Homberg Sandgrube wird Naturparadies

Homberg · Die ehemalige Formsandgrube Liethen an der Brachter Straße endet nicht als Deponie.

 Die Sandgrube Liethen in Homberg: Hubert Bosch zeigt auf die Sandwände, die unzählige Kleintiere beherbergen. Vorne muss der Baumbestand regelmäßig gestutzt werden, damit das Sonnenlicht die Sandwände erreicht.

Die Sandgrube Liethen in Homberg: Hubert Bosch zeigt auf die Sandwände, die unzählige Kleintiere beherbergen. Vorne muss der Baumbestand regelmäßig gestutzt werden, damit das Sonnenlicht die Sandwände erreicht.

Foto: achim blazy

Die ehemalige Sandgrube Liethen, jahrelang als Sondermülldeponie im Gespräch, ist seit Mitte September rechtssicher Naturschutzgebiet. "Leider lädt diese Nachricht nicht dazu ein, nun die Hände in den Schoß zu legen," sagt Hermann Pöhling, Vorsitzender der Bürgerinitiative (BI) Sandgrube Liethen, die sich seit Jahren für die Sandgrube einsetzt.

Wichtig sei jetzt, dass die Öffnungen in die Landschaft nach Westen und Osten offen bleiben — da habe die Stadtverwaltung bekanntlich andere Vorschläge: Über den Regionalplan soll im Westen des Naturschutzgebiets ein allgemeiner Siedlungsbereich möglich werden. Dann könnten dort Wohnungsbebauung und nicht störendes Gewerbe angesiedelt werden.

Der Bezirksausschuss Homberg hat dies bereits abgelehnt. Die Entwicklung einer sogenannten neuen Ortsmitte im Bereich des Straßendreiecks Steinhauser Straße / Meiersberger Straße und damit im Osten der Sandgrube, müsse auch aus Gründen des Naturschutzes ebenso und unbedingt abgelehnt werden, so Pöhling.

Dr. Hubert Bosch, Vorstandsmitglied der BI und Biologe: "Jegliche weitere neue großflächige Bebauung um die Sandgrube, egal, ob im Osten, Norden oder Westen, hat zu unterbleiben. Die Tierwelt der Sandgrube hat schon durch die aktuelle Bebauung entlang der Hamannstraße/Nordseite mächtig und irreparabel gelitten. Unter anderem sind die dort einst vorhandenen großen Populationen an eigentlich geschützten Erdkröten und Grasfröschen ausgelöscht worden.

Die Insektenpopulationen in unserer Sandgrube, dazu zählen die extrem bedrohten Wildbienen, finden alleine in der Sandgrube nicht ausreichend Futter für ihre Brut. Sie sind dringend auf Nahrungsflüge in die nähere Umgebung der Sandgrube angewiesen. Wenn man nun die unmittelbare Umgebung der Sandgrube weiter verbaut, würden insbesondere die zu schützenden Insektenpopulationen erlöschen."

Zudem müsse es ein Ziel des Naturschutzes sein, die noch vorhandenen natürlichen Lebensräume miteinander zu vernetzen, um die zu schützenden Populationen nicht zu isolieren und einen Austausch zu ermöglichen, so Bosch weiter. Und: "Jegliche weitere Bebauung um die Sandgrube würde diesem Ziel massivst im Wege stehen, wäre also kontraproduktiv, da natürliche Wanderwege versperrt würden. Eine Sandgruben-Oase inmitten einer mehr oder weniger durch Bebauung versiegelten Landschaftswüste wäre als Naturschutzgebiet nicht überlebensfähig."

Die "Bürgerinitiative gegen die Verfüllung der Sandgrube Liethen" entstand Ende der 90er Jahre unter der Federführung von Wolfgang Seidel. Es ging darum, zu verhindern, dass die Grube mit kontaminiertem Material verfüllt wurde und eine Sondermülldeponie entstand. Seit 2001 ist die BI eine eingetragener Verein. Der BI und der Bevölkerung sei es zu verdanken, dass aus der Sandgrube ein Naturschutzgebiet entstanden sei, so Pöhling, der 2009 die Nachfolger von Seidel antrat.

(RP)
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