Heiligenhaus Beispielhafte Wärmegewinnung

Heiligenhaus · Die Schloss- und Beschlägefirma Steinbach & Vollmann nutzt erneuerbare Energien für einen Teil ihres Produktionsprozesses. Darum besuchte NRW-Umweltminister Johannes Remmel jetzt das Unternehmen im Rahmen seiner Rundreise "Zukunftsenergien NRW".

 Besuch vom Minister: Wolfgang Finger (rechts), Geschäftsführer von Steinbach & Vollmann, zeigt Landesumweltminister Johannes Remmel die firmeneigene Solaranlage.

Besuch vom Minister: Wolfgang Finger (rechts), Geschäftsführer von Steinbach & Vollmann, zeigt Landesumweltminister Johannes Remmel die firmeneigene Solaranlage.

Foto: jürgen venn

Für den Schloss- und Beschlägehersteller Steinbach & Vollmann (STUV) ist die Galvanisierung ein wichtiger Prozess in der Fertigung. Die Technik zur Wärmeerzeugung war aber alles andere als modern. Darum stand das Unternehmen vor gut fünf Jahren vor der Frage: Modernisierung oder Outsourcing? Für Geschäftsführer Wolfgang Finger keine einfache Entscheidung. "Weil die Ideen der damaligen Berater nicht kreativ waren, haben wir uns entschlossen, die Galvanisierung als eigenen Produktionsschritt beizubehalten."

Nicht nur das: Freie Kapazitäten sollten genutzt werden, um gegebenenfalls auch für Dritte diese Dienstleistung zu übernehmen. Dann war die Frage zu klären, mit welcher Technik die Wärmeerzeugung modernisiert wird. Nach Prüfung verschiedener Optionen stand die Entscheidung für Solarthermie, aber: "Investitions- und innovationsbereite Unternehmen sind auf sich gestellt, weil es an neutraler Beratung fehlt", sagt Finger. Standards für Privathaushalte stehen inzwischen fest und können von vielen Dienstleistern geplant werden. Für größere Ansprüche wie bei STUV fehlen die Erfahrungswerte. Die Realisierung des 220 000-Euro-Projekts gelang dennoch und auch die Amortisationszeit von acht Jahren geht wohl wie geplant auf. Die Solar-Anlage bei STUV ist immer noch die größte in der Region und eine der größten deutschlandweit. Deshalb wurde kurz nach Fertigstellung Professor Mario Adam von der FH Düsseldorf auf das Unternehmen aufmerksam – als Kooperationspartner für ein wissenschaftliches Projekt zur Optimierung solcher Anlagen. "Wir wollen nicht nur die Verbesserung der industriefähigen Solarthermien erreichen, sondern eine Standardisierung erarbeiten", erklärt Doktorand Sebastian Schramm. Neben den Düsseldorfern ist auch das an die FH Aachen angeschlossene Solar-Institut Jülich an dem Projekt beteiligt.

Für STUV hat sich die Kooperation ausgezahlt. Die Optimierung der eigenen Anlage ist vorbereitet und soll bald in Angriff genommen werden. Dafür werden noch mal rund 10 000 Euro für Materialien fällig, die Arbeiten übernimmt das Unternehmen in Eigenregie. "Knapp zusammengefasst kann man sagen, dass wir die bisherige Parallelschaltung der fünf Kessel in eine Reihenschaltung verändern", sagt Schramm. Natürlich ist der Prozess dahinter deutlich komplizierter, zumal mit der Solarwärme nicht nur der Galvanisierungsprozess unterstützt wird, sondern auch die Heizung und das Brauchwasser. Klassische Heizungstechniker sind mit einer nicht standardisierten Aufgabe in dieser Dimension noch überfordert. Alle Energieeffizienzmaßnahmen zusammengenommen sparen bei STUV rund 60 Prozent des Gasverbrauchs ein. "Eine Größenordnung im mittleren sechsstelligen Euro-Bereich", sagt Wolfgang Finger.

(stemu)
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