Eishockey Firsanov hat Mitleid mit Talentschuppen

Ratingen · Die Ice Aliens verlieren beim Oberliga-Spitzenreiter RT Bad Nauheim 0:13. Viel wichtiger aber ist: Auf dem Eis und im Stadion ging es sportlich und fair zu, nachdem es im Hinspiel zum Eklat gekommen war.

Vor dem Spiel drängten sich viele Fragen auf. In Bad Nauheim fragten sich besorgte Fans aus gutem Grund, ob die Aliens diesmal kommen würden. Der erste Versuch am 12. Oktober war gescheitert, weil die Ratinger auf der Autobahn im Stau stecken geblieben waren.

Vor zehn Tagen waren sie nicht in Frankfurt angetreten, weil ihre Ausrüstungen in der Eishalle war und die aus Sicherheitsgründen wegen des Schneefalls nicht mehr betreten werden durfte. Auch am Wochenende war die Halle wegen Sturmböen wieder gesperrt, aber die Aliens hatten ihre Ausrüstungen rechtzeitig aus der Halle geholt. So fuhr der Bus um 13.30 Uhr ab und erreichte Bad Nauheim frühzeitig.

Weitaus spannender als das Spiel war natürlich die Frage nach dem Verhalten beider Mannschaften und Vereine, nachdem es im Hinspiel zum Eklat gekommen war. Erst hatte Pascal Behlau nach einer Aktion gegen Daniel Ketter, der mit drei Stichen genäht werden musste und eine Gehirnerschütterung erlitt, eine Matchstrafe kassiert.

Dann hatte Nauheims Trainer Frank Carnevale das Shakehand verweigert. Schließlich hatte Patrick Strauch einen alten Mann geschubst, der einen Schädelbruch und Gehirnblutungen erlitt und noch immer im Koma liegt. Statt Selbstkritik und Reue gab es nur Unschuldsbeteuerungen von allen Seiten.

So war es verständlich, dass die Aliens für das Rückspiel in Bad Nauheim Verbandsaufsicht angefordert hatten und Trainer Janusz Wilczek angedroht hatte, er werde sofort reagieren, wenn die Gesundheit seiner Spieler gefährdet werde. Allerdings war sein Team schon vor dem ersten Bully arg dezimiert. Neben Benjamin Musga (Kniescheibenkopfbruch), Maurice Musga (Bänderrisse im Handgelenk), Christoph Ehlert (Unterarmbruch) und Frederik Dültgen (nach Neuss) fehlten auch der gesperrte Pascal Behlau sowie Thorsten Gries und Gabriel Hildebrandt, die beruflich verhindert waren. Aber nicht nur deshalb stellte sich nicht die Frage nach dem Sieger, sondern nur nach der Höhe der Niederlage, die im Hinspiel (0:18) recht happig ausgefallen war.

Die Aliens kamen gut in die Partie, standen hinten relativ sicher und hatten sogar einen Torschuss durch Kapitän Jan-Philipp Priebsch, der jedoch an das Plexiglas krachte. Immerhin hielten sie bis zur siebten minute ein torloses Remis, ehe die Gastgeber zu einem Doppelschlag ausholten.

Eddy Rinke brachte die Roten Teufel in Führung und exakt 20 Sekunden später klingelte es ein zweites Mal durch Kapitän Chris Stanley. Mit einem Überzahltor sowie einem weiteren Doppelschlag schraubten die Gastgeber das Resultat im Anfangsdrittel auf 5:0 hoch. Immerhin überstanden die Aliens ein weiteres Unterzahlspiel schadlos und Marc Höveler prüfte Torhüter Thomas Ower (14.).

Kaum waren die Cracks nach der Pause auf dem Eis, erzielte auch der ehemalige Ratinger Konstantin Firsanov sein Tor. Nach dem Spiel übte er n dem ungleichen Duell Kritik: "Die Aliens haben eine ganz junge Mannschaft. Es ist schade, dass die Jungs jetzt so schlechte Erfahrungen machen." Aber damit stehen sie in dieser allzu unterschiedlich zusammengesetzten Liga nun wirklich nicht alleine da.

Eine positive Erfahrung machten die Ratinger aber auch. Nach den bedauerlichen Vorfällen im Hinspiel ging es gestern Abend überaus fair zu, was sich auch an den Strafzeiten ablesen lässt.

Beide Mannschaften fanden — abgesehen von der kleinen Einlage zwischen Schumacher und Striepeke — einen Weg, sportlich sauber zu kämpfen. So waren neben den Nauheimern, die auch Dampf herausnahmen, das Eishockey und der Sport die eigentlichen Gewinner dieser Begegnung.

(RP)
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