Heiligenhaus Stadt sucht dringend einen Augenarzt

Heiligenhaus · Sie gilt als Bürgerin, die Themen anpackt und Lösungen findet: Angelika Binkowski-Nimmert. Dafür wurde der Vorsitzenden der Heiligenhauser Bürgervereine im April im Großen Sitzungssaal des Rathauses das Bundesverdienstkreuz überreicht. Vielleicht war es ein Fehler von ihr, dabei anzukündigen, auch weiter aktiv sein zu wollen. Denn jetzt hat sie ein weiteres Heiligenhauser Problemfeld zu klären: Es fehlt ein Augenarzt in der Stadt (RP berichtete).

 Angelika Binkowski-Nimmert will mit der AG der Bürgervereine Druck machen.

Angelika Binkowski-Nimmert will mit der AG der Bürgervereine Druck machen.

Foto: Achim Blazy

"Nach der Berichterstattung in der Zeitung wurde ich plötzlich mehr darauf angesprochen, mich doch mal um den Augenarzt zu kümmern", sagt Binkowski-Nimmert. konnte die rührselige, zurzeit gesundheitlich leicht angeschlagene, Dame nicht "nein" sagen. Und stellte schnell fest, dass das gar nicht so einfach ist. "Die verschiedenen zuständigen Stellen an einen Tisch oder zu einer Infoveranstaltung zu bekommen ist eine echte Herausforderung." Dennoch ist es ihr gelungen, zumindest drei Vertreter (s. Infobox) zur nächsten Sitzung der Arbeitsgemeinschaft zu holen, die über den Stand der Dinge informieren können. Darunter der Langenfelder Augenarzt Dr. Karl Michael Schmid, der zumindest im Rahmen einer Viertelstelle gerne in auch in Heiligenhaus praktizieren würde.

"Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) in Düsseldorf sagt aber, dass der Augenarztbedarf im Kreis Mettmann mit 114 Prozent übererfüllt sei", hat sich Binkowski-Nimmert informiert. "Da sei ein fehlender Augenarzt in einer Stadt zu vernachlässigen." Das sehen insbesondere ältere Menschen mit Einschränkungen in der Mobilität anders. Und genau die zählen zu einer Hauptklientel der Augenärzte. "Senioren mit körperlichen Gebrechen kann man nicht zumuten, für einen Arzttermin in Nachbarstädte zu fahren." Dabei ist eine Vereinbarung mit der KV nur eine Seite der Medaille. Räumlichkeiten wären dann nämlich noch lange nicht gefunden. "Daher müssen wir auch zum Beispiel Vertreter der Stadt mit an den Tisch bekommen, um hier eine möglichst schnelle Lösung hinzubekommen."

Dass rein rechnerisch eine Überversorgung besteht, davon hatten Heiligenhauser Verwaltungsvertreter in Gesprächen mit der KV seit dem Jahr 2007 immer wieder erfahren. Im Mai 2012 brachte dann der Stadtrat eine Resolution auf den Weg, die die KV zum Einlenken bewegen sollte.

"Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein wird aufgrund der bestehenden augenärztlichen Unterversorgung in Heiligenhaus aufgefordert, eine entsprechende Zulassung für eine Augenarztpraxis in Heiligenhaus positiv zu bewerten und zu genehmigen", hatte es darin geheißen.

Schon im Januar 2011 stellte allerdings Professor Bruno W. Nikles, Sozialplaner an der Uni Duisburg/Essen, in der RP fest, dass "eine Stadtverwaltung rechtlich überhaupt keine Handhabe hat". Er bezeichnete den "Fall Heiligenhaus" als Katastrophe. Die Praxisverteilung der Kassenärzte sei ein "Systemfehler in der Planung von Arztniederlassungen". Der Wissenschaftler hatte schon vor 30 Jahren eine ähnliche Angelegenheit in Mülheim begleitet. "Damals ließen wir uns von der KV über die Arztversorgung in der Stadt informieren — und zogen wie begossene Pudel wieder ab."Nikles sah aber eine Chance darin, immer wieder auf Mitspracherecht zu pochen, politischen Druck zu erzeugen. Genau dessen hat sich nun Binkowski-Nimmert angenommen.

Und wer die Trägerin des Bundesverdienstkreuzes kennt, der weiß, dass sie nicht ruhen wird, ehe eine tragbare Lösung gefunden ist.

(stemu)
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