Mettmann Seibel-Villa wird kernsaniert

Düsseldorf · Das Haus an der Johannes-Flintrop-Straße bleibt erhalten. Der Eigentümer baut ein zusätzliches "Gartenhaus" und einen mehrgeschossigen Anbau. Neun Wohnungen und eine Praxis werden vermietet.

Jahrelang fristete die altehrwürdige Villa der Besteckproduzentenfamilie Seibel an der Johannes-Flintrop-Straße 58 ein Schattendasein. Sie stand mehrere Jahre leer. Zuletzt wohnten Asylanten in dem Haus, das die Stadt 1986 erworben hatte. Nach einem Ratsbeschluss bot das städtische Liegenschaftsamt das Grundstück ab 2007 auf dem Markt an. "Es meldeten sich einige Interessenten, die aber beabsichtigten, das Haus abzureißen und die Fläche neu zu bebauen", sagt Marlies Gumprich von der Stadtverwaltung. Obwohl das Gebäude, das Anfang des 20. Jahrhunderts von der Familie Seibel gebaut wurde, nicht unter Denkmalschutz steht, wollte die Stadt das stadtbildprägende Haus erhalten.

Schließlich meldete sich eine Erkrather Familie, die bereits das Haus am Brückchen 17 gebaut hatte. Das Grundstück grenzt direkt an das Haus Flintrop-Straße 58. Am Brückchen wohnen acht Familien unter einem Dach. Diese Familie wollte die Villa erhalten und das Gartengrundstück bebauen. Der Verkaufsabschluss kam im November 2009 zustande.

Unter der Leitung von Bauingenieur Ralph Fierenkothen aus Mettmann wird die Villa nun kernsaniert. "Die Bausubstanz ist solide und in Ordnung", sagt Fierenkothen, der schon mehrere Häuser in Mettmann vor dem Verfall gerettet hat. Im Keller existiert noch ein ehemaliger Luftschutzraum mit einer Stahltür und Eisenträgern in der Decke. Den hatte die Familie Seibel in den 40er Jahren bauen lassen. Die Räume im Haus sind – wie damals üblich – hoch, an der Fassade sind schöne Verzierungen von den früheren Eigentümer beim Bau des Hauses vor dem Ersten Weltkrieg angebracht worden. Unterm Dach wohnten die Hausangestellten der Familie Seibel. Alte Tapetenreste zeugen von dieser Zeit. Dort hat Fierenkothen in der Zwischendecke noch einen alten Brief aus dem Jahr 1949 und eine Fachzeitschrift aus dem Jahr 1903 gefunden. Beide Schriftstücke stammen von der Familie Seibel.

Der Dachstuhl wird erneuert und angehoben, sagt Fierenkothen, um auch diesen Bereich des Hauses besser nutzen zu können. "In der ehemaligen Villa werden zwei Wohnungen und eine Praxis eingerichtet", sagt der Bauingenieur. Die Baufirma Wislicki aus Mettmann baut derzeit das "Gartenhaus". In dem zweigeschossigen Neubau sind drei Wohnungen geplant. "Wir bauen bewusst nicht höher, damit auch von der alten Villa der Blick auf den Stadtwald erhalten bleibt". Ein begrüntes Dach auf dem "Gartenhaus" begünstigt die schöne Aussicht von der Villa in Richtung Mettmanner Bachtal.

Neben dem Haus Johannes-Flintrop-Straße 60 errichtet Ralph Fierenkothen einen mehrgeschossigen Anbau mit vier Wohnungen, die zusammen mit denen in der Villa barrierefrei zu erreichen sind. "Wir orientieren uns beim Anbau an der Brandschutzmauer des angrenzenden Gebäudes."

Der Schallschutz spielt eine große Rolle, damit die künftigen Bewohner nicht vom Lärm der Fahrzeuge gestört werden. Insgesamt (mit den Grundstückskosten) haben die neuen Eigentümer 1,8 Millionen Euro investiert. Das "Gartenhaus" soll Ende 2010 bezugsfertig sein, Villa und Anbau folgen in den darauffolgenden Monaten, sagt Fierenkothen. Die Objektvermietung liegt in den Händen von KDR-Immobilien.

(RP)
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