Lintorf Fitness für Demente

Lintorf · RP-Serie Gegen das Vergessen: In Lintorf findet – wissenschaftlich begleitet – Sport mit an Demenz Erkrankten und deren Angehörigen statt. Die Vorbereitung war schwierig, aber inzwischen ist es ein Vorzeigeprojekt.

 Die Trainerinnen Bettina Borsch und Conny Sorgenfrey (hinten) wissen, wie wichtig Aktivität gerade auch im Alter ist.

Die Trainerinnen Bettina Borsch und Conny Sorgenfrey (hinten) wissen, wie wichtig Aktivität gerade auch im Alter ist.

Foto: achim blazy

RP-Serie Gegen das Vergessen: In Lintorf findet — wissenschaftlich begleitet — Sport mit an Demenz Erkrankten und deren Angehörigen statt. Die Vorbereitung war schwierig, aber inzwischen ist es ein Vorzeigeprojekt.

Wenn in Lintorf ein gutes Dutzend Senioren Gewichte stemmt und mit Fußmanschetten die Knie hebt, dann handelt es sich nicht um Übungen in einem Fitnessstudio. Es sind Teilnehmer des von der Sporthochschule Köln initiierten Projektes "NADiA: Neue Aktionsräume für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen", ein spezielles Bewegungsprogramm für diese Zielgruppe.

Nach einer kurzen Aufwärmphase werden die immer gleichen Übungen mit Hanteln und Fußgewichten trainiert. Diese werden wechselweise im Sitzen und Stehen ausgeübt. So sind alle Muskelgruppen und Körperteile angesprochen und fördern die Fitness der Senioren. Die Stunde endet jeweils mit einem Sing- oder Bewegungsspiel, zum Beispiel "Laurentia", das viele noch aus der eigenen Kinderzeit kennen dürften.

Forscher der Deutschen Sporthochschule in Köln sind 2010 auf die Awo Lintorf zugekommen, denn das Institut für Bewegungs- und Sportgerontologie suchte für das wissenschaftlich begleitete Projekt Kooperationspartner. "Ich bin selbst sportlich aktiv und weiß, wie wichtig Aktivität auch im Alter ist", sagt Bettina Borsch. "NADiA klang sehr interessant und wir konnten uns gut vorstellen, daran mitzuwirken." Doch die Zeit bis zum Projektstart hat auch sehr viel Energie gekostet. "Es war nicht einfach, die vorgeschriebenen fünf Paare zu finden." Doch es hat alles geklappt. Im März machte Cornelia Sorgenfrey die Ausbildung in Köln und war so berechtigt, den Kursus zu leiten. Er begann im Mai 2010.

"Ich habe schon vorher das Demenzcafé mit betreut und wurde deshalb angesprochen", sagt die Seniorenheim-Mitarbeiterin. "Die Arbeit macht auch deshalb großen Spaß, weil die Gruppe mit der Zeit zu einer Einheit zusammengewachsen ist."

Die Angehörigen treffen sich inzwischen auch außerhalb des zweimal wöchentlichen Angebots zum Austausch. Dazu wurde ein zusätzlicher monatlicher Nachmittagskaffee eingerichtet. Rund zwei Jahre lang wurde das "NADiA"-Projekt wissenschaftlich begleitet und die Ergebnisse ausgewertet. Im Januar 2011 erhielt die evangelische Kirchengemeinde Lintorf-Angermund die Anerkennung als niederschwelliges Angebot. Sie ermöglicht die Erstattung der Teilnehmerbeiträge durch die Pflegekassen. Vom Projekt "NADiA" profitiert auch das Demenzcafé "Lintorfer Stube". Einige Teilnehmer nehmen auch daran teil, wodurch das Café besser besucht ist als andere Angebote in Ratingen. Zum Programm gehören auch regelmäßige Ausflüge wie zum Beispiel ins Lehmbruck-Museum nach Duisburg. "Die bieten dort ein spezielles Programm für demente Menschen an, das gut ankommt", sagt Bettina Borsch. In beiden Angeboten für Demente und deren Angehörige sind immer Plätze frei.

Interessierte wenden sich an den Aktivtreff 60plus, Krummenweger Straße 1 in Lintorf, Tel. 31611.

(stemu)
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