Wülfrath Gold im Glas

Wülfrath · Beim Wülfrather Whisky-Treff im Würg-Haus schenkt Dirk Schlüter verschiedene Kostproben aus. Experte Walter Schobert erklärt, warum die Malzbrände sich so unterscheiden.

Golden schimmert das Getränk in den Gläsern und verführt mit warmem Glanz. Ein Genuss soll der Abend für die Gäste im Würg-Haus sein. "Um so ein Glas zu trinken, gönne ich mir mindestens eine Dreiviertelstunde", sagt Walter Schobert und dreht auf der Bühne das Glas in seinen Händen. Der Experte erklärt den Teilnehmern des Wülfrather Whisky-Treffs die Welt des schottischen Nationalgetränks.

"Es gibt keinen schlechten Malt-Whisky, nur einen, der nicht zur Gelegenheit passt." Als Beispiel nennt der Kenner gleich die erste Probe, einen Tullibardin aus den südlichen Highlands von 1993. "Das ist ein Sommerwhisky, den ich an einem lauen Abend auf der Terrasse trinke. Für einen regnerischen Herbstabend ist das nicht das Richtige. Wenn der Winter warm wird, können wir noch einmal darüber reden." Die Gäste sollen eine Geschmacksreise durch Schottland unternehmen.

Geschmacksreise durch Schottland

Veranstalter Dirk Schlüter hat daher bewusst Kostproben von ganz unterschiedlichem Charakter ausgewählt und eingeschenkt. "Mir geht es darum, die Vielfalt deutlich zu machen." Zweimal im Jahr lädt er seine Kunden zu dem exklusiven Testtrinken ein. "Wir haben uns das ein bisschen von der Weinprobe abgeschaut. Da Whisky noch viel mehr Aromen hat, wollten wir den Leuten ein umfangreiches Geschmackserlebnis bieten."

Um zugleich das Wissen über die Welt des Whiskys zu vermitteln, konnte er erstmals Walter Schobert für den genussvollen Abend gewinnen. Der Experte, der inzwischen in Schottland lebt, beschäftigt sich seit mehr als 40 Jahren mit gebrannten Gerstenmalz. "Das Traumziel ist, irgendwann einmal alle durchprobiert zu haben." Da das Produkt jedoch aus jedem Fass anders schmeckt, bleibt die Suche nach dem Unentdeckten.

Im Laufe der Jahre hat Walter Schobert sich allerdings eine beachtliche Sammlung angelegt und besitzt aus jeder der 125 schottischen Malt-Whisky-Brennereien mindestens eine Flasche. Auf dem Etikett tragen sie alle den Namen ihrer Herkunft. "Malt Whiskey ist immer nach Orten auf der schottischen Landkarte benannt, während Blend den Namen desjenigen trägt, der die Mischung kreiert hat. Johnnie Walker oder William Teacher waren Lebensmittelhändler, die einst verschiedene Whisky-Erzeugnisse gemischt haben."

Die Kunst des Blends sei jedoch nicht, ihn zu schaffen, sondern die Wiederholung seiner Zusammensetzung. Denn Blends hätten den Anspruch, immer gleich zu schmecken. Malt-Whisky dagegen hat aus jedem Fass ein anderes Aroma und macht als Grundkomponente des Blends das Mischen schwierig. "Denn der Malt, der zuvor verwendet wurde, existiert vielleicht gar nicht mehr."

Als lokales Produkt prägen die Region und die Menschen den Charakter des Getränkes. "Ein leichter Tullibardin ist etwas für Städter mit Zentralheizung. Ein Küstenbewohner kann damit nichts anfangen und ein Bauer aus dem Hochland braucht wieder etwas ganz anderes."

Whisky sei ein Lebensgefühl und ein Geschmackserlebnis, das zu einem langen Winterabend am Kamin ebenso passe wie zu einer lauen Sommernacht, betont auch Dirk Schlüter. Er sieht seit einigen Jahren einen anhaltenden Trend zum Whisky. Es gibt immer mehr Liebhaber, die sich von dem goldenen Getränk verführen lassen.

(domi)
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