Ratingen Orgelkonzerte zu Ehren von Notre-Dame
Ratingen · Zum 850. Tag der Grundsteinlegung in Paris stellt Ansgar Wallenhorst, Kantor an St. Peter und Paul, die Architektur und ihre Musik vor.
Im tiefsten Mittelalter, als die Wolken der Geschichte noch sehr tief über Ratingen hingen, wurde bereits mit dem Bau der Kathedrale Notre-Dame de Paris begonnen. Das war im Jahr 1163. Nun ist der Erinnerungstag der Grundsteinlegung, der 6. Mai, zum Welt-Orgel-Tag erklärt worden, und es finden mehr als 850 Orgelkonzerte weltweit statt. Ratingen ist auch dabei.
Als verbindendes Element haben alle Konzerte am Weltorgeltag ein Stück im Programm, das von einem Organisten in Notre Dame stammt. So spielt Ansgar Wallenhorst am 6. Mai in St. Peter und Paul "Cathedrales" von Louis Vierne, der von 1900 bis zu seinem Tod 1937 Titularorganist der Kathedrale war. Er starb bei einem Konzert an einem Gehirnschlag.
Die musikalischen Feierlichkeiten werden, wie das in St. Peter und Paul üblich ist, nicht ohne Vorbereitung über die Besucher hereinbrechen: Ansgar Wallenhorst will deshalb am Samstag die innere Verbindung von gotischem Baustil, Entstehung vokaler Polyphonie und deren Auswirkungen auf die abendländische Musiktradition von Perotin bis heute mit unterschiedlichen Mitteln verständlich machen. So gibt es auf der Empore Video-Ausschnitte, Tondokumente und weitere Erklärungen, die Architektur und Musik der Schule von Notre-Dame beleuchten. Zu Beginn erklangen auch an Notre-Dame nur gregorianische Gesänge ausgebildeter Männerstimmen. Gleichsam mit dem Wachsen der Kirche entwickelte sich dann die geistliche Musik zur Mehrstimmigkeit. In theologischer Hinsicht wurden Kirchen – Demonstrationen der Macht der Herrschenden und des Klerus – als ein gebauter Teil der Liturgie verstanden; sie wiesen auf das himmlische Jerusalem. Die Abteikirche von Saint-Denis, nicht weit von Notre-Dame nördlich gelegen, sollte "der neue Tempel Salomons" werden. Mit dem Abschluss des Nordturms 1250 war die Kathedrale Notre-Dame wiederum faktisch fertiggestellt und funktionstüchtig.
St. Peter und Paul in Ratingen erhält im 12. Jahrhundert, noch vor der Stadterhebung, das östliche Turmpaar, das noch heute, zwar im Laufe der Jahrhunderte verändert, das Bauwerk mitprägt. Und um 1150 werden in das Hauptschiff und wahrscheinlich auch in die Seitenschiffe Gewölbe eingezogen. In den Jahren 1220 bis 1250 wird der bis heute mächtige Westturm errichtet. Im letzten Jahrhundert wiederum wurde ein Werk komponiert, das am Montag zu Gehör kommt: Die Symphonie-Passion op. 23 von Marcel Dupré. Er hat diese Komposition 1923 auf der größten spielbaren Orgel der Welt begonnen – der siebenstöckigen Orgel im Innenhof des heutigen Kaufhauses Macy's in Philadelphia, das damals noch Wanamaker Department Store hieß. Nun erklingt sie hier.
