Ratingen Kampf gegen Taschendiebe

Ratingen · Die Polizei will informieren und vorbeugen, denn die Zahl der Diebstähle nimmt gerade in der Vorweihnachtszeit drastisch zu. Die RP begleitete den Opferschutzbeauftragten Frank Bons bei einem Rundgang durch die Innenstadt.

 Die Polizei in Ratingen macht mobil gegen Taschendiebstähle.

Die Polizei in Ratingen macht mobil gegen Taschendiebstähle.

Foto: Bundespolizei

Damit hat Frank Bons gar nicht gerechnet. Noch vor wenigen Minuten hat er den Transporter der Polizei in unmittelbarer Nähe zum Marktplatz abgestellt, dann diverse Info-Plakate angebracht, die schnell zeigen sollen, warum der Kriminal-Hauptkommissar dort steht. Er und seine Kollegen wollen im Kampf gegen Taschendiebe informieren und Tipps geben, wie man sich schützen kann. Nun will sich der Opferschutzbeauftragte der Kreispolizeibehörde Mettmann also unter die Bürger mischen.

Plötzlich naht eine ältere Dame heran, sichtlich erschüttert, denn sie ist bestohlen worden. "Jetzt hat es mich erwischt", sagt sie mit belegter Stimme. Eigentlich habe sie sich doch nichts vorzuwerfen, erzählt die Frau. Sie habe ihre Handtasche vorne getragen. "Und die beiden Reißverschlüsse waren fest verschlossen", betont sie. Dennoch hätten Unbekannte aus der Tasche ein Portemonnaie entwendet, einen Talisman und EC-Karten, dazu ein Bild von ihrem verstorbenen Mann — alles weg. Die Frau kann es nicht fassen. Das Geld, rund 115 Euro, sei ihr nicht so wichtig. Sie habe die EC-Karten natürlich sofort sperren lassen. "Es ist mir unbegreiflich, wie das passieren konnte", merkt sie an.

Bons hört ruhig zu. Die Geschichte macht ihn nachdenklich. "Dies zeigt, wie wichtig unsere Aktion ist", erklärt der Polizist, der nun mit kleinen Karten durch die Innenstadt geht und Informationsmaterial verteilt. Der Blick des Beamten ist geschult. Bons sieht genau, wo Gelegenheit Diebe machen kann — etwa bei der Frau, die mit ihrem Rollator unterwegs ist, mal eben auf der Düsseldorfer Straße nach links in eine Auslage schaut und dabei vergisst, dass die Handtasche nahezu ungesichert herumbaumelt.

Bons spricht die Frau freundlich an, stellt sich vor und zeigt ihr die "Gelbe Karte gegen Leichtsinn". Unten, auf dem kleinen Stück Papier, steht, dass ein "Taschendieb jetzt zugegriffen hätte". Die Ratingerin ist sichtlich irritiert, merkt dann aber schnell, dass sie tatsächlich unachtsam war. Solche Situationen kommen während des Rundgangs immer wieder vor.

Bons tritt nicht rechthaberisch auf. Behutsam geht er auf die Menschen zu, die zunächst eher an eine Aktion der Sorte "Versteckte Kamera" denken. Die Aktion in Ratingen ist für Bons eine Premiere — jedenfalls in dieser geballten Form. Die Zahl der Taschendiebstähle habe deutlich zugenommen, sagt er. In der Vorweihnachtszeit gebe es für die Täter viele Möglichkeiten, schnell und völlig unbemerkt an Geld und EC-Karten zu gelangen.

Im Fall der alten Dame, die bestohlen wurde, ist der Experte für Kriminalprävention selbst überrascht. Dies zeige, dass "die Diebe äußerst professionell vorgehen". Normalerweise suchen die Täter die Enge, rempeln jemanden an, nutzen nur wenige Sekunden der Unachtsamkeit.

Im aktuellen Fall kann das Opfer nicht ansatzweise eine Täterbeschreibung abgeben. Mehr noch: Die Frau kann sich nicht an einen Schubser oder einen anderen Körperkontakt erinnern. "Im Grunde hat sie mit der verschlossenen Handtasche, die sie vorne getragen hat, alles richtig gemacht", urteilt Bons. Dennoch sei sie bestohlen worden.

(RP)
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