Ratingen Rathausspitze ist männlich

Ratingen · In Ratingen gab es noch nie eine Dezernentin, von 18 Amtsleiterstellen im Rathaus sind nur fünf mit Frauen besetzt. Doch ein Umschwung ist spürbar dank flexiblen Arbeitszeiten und Förderung, so Personalamtsleiter Christian Roß.

Der 23. März war in diesem Jahr in Deutschland der "Equal Pay Day" (der Tag der gleichen Bezahlung). An diesem Tag hatten Frauen so viel verdient wie Männer bereits Ende 2011. Noch immer verdienen Frauen weniger als Männer und auch sonst haben sie es schwerer, Karriere zu machen oder Beruf und Kinder unter einen Hut zu bringen. In der Wirtschaft ist dies Fakt, doch wie sieht es im Ratinger Rathaus aus? Haben Frauen die gleichen Chancen wie ihre männlichen Kollegen und wie familienfreundlich ist ein Arbeitsplatz dort?

"Eigentlich sieht es bei uns ganz gut aus", sagt Christian Roß, Personalamtsleiter. In der Stadtverwaltung sind die Frauen leicht in der Überzahl, 614 Frauen arbeiten dort. Ihnen zur Seite stehen 592 männliche Kollegen. Doch schon bei der Anzahl der Arbeitnehmer in Teilzeit wird der Unterschied deutlicher. Von 333 Angestellten in Teilzeit sind lediglich 36 Männer, eine Tatsache, die sich auch in der freien Wirtschaft widerspiegelt.

Ähnlich sieht es in einem weiteren Bereich aus. Von den 18 Amtsleiterstellen sind lediglich fünf mit Frauen besetzt, eine weibliche Dezernentin gibt und gab es noch nie. "Natürlich ist das nicht optimal, aber wir arbeiten daran", erklärt Roß. Als er 1965 bei der Stadtverwaltung anfing, gab es überhaupt keine Frauen in Führungspositionen. "Da hat sich schon eine Menge geändert", so Roß. In Zukunft solle die Zahl der Frauen jedenfalls größer werden, "aber entscheidend ist nach wie vor die Qualifikation".

Soweit die Zahlen, aber wie flexibel und familienfreundlich ist die Arbeit in der Verwaltung? "Es nutzen immer mehr Väter die zwei Monate Elternzeit, und zwar in allen Verwaltungsbereichen", sagt Roß. Und auch die Arbeitszeit könne, je nach Amt, in Absprache mit dem Vorgesetzten äußerst flexibel gestaltet werden. Zwischen 6.30 und 19 Uhr kann gearbeitet werden, man müsse nur auf die entsprechende Stundenzahl kommen. Manche arbeiten so nur vier Tage in der Woche, dafür an diesen vier Tagen länger als die Kollegen.

Ein Telearbeitsplatz in Sicht

Je nach Arbeitsbereich können Telearbeitsplätze eingerichtet werden. "Momentan richten wir so einen Arbeitsplatz für eine alleinerziehende Mutter ein", erklärt Roß. Wenn eine Mutter aus der Elternzeit kommt, hat sie übrigens keinen Rechtsanspruch auf ihren alten Arbeitsplatz und kann innerhalb der Verwaltung versetzt werden. Nur bei besonders ausgebildeten Mitarbeitern, etwa Ingenieuren, ist die Rückkehr ins alte Amt möglich.

Ein Recht auf Fortbildung haben dagegen alle Arbeitnehmer, auch die, die in Elternzeit sind. "Viele machen bei Fortbildungen mit, kurz bevor sie wieder anfangen zu arbeiten, um sich so den Einstieg zu erleichtern", sagt Roß. Und auch ein Aufstieg als Teilzeitkraft ist laut Personalamtsleiter möglich. "Wir haben sogar einen Amtleiter in Teilzeit." Entscheidend sei die Qualifikation bei der Besetzung von Stellen, dabei würden auch die Gleichstellungsbeauftragte und der Personalrat mitentscheiden.

Einen Kindergarten gibt es im Rathaus nicht. "Das wurde mal vom Jugendamt geprüft, aber das Interesse war nicht da", so Roß. Schließlich würden nicht alle Mitarbeiter in Ratingen wohnen. Und dass der Verwaltungsvorstand rein männlich ist, ist für ihn keine Sache der Verwaltung. "Das muss die Politik entscheiden." FRAGE DES TAGES

(cebu)
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