Schweizer Banken Am Standort Düsseldorf Julius Bär setzt auf Expansion

Die Zeichen für die Zürcher Privatbankiers stehen in Deutschland auf Expansion. Gerade haben sie die achte Niederlassung eröffnet und auch das Geschäft in Düsseldorf brummt.

 Ein Schweizer am Rhein: Hanspeter Sauter, Niederlassungsleiter von Julius Bär in Düsseldorf.

Ein Schweizer am Rhein: Hanspeter Sauter, Niederlassungsleiter von Julius Bär in Düsseldorf.

Foto: Michael Lübke

Eine 60-Stunden-Woche ist für den Privatbankier normal: Kundengespräche, Research, Mitarbeiterführung, dazwischen auch immer wieder der eine oder andere gesellschaftliche Termin – über Mangel an Arbeit kann sich Hanspeter Sauter wirklich nicht beklagen. Dennoch ist der Niederlassungsleiter von Julius Bär ein hochzufriedener Mensch. "Ich bin genau da angekommen, wo ich immer hin wollte", lächelt der Schweizer. Seine gute Laune passt zu der Geschäftsentwicklung des traditionsreichen Bankhauses, denn während so mancher Mitbewerber derzeit Federn lassen muss, hat Julius Bär den Hebel ganz auf Wachstum umgelegt: "In Deutschland ist das verwaltete Vermögen in eineinhalb Jahren um 1,6 Milliarden Euro gewachsen", freut sich Sauter.

Wie geht das in einer Zeit, in der ein verschärfter Wettbewerb und Margendruck viele Banken vor Probleme stellen? "Wir haben die richtigen Berater", sagt Sauter voller Selbstbewusstsein. Gleich vier Berater einer Großbank hat er in sein elfköpfiges Düsseldorfer Team geholt und unterstreicht: "Wir wollen die besten 30 Prozent der Berater haben. Daher sprechen wir nicht den Einzelberater für einen Wechsel in unser Haus an, sondern versuchen Beraterteams zu einem Wechsel zu motivieren."

Hunderte von Bewerbergesprächen führt die Bank jedes Jahr, um auch die passenden Persönlichkeiten herauszufiltern. Ein Aufwand, der sich lohnt. Denn mit einem guten Berater wechselt mitunter der eine oder andere Kunde mit seinem Depot mit. "Wir sind zufrieden, wenn mit dem Beraterwechsel rund 20 Prozent der Kundendepots mitgenommen werden, ein guter Berater schafft in drei Jahren einen Wert von 30 Prozent", erläutert Hanspeter Sauter.

Allerdings stellt er klar: "Wir suchen keinen klassischen Vermögensberater, sondern Experten, die unternehmerisch denken und das Kundeninteresse über alles stellen. Diesem Grundsatz ist auch unser Gehaltsmodell angepasst." Als Vorteil sieht der Niederlassungsleiter außerdem die klare Fokussierung der Bank auf Privatkunden – vor allem Unternehmer, Privatiers und deren Familienangehörige gehören zu den Kunden der Bank. "Wir wählen die Kunden aus und legen auch Wert darauf, dass wir nicht jeden Kunden akzeptieren." Julius Bär hat die Hürden bewusst hoch gelegt – und fährt mit dieser Strategie offensichtlich gut, wie das nachhaltige Wachstum zeigt.

Dem Deutschland-Geschäft kommt außerdem zugute, dass mit der Übernahme des Europageschäfts von Merrill Lynch ein Vermögensvolumen von mehreren Milliarden Euro integriert wird – gebucht wird es über die deutsche Einheit. "Außerdem wachsen wir weiterhin im Schweizer Geschäft mit versteuerten Geldern deutscher Kunden", betont der Düsseldorfer Bankier. Gerne verweist er darauf, dass Julius Bär die einzige Schweizer Bank in Deutschland ist, die von hier aus Kunden betreut, die ihr Konto in der Schweiz besitzen. Dem Standort Schweiz sagt der Niederlassungsleiter eine weiterhin positive Zukunft voraus: "Die hohe Rechtssicherheit, die wirtschaftliche und politische Stabilität sowie die jahrhundertealte Erfahrung mit internationalen Geldanlagen sind gute Argumente für Anleger aus aller Welt."

Wie legen die Kunden derzeit ihre Gelder an? Hanspeter Sauter sieht die andauernde Niedrigzinsphase als positive Herausforderung: "Das ist die beste Zeit, die es für uns als Berater gibt: Jetzt können wir beweisen, dass wir einen deutlichen Mehrwert gegenüber dem allgemeinen Markt erzielen können." Auch hier weisen die Kundendepots einen höheren Aktienanteil auf. Ein ausgewogenes Mandat liege derzeit bei rund 50 Prozent Aktien, 40 Prozent Renten, der Rest seien Spezialthemen. Rohstoffe und Cash meiden die Schweizer Bankiers.

(RP)
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