Ratingen Alles kommt von Herzen

Ratingen · Das große Team der Ratinger Tafel verteilt Lebensmittel an Menschen, die Unterstützung brauchen. Eva und Peter Schulze bringen die Produkte regelmäßig zu Familien in Ratingen West.

Eva und Peter Schulze stecken voller Energie. Sie packen an, sie verteilen frische Produkte in Tüten. Die Logistik funktioniert bestens. Jeder Handgriff sitzt. Klarer Fall: ein eingespieltes Team. Das Leben hat es gut gemeint mit ihnen, sagen sie. Den Kindern geht es gut, alles ist im Lot. Im Gespräch ist tiefe Zufriedenheit spürbar, die das stete Bedürfnis, Menschen helfen zu wollen, wie eine wohlige Decke umhüllt. Eva und Peter Schulze sind wieder unterwegs — und die Menschen, die sie besuchen, freuen sich auf das Ehepaar, das viele nützliche Sachen austeilen wird.

Ökumenisch getragen

Die Ratinger Tafel, die vom Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) und der Diakonie Ratingen ökumenisch getragen wird, ist ein Erfolgsmodell. Die Schulzes helfen mit Herz — und viele andere auch: 120 Mitarbeiter zählen zum wackeren Kreis derer, die das Unternehmen der guten Tat ehrenamtlich stemmen und mit Leben füllen. "Das ist einfach toll", urteilt Ingrid Bauer, die zu den Gründungsmitgliedern der Ratinger Tafel gehört.

Die Tafel-Räume an der Ecke Turmstraße/Grütstraße haben ihren Platz mitten in der Stadt — auch eine Botschaft an die Menschen, die glauben, dass es in einer vermeintlich reichen Kommune wie Ratingen keine Armut und keine Not gibt. Im Gegenteil: Lange Schlangen stehen vor der Tür. Ein gewohntes Bild. Für zwei Euro kommt ein reichhaltiges Angebot in die Tüten: Brot, Milchprodukte, Obst und viele andere Sachen, die nach den gesetzlichen Bestimmungen noch verwertbar sind. Bundesweit gibt es rund 800 Tafeln, die über 700 000 bedürftige Menschen versorgen. Die Zahl der Mitarbeiter wird auf 32 000 geschätzt.

Zu diesem riesigen Kreis gehören Eva und Peter Schulze, die bei Babuschka in Ratingen West klingeln. So nennen sie das russische Mütterchen, das sich wie ein kleines Kind über den Besuch freut. Ja, die gut gefüllten Tüten sind wichtig für Babuschka. Aber es ist vor allem die Herzlichkeit der Tafel-Mitarbeiter, die sie genießt und aufsaugt. Die Wohnung ist behaglich eingerichtet: viele Familienbilder, Decken und Kissen, Kerzen, ein Ort der Erinnerungen an ein bewegtes Leben. Peter Schulze überreicht ihr einen Blumenstrauß. Babuschkas Augen strahlen. Momente ohne Worte.

Bald geht es weiter für die beiden Lebensmittelboten, die ihr Tun und Wirken so umschreiben: "Es ist für uns einfach eine Selbstverständlichkeit. Wir wollen anderen helfen." Die regelmäßigen Fahrten nach Ratingen West, das Austeilen der Waren, die Gespräche mit den Menschen, die sich über die guten Gaben freuen — all dies ist für das Ehepaar, das seit vielen Jahren in Ratingen wohnt, zu einem unverzichtbaren Ritual geworden.

Eva Schulze ist 64 Jahre, ihr Mann 72 Jahre alt. Es seien vorwiegend ältere Menschen, die sich für die Ratinger Tafel engagierten, betont Ingrid Bauer (66). Die Gruppe der Helfer ist groß, das erfüllt die Mitarbeiter mit Freude. Eva Schulze hat aber auch festgestellt, dass es Menschen gibt, die sich mit Blick auf eine ehrenamtliche Tätigkeit nicht binden wollen. Das Tragen der schweren Tüten, die logistischen Aufgaben, Verlässlichkeit und Vertrauen — bei der Tafel geht es neben der Hilfe für andere Menschen auch um Kerntugenden.

Die beiden Rentner bringen sich unermüdlich ein. Über ihr Leben haben sie nicht viel erzählt. Es geht ihnen um andere Menschen, zum Beispiel um Babuschka, die genau weiß: Jeden Freitag klingelt es am Vormittag an der Tür. Dann stehen Eva und Peter Schulze im Flur — mit einem Lächeln und mit großer Herzlichkeit.

(RP/rl)
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