Der freie Geist: Zum Tod von Frank Köllges

Ganz entspannt fühlte sich Frank Köllges, wenn er in Unruhe war. Er konnte nicht aufhören zu denken, irgendetwas trieb ihn immer um, Neues zu erfinden und Dinge in Gang zu setzen, die am Rande der Vorstellbarkeit auf ihn warteten. Der klingende Frachter nach Basel. Der Betonmischer in Kölns Philharmonie. Die Kapelle des Zirkus Roncalli. Das Containerschiff als Universität. Kurkonzerte im Kölner Straßenbahnwagen.

Gelegentlich konnte man daran zweifeln, dass Frank Köllges Musiker zwar – und zwar ein exzellenter. Er spielte damit, dass alles Musikmachen für ihn Teil eines wahrhaft multimedialen Verständnisses war. Tatsächlich war er aber gelernter Schlagzeuger. 1969 gründete Köllges mit dem Kollegen Mike Jansen die "padlt noidlt Performance-Gruppe" – Adam Noidlt war Köllges' Künstlername. Von 1970 bis 1975 studierte er an den Musikhochschulen in Graz und Köln, und mit Rainer Linke und Andy Lumpp gründete er im Jahr 1975 das Kölner Jazz-Trio.

Köllges verband eine innige Kollegenschaft mit dem Lyriker Thomas Kling – und wenn beide auf der Raketenstation Hombroich auftraten, ahnte man: Der Mann musste nach draußen. In einem Raum zu sein und bleiben zu müssen, das hätte diesen maximal freien Geist maximal beunruhigt. Nach seiner langen Krebskrankheit ist Köllges jetzt, 59-jährig, gezwungenermaßen an einem Ort der Ruhe angekommen. Diese Ruhe möge ihm, dem Getriebenen, Frieden bringen.

(RP)
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