Ratingen Hygiene ist mehr als Händewaschen

Ratingen · Aufrüsten im Kampf gegen Krankenhauskeime: Fachkräfte am Klinikum Niederberg setzen auf Information und die Mitarbeit von Patienten.

 Dr. Erdmuth Schubert, Ärztlicher Direktor am Klinikum.

Dr. Erdmuth Schubert, Ärztlicher Direktor am Klinikum.

Foto: janicki

Aufrüsten im Kampf gegen Krankenhauskeime: Fachkräfte am Klinikum Niederberg setzen auf Information und die Mitarbeit von Patienten.

 Ein Schwarzlicht-Test bringt es an den Tag: Die dunklen Stellen auf den Handoberflächen zeigen die Flächen, die unzureichend desinfiziert sind. Korrekte Wasch- und Desinfiziertechnik kann das verhindern.

Ein Schwarzlicht-Test bringt es an den Tag: Die dunklen Stellen auf den Handoberflächen zeigen die Flächen, die unzureichend desinfiziert sind. Korrekte Wasch- und Desinfiziertechnik kann das verhindern.

Foto: Achim Blazy

Der Test geht ganz einfach: Ein paar Spritzer Spezialflüssigkeit auf die Hände sprühen, Händewaschen simulieren, bis alles trocken ist. Die Überraschung folgt sofort: Schwarzlicht macht sofort sichtbar: Auf den Händen der Versuchsperson, besonders auf Handrücken und auf der Oberseite der Finger zeichnen sich tiefdunkle Flecken ab. Der Lerneffekt: Genau so sollen Hände nach einer Desinfektion eben nicht aussehen.

Nicht nur an ihrem Stand "Wir ´machen mit — Aktion saubere Hände" sind Sabine Trett und Carola Sauer gefragte Ansprechpartnerinnen. Beide sind Hygienefachkräfte, Trett steckt noch mitten in der aufwendigen Fortbildung. "Die aktuelle Gesetzgebung sieht seit März 2012 vor, dass Kliniken eigene Kräfte für den Bereich Hygiene beschäftigen müssen", erklärt Trett. In welchem Umfang dies zu geschehen hat, ist von Haus zu Haus unterschiedlich. Am Klinikum Niederberg liegt die Verantwortung in den Händen des ärztlichen Direktors, Dr. Christoph Löhlein (Hygieneverantwortlicher) und des Chefarztes der Kinderklinik, Dr. Erdmuth Schubert (Hygienebeauftragter).

Diese Organisation stellt sicher: "Auf allen Stationen sind die Laborbefunde jedes einzelnen Patienten bekannt. Wird ein Erreger bei drei Patienten zugleich entdeckt, sprechen wir von einem Ausbruch", sagt Sabine Trett. Jede Station verfüge inzwischen über eigenes geschultes Personal. "Es gibt unter Patienten ein bemerkenswert wachsendes Interesse am Thema Krankenhauskeime", so die Erfahrung des leitenden Orthopäden Martin Händler. Die hochgradig ansteckenden Keime sind eine Gefahr vor allem für ältere Patienten, die durch Vorerkrankungen geschwächt sind. Zwar seien auch die multiresistenten Keime — sie können nicht mit Standard-Antibiotika bekämpft werden — in den Griff zu bekommen. Doch Reservemedikamente für den Krankenhausbedarf sind das letzte Mittel.

Das erste Mittel zu Schutz und Selbstschutz heißt nach wie vor "Handhygiene". Für die Expertinnen in der Klinik ist klar: "Infektionen sind das Thema der Zukunft." Der Infostand, der seit 2009 zum Programm gehört, soll frühe Informationen und wirksame Gegenmittel auf eingängige Weise zeigen. Bei der Handdesinfektion nicht die Ringe abzustreifen, ist ein absolutes Unding." Das ist nur einer der Tipps, die die Hygienefachkräfte parat haben. Und beim Händewaschen mit Wasser und Seife werden gern auch schon mal Handrücken und Fingernageloberflächen vernachlässigt. Desinfektion braucht eben doch ein wenig Übung. Die Hände sind der Übertragungsweg Nummer eins. Was bei näherer Erklärung einleuchtet: "Denken Sie doch nur an einen gewöhnlichen Einkauf. Sie fassen einen Einkaufswagen an, klinken, Wechselgeld, anschließend das Autolenkrad — es kommt eben eine Menge zusammen", sagt Carola Sauer. Dies bedeute m Umkehrschluss aber nicht, dass man daheim allen Krankheitserregern mit chemischer Keule oder hochspeziellen Desinfektionslösungen den Garaus machen sollte. "Desinfektionsmittel sind für den Hausgebrauch nützlich, wenn im familiären Umfeld ansteckende Krankheiten aktuell vorhanden sind." Zudem gebe es auch Mittel, die sogar gegen Viren etwas ausrichten können. Dies muss aber auf der Verpackung durch den Hersteller ausgewiesen und nachgewiesen sein. Allereinfachsten Schutz bietet dagegen schon das ganz normale Händewaschen — nur eben besonders gründlich.

(RP/rl)
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