Erkrath Erkrath steigt 2012 aus dem Atomstrom aus

Erkrath · Schon im nächsten Jahr müssen die Stadtwerke aufhören, in Atomkraftwerken produzierten Strom an die 26 000 Erkrather Haushalte zu verkaufen. Das beschloss am Dienstagabend nach fast zweistündiger intensiver Diskussion der Stadtrat mit den Stimmen von SPD, BmU und den Grünen.

 Jeden Montag findet auf dem Hochdahler Markt eine Mahnwache statt. Bürger fordern, raus aus der Atomenergie.

Jeden Montag findet auf dem Hochdahler Markt eine Mahnwache statt. Bürger fordern, raus aus der Atomenergie.

Wird der Strom nun teurer?

Nur etwa zehn Prozent der jährlich in Erkrath verbrauchten 160 Millionen Kilowattstunden werden mit Hilfe von Kernkraftwerken hergestellt. Diese zehn Prozent sollen nun nach dem Willen des Stadtrates vorzugsweise durch eigene Stromproduktion in den mit Gas betriebenen Blockheizkraftwerken ersetzt werden. Alternativ kommt auch der Einsatz von regenerativen Energien in Frage, heißt es im Beschluss des Rates.

Im Frühjahr 2012 sollen die Stadtwerke ein Konzept vorlegen, wie bis zum Jahre 2020 "wettbewerbsfähig" die Stromversorgung auf regenerativer Basis und/oder in kraftwärmegekoppelter, dezentraler Erzeugung sicher gestellt werden kann. Dahinter verbirgt sich möglicherweise der Neubau von Windkraftanlagen im Kreis Mettmann oder auch auf dem Erkrather Stadtgebiet. Wobei die Betonung vor allem auf dem Wort "wettbewerbsfähig" liegt. Denn teurer soll der Strom für die Endkunden nicht werden, wenn es nach der Mehrheit geht. "Wird der Strom teurer?". Stadtwerke Geschäftsführer Gregor Jeken konnte diese Frage nach der Sitzung nicht beantworten. Klar für ihn ist, dass nun eine Menge Arbeit auf die Stadtwerke zukommen.

"Der Ausstieg aus dem Atomstrom ist völlig unausgegoren", sagte Wolfgang Jöbges, Chef der CDU-Fraktion im Stadtrat. So lange den Bürgern nicht gesagt werde, was für Kosten auf die zukommen, sollte so etwas nicht beschlossen werden. Es sei im Endeffekt eine rein ideelle Sache, so Jöbges. Natürlich könnten die Stadtwerke nun Zertifikate kaufen und auf dem Papier so tun, als komme der Strom aus sauberen Wasserkraftanlagen aus Norwegen und der Schweiz. "Aber was in den Erkrather Steckdosen ankommt ist trotzdem immer noch Atomstrom", sagte Jöbges. Darüber hinaus gebe es schon seit langen auch bei den Stadtwerken die Möglichkeit, für mehr Geld auf Ökostrom umzustellen. Im übrigen habe die Bundesregierung den Ausstieg aus der Atomenergie bis zum Jahr 2020 bereits beschlossen. Es gebe für Erkrath keinen Grund vorzupreschen. Die CDU enthielt sich bei der Stimmabgabe. Mit den Vertretern der FDP gab es eine längere Diskussion um einzelne Worte des Beschlusses. Löblich aber nicht von Erfolg gekrönt: Der Versuch von Bernhard Osterwind (BmU), alle Parteien zu einem einstimmigen Ausstieg aus der Atomenergie zu bewegen. Im Endeffekt verharrten CDU und FDP auf ihren vorher intern abgestimmten Positionen. Da half auch langes Lamentieren und eine Sitzungsunterbrechung nichts mehr.

(RP)
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