Erkrath Lebendiges Mittelalter

Düsseldorf · Tag des offenen Denkmals im Haus Unterbach in Erkrath. Eine historische Modenschau begeisterte die Besucher.Die Bodendenkmalpflege stellte archäologische Kleinfunde aus jüngsten Grabungen aus.

So ungefähr 1090 Jahre ist es her, seit ungarische Stämme in Unterbach und Gerresheim eingefallen sind. Und seit dieser Zeit werden Wehranlagen in Unterbach vermutet. Das geschichtsträchtige Haus Unterbach öffnete an diesem Wochenende seine Pforten für die Bevölkerung.

Das Haus ist im 12. Jahrhundert erstmalig erwähnt worden. Dass Gemäuer mit dieser Historie geschützt sind, ist selbstredend. Dass sie erhalten, gepflegt und restauriert werden, ist das Verdienst von Reinhart Zech von Hymmen, Eigentümer von Haus Unterbach.

Kernsaniertes Herrenhaus

Seit 2004 wird das Herrenhaus kernsaniert. Die Bevölkerung konnte am Tag des Offenen Denkmals die archäologischen Funde besichtigen. An diesem sonnigen Spätsommertag wurde Geschichte und Geschichten präsentiert. Den größten Anteil an der Geschichten-Erzählung hatte die Gruppe "Gericheim & Freunde". Das sind Familien, die in ihrer Freizeit mittelalterliches Leben leben. In musealer Rekonstruktion fanden Modenschauen aus dem zivilen Leben einer mittelalterlichen Burg statt. So oder ähnlich muss es in Haus Unterbach zugegangen sein. Eine junge Frau zeigte, wie man einen zweifädrigen Zwirn herstellt, ein Schreiber spitzte seine Gänsefeder, um Texte abzuschreiben. Bunte Bänder wurden gewebt, an einem Tag wird ein Band fertig. Brot wurde zwar nicht gebacken, aber alles Wissenswerte darüber konnte man erfahren. Dass eine Frau im Mittelalter überhaupt keine Unterwäsche trug, sondern nur einen Unterrock, Männer dagegen aber Unterhosen und Beinlinge. Da eine Hose naturgemäß aus zwei Beinlingen besteht, spricht man noch heute von "Hosen", sagte die Modenschau-Moderatorin. Und "umgekehrt wird ein Schuh draus", bedeutet, dass das Leder von links genäht wurde. Dann drehte man das Innere nach außen und der Schuh war fertig.

Der Umhang wurde als wärmender Mantel über dem Kleid getragen und hieß Surcote, was vermuten läßt, dass die Mode schon damals aus Frankreich kam. "Allerdings kam sie nach Unterbach oder Gerresheim immer erst mit 20jähriger Verspätung", berichtet die Mittelalter-Expertin. Hanna Eggerath, Erkrather Heimatforscherin, erzählte, dass die Mär von den unterirdischen Gängen von Haus Unterbach über das Heiligenhäuschen zum Haus Brück, Haus Bavier und sogar bis zur Koburg im Neandertal blanker "Blödsinn" ist. Solche Gänge kann es wegen der Bodenbeschaffenheiten und der erforderlichen Wartungsarbeiten gar nicht gegeben haben.

(RP)
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