Mettmann In Mettmann fehlen Sozial-Wohnungen

Mettmann · Für Investoren ist mit Sozialwohnungen kein Geschäft zu machen. Verwaltung will die Politik in die Pflicht nehmen.

 Preiswerter Wohnraum wird auch in Mettmann immer gefragter. Besonders ältere Menschen und Alleinerziehende sind darauf angewiesen. An der Berliner Straße gibt es noch preisgünstigen Wohnraum.

Preiswerter Wohnraum wird auch in Mettmann immer gefragter. Besonders ältere Menschen und Alleinerziehende sind darauf angewiesen. An der Berliner Straße gibt es noch preisgünstigen Wohnraum.

Foto: Dietrich Janicki

Die Zahl der Mettmanner, die eine Sozialwohnung suchen, wächst. Das geht aus einem Bericht der Verwaltung hervor. Aktuell sind 158 Haushalte wohnungssuchend gemeldet. Davon sind 78 so genannte Altfälle. Das bedeutet der Wohnberechtigungsschein (WBS) ist mittlerweile abgelaufen, aber es ist noch kein Vermittlungsergebnis eingetragen.

80 der 158 Haushalte sind im Besitz eines gültigen WBS und noch nicht vermittelt. Darunter sind vor allem viele Alleinerziehende und ältere Menschen über 60 Jahre, sagt Marko Sucic vom Sozialamt.

Im vergangenen Jahr wurden 216 Wohnberechtigungsscheine beantragt. Objekte mit hohem Anteil an Förderwohnraum befinden sich in der Eidamshauser Straße, am Düsselring, an der Berliner Straße, in der Champagne, an der Haydnstraße, Am Laubacher Feld, Klutenscheuer und am Quantenberg. 65 Wohnungen, darunter allein 17 an der Schwarzbachstraße, neun an der Leyer Straße und 16 an der Eidamshauser Straße fallen in den nächsten Jahren aus der öffentlich geförderten Bindung heraus.

"Die Anzahl öffentlich geförderter Wohnungen wird in Mettmann sinken, da mangels finanzieller Attraktivität nicht in entsprechendem Maße Sozialer Wohnungsbau neu eingerichtet wird", meint Sucic. In der Wohnungswirtschaft bestehe Konsens, dass sich der Soziale Wohnungsbau derzeit nicht rechnet. Die Stadt könne wenig Einfluss auf den Wohnungsmarkt nehmen, meint Sucic. Mettmann gelte als lukrativer Standort. "Diejenigen, die einen Wohnungsbestand halten und am Markt als Vermieter auftreten, sind an einer langfristig hohen Wohnungsnachfrage interessiert, damit sie sichere Einnahmen erzielen und ihren Bestand dauerhaft bewirtschaften können."

In Mettmann und in anderen hochpreisigen Teilmärkten bestehe eine allzu deutliche Differenz zwischen der Förder- und der Marktmiete. Die soziale Wohnraumförderung werde somit eine unwirtschaftliche Alternative. Sucic: Zinsgünstige Darlehen würden in der heutigen Zeit quasi nicht mehr benötigt, da der freie Kapitalmarkt ähnlich attraktive Konditionen bereitstelle. Die Fachverwaltung schlägt vor, dass städtische Grundstücke zum Teil für öffentlich geförderten Wohnungsbau reserviert werden.

Das bedeutet: Die Gewinnmaximierung müsse nicht immer im Vordergrund stehen. In Bebauungsplänen können Flächen festgesetzt werden, auf denen ganz oder teilweise nur Häuser des sozialen Wohnungsbaus errichtet werden. Die Politik müsse bei anstehenden Grundstücksverkäufen die Rahmenbedingungen schaffen.

Die Sicherstellung eines demografisch auskömmlichen Niveaus im Sozialen Wohnungsbau sei aber nur im Konsens aller handelnden Personen und Unternehmen umsetzbar. Die Verwaltung schlägt vor, eine Arbeitsgruppe zu bilden, in der Vertreter von Wohnungsunternehmen, Maklern, Banken/Sparkassen, Architekten, Mieterverein, Haus und Grund, Politik und Verwaltung sitzen. Hierbei könnten der Gesamtmarkt in Mettmann und die soziale Wohnungsbauförderung unter die Lupe genommen werden. Die Experten könnten Empfehlungen für den Wohnungsneubau, Eigentumsbildung, Wohnbaulandpolitik, Wohnen im Alter und Perspektiven/Entwicklungsziele thematisieren und Handlungsfelder erarbeiten.

(RP/rl)
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