Mettmann Neandertaler: Museum lehnt Klon-Idee ab

Mettmann · Bärbel Auffermann, stellvertretende Leiterin des Neanderthal Museums, sieht die Idee kritisch.

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Die Aussage eines amerikanischen Wissenschaftlers, es könne schon bald möglich sein, ein Neandertaler-Baby zu schaffen, stößt im Mettmanner Neanderthal Museum auf wenig Verständnis: "Ich halte das für ethisch äußerst fragwürdig", sagt die stellvertretende Museumsleiterin Bärbel Auffermann. "Wenn ich einen Neandertaler klone, und das Kind wächst im heutigen Umfeld auf, dann wird es kein Neandertaler." Das Vorhaben sei absurd.

Der Wissenschaftler George Church von der Harvard Universität hat dem Nachrichtenmagazin "Spiegel" erklärt, dass es technisch bald möglich sei, den Neandertaler wiederzuerschaffen. Dazu müsse Erbmaterial (DNA) aus fossilen Knochen gewonnen werden, um daraus die Erbsubstanz beispielsweise der Neandertaler zu rekonstruieren.

Das sei heute schon möglich. Anhand dieses Materials könne man heutige menschliche Zellen verändern, um sie denen des Neandertalers anzugleichen.

Dann sei noch eine Leihmutter nötig, um das Neandertaler-Baby auszutragen. Einen "abenteuerlustigen weiblichen Menschen" stellt er sich dafür vor. Ziel sei, mit mehreren derart erschaffenen Menschen eine "Art Neandertaler-Kultur" entstehen zu lassen.

Das Neanderthal Museum kann den Visionen nichts Gutes abgewinnen: "Wir stehen dem kritisch gegenüber", sagt Bärbel Auffermann. Selbst wenn man einen "Neandertaler" erschaffe, wachse der ja nicht in der Neandertaler-Kultur und unter den Lebensbedingungen der Neandertaler auf, sondern in der heutigen Zeit zwischen "normalen" Menschen. "Weder die Kultur nur den Lebensraum der Neandertaler gibt es noch. Es werden keine Neandertaler entstehen, sondern heutige Menschen", sagt sie.

Überhaupt erschließe sich der Sinn solcher Vorhaben nicht. Auch die Ideen, Mammuts zu klonen, die immer wieder genannt werden, seien unnötig. DNA-Material aus Neandertaler-Knochen wird Church sich anderswo besorgen müssen als in Mettmann: "Ich kann mir schwer vorstellen, dass die Stiftung Neandertal das unterstützt", sagt Auffermann.

(cku/rl/ila/jco)
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