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Düsseldorf · ANALYSE Innenstadt-Zukunft zwischen Rechenmodell und Freizeitträumen: Immobilienexperten nehmen die Marktchancen des Kiekert-Areals unter die Lupe. Und Planer entwickeln ein Modell für das alte Bahnhofsgelände.

ANALYSE Innenstadt-Zukunft zwischen Rechenmodell und Freizeitträumen: Immobilienexperten nehmen die Marktchancen des Kiekert-Areals unter die Lupe. Und Planer entwickeln ein Modell für das alte Bahnhofsgelände.

Die Rahmenbedingungen sind nicht üppig, aber das ficht Planer Friedhelm Terfrüchte nicht an. Sein Büro hat Vorstellungen dazu entwickelt, was auf dem alten Bahnhofsgelände alles möglich werden könnte — wenn erst einmal für vergleichsweise kleines Geld ein baulicher Rahmen geschaffen wäre. Einen solchen Rahmen schilderte er den Stadtentwicklern.

"Wenig Zeit, begrenzte Mittel" — mit diesen Grenzen musste er bei seinem Konzept leben. Von konkreten Summen war dabei nicht die Rede, wohl aber von einem Zeitplan: Baumfällarbeiten bis Ende Februar, Pflanzungen im Frühjahr, Bauarbeiten im Sommer und Herbst.

Die "bebilderte Ideensammlung", wie der technische Beigeordnete das Ganze einleitend nannte, setzt vor allem darauf, maximale Möglichkeiten für aktive Freizeitgestaltung zu schaffen. Und dies in einem Rahmen, der die Bahnhofsgeschichte optisch in Erinnerung ruft: durch die Freilegung der alten Gleise, der Laderampe und Teilen des Bahnsteiges. Ein "fliegendes Dach", eine alte Bahnhofsuhr wären denkbare Details. Seine Zielgruppe hat Terfrüchte fest im Blick. "Die Menschen werden, wenn sie den Panoramaradweg nutzen und hier vorbeikommen, nach Gastronomie und Dienstleistungen lechzen", so seine Prognose. Ist erst einmal "Luft und Raum" geschaffen, könnten Waggons die Szenerie beleben. Vorbilder hierzu hat Terfrüchte im Ruhrgebiet gefunden, wo alte Bahnwaggons entlang vergleichbarer Trassen schon als Cafés dienen.

Neue Fahrradstation?

Gern gesehen wäre auch eine Fahrradstation. "Nach den Planern müssen die Immobilienfachleute kommen, der ADFC, wer auch immer", betonte Terfrüchte. Erst dadurch könne die erwünschte "Servicekultur" in zukunftsträchtiger Lage entstehen. Das, was bisher konkret ist, nannte Harald Flügge im Ausschuss die "Planung der Bühne". Die Frage danach wird sein: Muss sich nun zuerst ein Ensemble finden, das die Stätte bespielt — oder findet dies erst statt, wenn das Publikum sein Interesse bekundet hat?

Ein Stück konkreter fiel die "Markt- und Standortanalyse" für das Kiekert-Areal aus, das die Experten des Bochumer Inwis-Instituts vorbereitet hatten. Vorschusslorbeeren auch hier: "Wir sind begeistert über die Nähe zu funktionierenden Geschäftszentren", sagte der Gutachter. Für die Produktentwicklung insgesamt gebe es eine "positive Ausgangslage". Der Rat der Immobilienexperten: Man solle sich beim Angebot möglichst breit aufstellen, nicht auf eine spezielle Zielgruppe setzen, wenn es um das innenstadtnahe Wohnquartier der Zukunft gehe. Für wenig geeignet hält man freistehende Einfamilienhäuser und Doppelhaushälften auf dem Gelände.

Stattdessen seien "urbane Mischformen" gefragt: Reihenhäuser, Stadthäuser, Gartenhofhäuser und Singlehäuser. Preise über 300 000 Euro beim Kauf einer Wohnimmobilie dort oder Mieten jenseits von neun Euro pro Quadratmeter schätzen die Experten als "schwer realisierbar" ein. "Wenn das Produkt stimmt", seien Immobilienpreise zwischen 190 000 und 260 000 Euro denkbar. Im Mietwohnungsbereich gehe es darum, "mehr als Standard" zu bieten. Verkaufbar wären nach Inwis-Prognose etwa 20 Einfamilienhäuser pro Jahr und 15 Eigentumswohnungen. Im Prinzip gehe es nun darum, früh die Werbetrommel zu rühren — "für, vielfältige Zielgruppen aller Generationen".

"Leben im Quartier"

Womit der gute Rat nicht neu erfunden wäre. Außen vor in der Betrachtung blieb das Thema Einkauf und Gewerbe auf dem Areal. Und auch das Stichwort "Hochschulstandort" kam nur am Rand vor in der Bemerkung, dies werde "Leben ins Quartier" bringen. Währenddessen gehen die Sorgen des Einzelhandels bereits in die Richtung, dass ein großer Hochschulstandort zwar Platz für Handel und Gewerbe — und eben weniger für Wohnraum übriglassen könnte. Die Frage bleibt, inwieweit dies austarierbar ist, weil die Stadt nicht allein entscheidet.

(RP)
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