Kontrolle vor Klassenfahrten Eltern fordern Tüv für Busse

Düsseldorf · Angesichts einer Reihe von Reisebusunglücken fordert der Elternverein NRW verpflichtende Überprüfungen der Fahrzeuge vor Klassenfahrten. Auch besorgte Lehrer bitten vermehrt die Polizei, die Busse vor der Abfahrt zu kontrollieren. Manche Schulen sind bereits auf die Bahn umgestiegen.

 Die Polizei kontrollierte Reifen und Lichter des Busses.

Die Polizei kontrollierte Reifen und Lichter des Busses.

Foto: Endermann, Andreas

27 Sechstklässler der Realschule Golzheim warten mit ihren Koffern auf dem Parkplatz des Aquazoos in Düsseldorf. In wenigen Minuten soll ihre langersehnte Klassenfahrt in die Eifel beginnen. Doch die Abfahrt verzögert sich: Eine besorgte Mutter hat die Polizei gebeten, den Bus und den Fahrer vor Reiseantritt noch einmal gründlich zu kontrollieren. "Wegen der vielen Unglücke mit Reisebussen in den vergangenen Monaten will ich auf Nummer sicher gehen", sagt Jutta Lurweg, die die Verkehrswacht verständigt hat. Auch Klassenlehrerin Mira Nikolaidou und die anderen Eltern begrüßen die Kontrolle. "Es ist wichtig, dass für die Sicherheit der Kinder gesorgt wird", sagt die Lehrerin.

Nicht nur in Düsseldorf wächst die Sorge vieler Eltern, ihre Kinder noch bedenkenlos mit Bussen in die Landschulheime fahren zu lassen. Angesichts des schweren Busunglücks in einem Schweizer Tunnel, bei dem im März 28 Menschen, darunter 22 Kinder auf der Rückreise von einer Skifreizeit ums Leben gekommen waren, wollen einige Eltern ihre Kinder am liebsten gar nicht mehr mit dem Bus verreisen lassen.

"Ich setze meine Kinder in keinen Reisebus mehr — die Gefahr, das etwas passieren könnte, ist mir einfach zu groß", sagt die Landesvorsitzende des Elternvereins, Regine Schwarzhoff, selbst dreifache Mutter. Sie fordert eine generelle, verpflichtende Kontrolle aller Reisebusse vor Beginn einer Klassen- oder Schulfahrt. "Es muss doch möglich sein, dass die Fahrzeuge vorher von Sachverständigen abgenommen werden, ehe sie losfahren dürfen", sagt Schwarzhoff.

Unterstützung erhält sie vom ADAC, der ebenfalls eine stärkere Überprüfung von Reisebussen fordert — nicht nur vor Klassenfahrten. "Busse sollten häufiger als Autos kontrolliert werden. Vor jeder Fahrt müssen alle möglichen Risiken ausgeschlossen werden", sagt ADAC-Sprecherin Jacqueline Grünewald. Sie rät den Eltern und Schulen, bei Busreisen nie das günstigste Angebot zu wählen. "Sicherheit hat nun mal ihren Preis. Und wenn eine Reise extrem billig ist, stimmt meistens irgendetwas nicht", sagt die Verkehrsexpertin.

Zudem sollten sich die Eltern im Vorfeld einer Klassenfahrt genauesten bei dem Reiseveranstalter über den Zustand des Fahrzeugs und die Eignung des Fahrers informieren. "Schon bei den kleinsten Bedenken sollte man sofort Abstand von der Reise nehmen", sagt Grünewald. Wegen der Sicherheitsbedenken verzichten immer mehr Schulen bereits darauf, ihre Klassenfahrten mit Bussen zu organisieren. Stattdessen wird das Reiseziel auf dem Schienenweg erreicht. "Wir beobachten einen klaren Trend, dass Schulklassen insbesondere mehrtägige Städtereisen bei uns buchen", sagt ein Sprecher der Deutschen Bahn.

Gesetzlich ist es bisher so geregelt, dass die Polizei stichprobenartig die Busse vor der Abfahrt kontrolliert — im Verdachtsfall und wenn Eltern oder Schulleitung sie vorher darum gebeten haben. "Jeder kann uns anrufen, wenn er möchte, dass wir einen Bus überprüfen. Dazu sind wir auch verpflichtet", sagt Polizist Thomas Starr, der seit sieben Jahren Reise- und Schulbusse im Raum Düsseldorf kontrolliert.

Bei den meisten festgestellten Verstößen handelt es sich um die Nichteinhaltung der Lenk- und Ruhezeiten, Defekte an den Scheinwerfern und Bremslichtern oder um abgefahrene Reifen. "In solchen Fällen wird der Bus sofort aus dem Verkehr gezogen", sagt Starr, der auch schon einen alkoholisierten Fahrer bei einer Überprüfung angetroffen hat. "Für Busfahrer gilt 0,0 Promille", erklärt der Verkehrspolizist.

Bei dem Fahrer, der die Schüler der Golzheimer Realschule in die Eifel fährt, hat Starr nichts zu beanstanden. Führerschein, Tachoscheibe, Fahrtenbuch — alles korrekt. Nur im Bus findet er kleine Mängel: Der Feuerlöscher ist abgelaufen, zwei Sitzgurte funktionieren nicht, im Gang stehen Mülleimer im Weg. Nachdem die Unzulänglichkeiten beseitigt sind und auch außen am Bus alles in Ordnung ist, gibt Starr grünes Licht: Der Bus ist fahrtüchtig. Die Kinder steigen ein. "So weiß ich meinen Sohn Jakob in sicheren Händen", sagt Jutta Lurweg erleichtert.

(RP/ila/rm/sap)
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