Heiligenhaus Einst Ruine, jetzt Schmuckstück

Heiligenhaus · Die Sanierung des Gebäudes Hauptstraße 142 ist fast abgeschlossen. Italienische Feinkost und Gastronomie sollen das ehemals heruntergekommene Gründerzeithaus beleben. Investor Sven van Gelder: "Die neue Trattoria wird voraussichtlich Ende Oktober öffnen." Eine Wohnung steht noch frei.

Vielen war es lange Zeit ein Dorn im Auge, manche sprachen gar vom Schandfleck mitten in der Stadt: Das Gründerzeithaus an der Hauptstraße 142, schräg gegenüber dem Rathaus, war heruntergekommen und durch die Werbung des langjährigen Pächters sowie die Nutzung als Spielhalle wenig ansehnlich. "Im Erdgeschoss lassen sowohl die Travertinfassade als auch die Schaufensterelemente aus Metall jeglichen baulichen Zusammenhang mit der Gestaltung im Obergeschoss vermissen, der außerdem durch das farblich und materialmäßig unpassende Werbeband zerschnitten wird", hatte schon der Geschichtsverein vor elf Jahren in seiner Buchveröffentlichung "Häuser aus der Gründerzeit" festgestellt.

Bis dahin hatte das Gebäude aber eine wechselhafte Geschichte hinter sich. Das genaue Alter lässt sich anhand belegbarer Dokumente nicht mehr feststellen. Mit baulichen Dokumenten taucht es erstmals 1959 auf, als für die Commerzbank das Erdgeschoss umgebaut wurde. Davor war es im Besitz verschiedener Familien, wurde gewerblich genutzt durch den Zahntechniker Emil Heners (1906-1910), als Manufaktur, Textiliengeschäft, Zigaretten- und Tabakwarenhandel, Uhrmacherwerkstatt und Herrenoberbekleidungsgeschäft. Auf die Commerzbank folgte der Spielhallen- und Kasinobetrieb. In die Substanz des Hauses Hauptstraße 142 wurde seit Jahren nicht investiert, die oberen Stockwerke waren schon nicht mehr nutzbar. "Es war fünf vor zwölf, als wir uns zum Erwerb der Immobilie entschieden", sagt Beigeordneter Harald Flügge. "Es wäre vermutlich weiter verfallen und spätestens nach zwei Jahren abrissreif gewesen."

Der Weiterverkauf an den Architekten und Sanierer Sven van Gelder hat sich gelohnt. "Das Haus vor dem Abriss zu retten ist eine städtische Rendite." Ein Neubau an der Stelle sei aufgrund der Lage nicht zu realisieren gewesen, weil das Haus zu allen Seiten angebaut ist. Nach der Sanierung, die fast abgeschlossen ist, erstrahlt das Haus in neuem Glanz. Ganz ohne Überraschungen ging es für den Architekten, Investor und Sanierer Sven van Gelder nicht ab: "Das hing vor allem mit der Statik zusammen." 87 Tonnen Beton und 53 Tonnen Stahlskelett sorgen inzwischen für höchste Stabilität. Beim Investitionsvolumen von 600 000 Euro ist es geblieben.

Auch der Zeitplan stimmt van Gelder fröhlich: "Bis auf die Dachgeschosswohnungen sind alle weg. Und die Trattoria ,Bella Puglia' wird voraussichtlich Ende Oktober, Anfang November eröffnen können. Im Oktober kommen jedenfalls Küche und Theke." Betreiber sind die Inhaber der Höseler 'Trattoria Onda Blu' , die in Heiligenhaus eine Dependance eröffnen wollen. Diese Nutzung ist ganz im Sinne der Stadtplaner. Gemeinsam mit den vorhandenen Restaurants, dem Eiscafé sowie einer neuen Nutzung des Kiosks auf dem Rathausplatz ergibt sich dann ein interessantes Ensemble für gesteigerte Aufenthaltsqualität in der Innenstadt. So, wie das die Stadtplaner seit vielen Jahren im Kopf haben.

(RP)
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