässt du den Bogen bei der Prüfung nicht von Fabian vorführen, der ist seit Jahren Sportschütze." Heute ist Fabian Reinhard ihr fester Freund: "Ich hab ihn nach der Präsentation einfach behalten", scherzt Leona Winter.

(tpp)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort