Fußball "Wettbewerbsverzerrung – das trage ich nicht mit"

Ratingen · Enttäuscht hat Georg Müffler sein Traineramt bei Rot-Weiß Lintorf aufgegeben. In der RP nennt er die Gründe.

Georg Müffler war im Sommer zum Fußball-Bezirksligisten Rot-Weiß Lintorf gekommen. Bereits im Oktober hatte der 47 Jahre alte Trainer, der zuvor Turu II innerhalb von drei jahren von der Kreisliga A in die Landesliga geführt hatte, in einem RP-Interview über schwierige Bedingungen geklagt und Heckenschützen ausgemacht. Am Sonntag hat er die Brocken hingeworfen.

Warum konnten Sie nicht die paar Wochen bis zum Saisonende warten?

Müffler Nein, das Maß war voll. Dass ich zum Saisonende aufhöre, war ja klar.

Eben, da hätten Sie doch die vier Wochen noch weitermachen können.

Müffler Nein, wir haben eine erfolgreiche Saison gespielt und ich bin nicht gewillt, die Mannschaft weiter schwächen und sie uns kaputt machen zu lassen. Das kann ich meiner Mannschaft und dem Fußball gegenüber nicht mittragen.

Wie meinen Sie das?

Müffler Fünf Spieler aus unserem kader sind in die zweite Mannschaft geschickt worden, dafür haben wir A-Junioren bekommen. Nichts gegen die Jungs, aber das ist nicht unsere Mannschaft. Das ist Wettbewerbsverzerrung und nicht korrekt gegenüber den Mannschaften, die im Abstiegskampf stehen. Da stehe ich mit meinem Namen nicht hinter. Ganz abgesehen davon, dass es für meine Mannschaft demoralisierend ist und auch um Prämien geht. Als der Vorstand mir die Entscheidung mitgeteilt hat, ohne mir eine Veto-Möglichkeit zu geben, war das Tischtuch zerschnitten. Das ist keine Art.

Sie hatten im Herbst schon die Probleme öffentlich angesprochen. Sind Sie enttäuscht?

Müffler Ja, denn ich bin mit anderen Vorstellungen nach Lintorf gekommen. Wir hatten einen Zwei-Jahres-Plan: im ersten reinschnuppern und im vorderen Drittel mitmischen, im zweiten die Meisterschaft. Das wäre auch durchaus möglich, denn die Mannschaft ist gefestigt und müsste nur durch zwei, drei Spieler verstärkt werden. Dann habe ich im Wintergehört, dass das nicht möglich ist und habe gesagt, dass ich dann gehe, dann nicht mehr mit mir.

Fühlen Sie sich getäuscht?

Müffler Es klingt alles gut, was vom Verein und über ihn erzählt wird, aber er wird sehr amateurhaft geführt. Ich habe immer gesagt, dass ich den Erfolg will und alles dafür tun werde. Aber es hat sehr wenig Unterstützung gegeben.

Was machen Sie denn jetzt an den trainingsfreien Abenden?

Müffler Das weiß ich auch nicht. Aber die zeit in Lintorf war anstrengend und schwierig. Ich hatte mit vielen Widerständen zu kämpfen. Da tut mir eine Pause ganz gut.

Klingt so, als wüssten Sie noch nicht, welchen verein Sie in der nächsten Saison übernehmen?

Müffler Das weiß ich wirklich noch nicht, vielleicht pausiere ich auch noch. Aber wenn ich einen Verein übernehme, dann muss es passen. Ich werden nicht mehr so naiv wie in Lintorf sein, sondern viel mehr hinterfragen.

THOMAS SCHULZE FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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