Mettmann Polizist ohne deutschen Pass

Düsseldorf · In der islamischen Moschee in Wülfrath warb die Polizei für den Beruf des Kommissars.Nachwuchskräfte mit Migrationshintergrund sind ausdrücklich erwünscht. Abitur und Sportabzeichen ist Pflicht.

WÜLFRATH Cem Kara ist 26 Jahre alt und seit 2002 Polizist. Nach drei Jahren Studium fährt er nun jeden Tag im Streifenwagen. Sieben Tage am Stück, nur eins von drei Wochenenden im Monat hat er frei, dazu der Wechsel von Früh-, Spät- und Nachtschichten. Seine Dienststelle konnte sich Cem Kara, der als Siebenjähriger nach Deutschland einwanderte, nicht aussuchen. Der Moslem kommt aus dem Münsterland und wird nach Stationen in Velbert, Heiligenhaus und Wülfrath nun in Ratingen eingesetzt.

Waffe schon mal benutzt?

„Musstest Du schon die Waffe benutzen“, fragt ihn Ana Prasevic gestern Abend in der islamischen Moschee an der Wülfrather Lindenstraße. „Sprichst du im Einsatz oft türkisch oder eher Deutsch“, will ein junger Mann wissen. „Was ist, wenn Du auf Rechtsradikale trifft, haben die ein Problem, das du Türke bist“, will ein anderer junger Mann wissen.

Die gut 20 türkisch-stämmigen Jugendlichen, die sich in der Moschee über den Beruf des Polizeibeamten informierten, hatten viele Fragen an Cem Kara. Er ist einer von 60 Kollegen mit Migrationshintergrund, die im Kreis Mettmann bei der Polizei ihren Dienst versehen. „Doch es sollen weitere hinzu kommen“, sagt Polizeisprecher Ulrich Löhe. 500 neue Kommissare werden am 1. September 2007 eingestellt. Eine stetige Zunahme der Migranten bei stagnierenden Geburtenzahlen von Deutschen werde die Gesellschaft verändern. „Deutschland ist ein Einwanderungsland, wenn wir uns als Polizei multikulturellen Modellen öffnen, hat das Vorbildcharakter“, sagt Einstellungsberater Marten Harms.

Der Anteil von Nichtdeutschen im Kreis Mettmann liegt derzeit bei etwa 16 000 Menschen, da sei es wünschenswert, das in der Polizei als Spiegelbild der Gesellschaft auch ein Anteil an Beamtem mit türkischem Migrationshintergrund arbeitet. Unbedingte Voraussetzung: „Sie müssen fließend Türkisch sprechen“, erklärt Harms. Bedingung ist das Abitur oder die volle Fachhochschulreife sowie das Sportabzeichen in Bronze und der Rettungsschein der DLRG. Dazu kommt ein Einstellungstest.

Die Hürden hat Cem Kara gemeistert. Seine Muttersprache hilft ihm im Einsatz beispielsweise mit älteren Migranten, „oft Frauen die 30 Jahr hier leben, aber schlecht oder gar nicht Deutsch sprechen“. Seine Waffe hatte er zwar schön öfter in der Hand, aber noch nie benutz. „Zum Glück“, sagt Kara.

(RP)
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