Ratingen Spritpreise fahren Achterbahn

Düsseldorf · Fast täglich werden an den Tankstellen die Spritpreise geändert – manchmal schon nach wenigen Stunden. Ratinger Tankstellen-Betreiber Savvas Tsenikidis: "Am Sonntagnachmittag und am Montag ist am günstigsten."

Ratingen Montagmorgen an einer Ratinger Innenstadttankstelle: ein Liter Superbenzin kostet 1,37 Euro, der Liter Diesel 1,17 Euro. Stunden später, der Ratinger Autofahrer hat gerade beschlossen, seine Wochenration zu tanken, steht er fassungslos vor der gleichen Zapfsäule und staunt ungläubig: der Liter Superbenzin kostet 1,46 Euro und der Liter Diesel 1,26 Euro.

Und diese Preisschwankungen sind keine Seltenheit. Wurden die Spritpreise vor zehn Jahren einmal die Woche geändert, gibt es heute fast täglich Preisrunden. Wobei der Sonntag und Montag oft die günstigsten Tanktage sind. Wie kommt es zu den starken Schwankungen, zumal eine Erklärung über die Entwicklung des Ölpreises nicht zieht? Wir haben Ratinger Tankstellenbesitzer hierzu gefragt.

Jörg Willert, Inhaber der Avia Tankstelle in Ratingen Hösel: "Aus meiner Sicht liegt den Preisschwankungen eine Verkaufsstrategie der Mineralölkonzerne zugrunde. Wir Tankstellenbesitzer haben unmittelbar keinen Einfluss, da uns die Preise durch die Ölfirmen vorgegeben werden. Natürlich reagieren unsere Kunden auf die Schwankungen und nutzen Tage mit günstigen Preisen."

Auch Heike Wies von der Aral Tankstelle auf der Volkardeyer Straße weist auf die Preisvorgabe durch den Konzern hin. Aber sie hat festgestellt, dass ihre Stammkunden unabhängig von der Preisgestaltung tanken.

Stets die Konkurrenz im Blick

Anders ist das Verhalten der Kunden bei der Radio Neandertaltankstelle auf der Hans-Böckler-Straße, die der Grieche Savvas Tsenikidis betreibt. Auch er ist bei der Preisfestsetzung zwar abhängig von seinen Benzinlieferanten, beobachtet allerdings auch die Mitbewerber auf der Bahnstraße und am Stadionring und reagiert, wenn hier die Preise verändert werden. Sein Tipp: "Die günstigsten Tage sind meist der Sonntagnachmittag und der Montag. Wir haben dann an unserer Tankstelle einen Umsatz, der vier- bis fünfmal so hoch wie normal ist." Hat er eine Begründung dafür, dass gerade zu Wochenanfang die Preise günstig sind? Hierzu Tsenikidis: "Die Strategie der Mineralölfirmen ist: der Autofahrer, der Anfang einer Woche seinen Tank volltankt, kommt – meist durch die Fahrten zur Arbeitsstelle – hiermit nur bis zum Freitag aus. Und da er auch am Wochenende fahren will, tankt er dann notgedrungen Ende der Woche Benzin auch zu hohen Preisen, allerdings in geringeren Mengen." Als Empfehlung rät Tsenikidis seinen Kunden, die Preise gut zu beobachten. "Unsere Kunden können uns jederzeit anrufen, wir sind gerne bereit, aktuelle Preisinformationen zu geben."

Detlef Brandenburg, Pressesprecher der Aral AG in Bochum, weist auf die angespannte Marktsituation bei den Tankstellen hin: "Die starken Schwankungen beim Benzin sind auf den steigenden Wettbewerb zurückzuführen. Der Absatz von Kraftstoff stagniert seit 1999/ 2000, die Anzahl der Tankstellen bundesweit hat sich aber nicht verändert. Das hat zu mehr Wettbewerb geführt. Hatten wir in 1999 noch 45 Preismaßnahmen, waren es in 2009 schon 158. Unsere Tankstellen beobachten den lokalen Markt und melden uns Veränderungen des Wettbewerbes nach Bochum, so dass auch wir von hier aus mit unseren Preisen reagieren können."

Der Pressesprecher weist auch darauf hin, dass Deutschland unter den 27 EU-Ländern den niedrigsten Nettopreis (ohne Berücksichtigung von Steuern) beim Kraftstoff hat.

(RP)
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