Wülfrath Gegen den Pflegenotstand

Düsseldorf · Die Bergische Diakonie Aprath und die Agentur für Arbeit in Wuppertal bieten eine Schulung zur Service-Kraft in der Pflege an. 42 Absolventen wurden in feste Jobs vermittelt. Ende Mai startet die zweite Schulung.

Für die 31-jährige Carmen Alvarez-Montero ist das Angebot der Agentur für Arbeit Wuppertal und der Bergischen Diakonie Aprath (BDA) in Glücksfall. Die gelernte Kinderpflegerin und Mutter von drei Söhnen hat eine siebenwöchige Qualifizierung zur Servicekraft in der Pflege gemacht und sofort eine Teilzeitbeschäftigung im Altenheim der Diakonie bekommen. Sie schildert ihre Aufgaben: Ich übernehmen Pflege und Wundpflege, reiche das Essen an und bin an dessen Vorbereitung beteiligt." Für sie sind die Stunden im Altenheim "eine herrliche Arbeit. Ich gehe immer mit einem Lachen nach Hause", sagt sie. Eine Weiterbildung in diesem Bereich schließt sie nicht aus.

"Schulabschluss ist egal"

Ab Ende Mai sollen 30 weitere Kräfte – unter ihnen auch Arbeitslose – die gleiche Chance bekommen. "Der Schulabschluss ist egal", sagt Norbert Voigt, Personalleiter der Bergischen Diakonie Aprath und Geschäftsführer der Firma PfG (Personal für Gesundheitswesen), ein Tochterunternehmen der BDA. "Interessenten müssen nur eine wertschätzende Grundhaltung für alte und behinderte Menschen mitbringen."

Die Absolventen der Qualifizierung gehen mit einem Zertifikat nach Hause und sind angelernte Kräfte in einem krisensicheren Job, sagt Voigt. "Den Umgang mit alten Menschen können auch in einigen Jahren keine Roboter ersetzen." Die Schulung sei eine gute Chance für Quereinsteiger, eine Arbeit zu finden, wenn Interesse und Eignung vorhanden seien.

Über dem Standardlohn

Leidenschaftlich argumentiert Voigt gegen das schlechte Image in der Altenpflege: schlechte Bezahlung, ungeregelte Arbeitszeiten und körperlich schwerer Einsatz. "Wir haben moderne Gerätschaften, die Heben und Umbetten leicht machen. Wir bieten flexible Arbeitszeiten an, diese allerdings rund um die Uhr. Und wir bezahlen mehr als der Standard-Lohn festlegt, nämlich 9,05 Euro von der ersten Arbeitsstunde an." Man müsse jetzt noch Wege finden, auch Männer für diese Altenpflege zu interessieren. Wie sehr der Bedarf an Pflegekräften wächst, machte er an einem Beispiel klar: 2007 hatte die Bergische Diakonie noch 1200 Mitarbeiter, heute sind es 1500.

Von der Gruppe der letzten Absolventen des neuen Qualifizierungskurses haben mittlerweile 42 eine feste Anstellung in der Diakonie bekommen. Möglich ist auch, dass die Teilnehmer in Altenheimen anderer Träger arbeiten. "Wenn jemand woanders eine Chance bekommt, werden wir ihm keinen Stein in den Weg legen. Schließlich wollen wir nicht nur pflegebedürftigen Menschen, sondern auch Arbeitslosen mit diesem Angebot helfen", versicherte Voigt.

(RP)
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