Düsseldorf NRW hat sehr hohe Gewerbesteuern

Düsseldorf · In keinem Flächenland müssen Unternehmen so viel Gewerbesteuern bezahlen wie in NRW. Vor allem schwächere Kommunen erhöhten laut dem DIHK ihre Hebesätze. Monheim ist weiterhin günstig, Düsseldorf relativ teuer.

Die Kommunen in Nordrhein-Westfalen verlangen von Unternehmen und Gewerbetreibenden deutlich mehr Gewerbesteuer als Städte und Gemeinden im Bundesdurchschnitt — und ein Blick auf die Städte in der Region zeigt, dass es auch hier gravierende Unterschiede gibt.

In NRW liege der durchschnittliche Gewerbesteuer-Hebesatz im laufenden Jahr bei 459 Prozent, heißt es in einer aktuellen Übersicht des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK). Im bundesweiten Durchschnitt betrage der Hebesatz dagegen nur 428 Prozent. Nur Hamburg erhebt im Schnitt höhere Hebesätze als NRW.

Der Hebesatz ist bei der Gewerbesteuer der Multiplikator, den die Kommunen selbst festlegen können. Bei einem Hebesatz von 459 Prozent wird der vom Finanzamt festgesetzte Steuermessbetrag entsprechend mit dem Faktor 4,59 multipliziert. Je höher der Hebesatz einer Kommune liegt, desto mehr Gewerbesteuer müssen die ortsansässigen Firmen bezahlen.

Bundesweit hätten ein Fünftel aller Gemeinden mit mehr als 20 000 Einwohnern im laufenden Jahr den Hebesatz erhöht, moniert der DIHK. Bei den Kommunen mit mehr als 50 000 Einwohnern seien es sogar ein Drittel. Vor allem klamme Kommunen in strukturschwachen Regionen erhöhten die Sätze, um Defizite auszugleichen.

Dies sei mittelfristig jedoch kontraproduktiv, weil die Steuerbelastung Firmen vertreibe oder Neuansiedlungen verhindere, sagte DIHK-Steuerexperte Rainer Kambeck. Höhere Hebesätze seien "kein taugliches Instrument zur Haushaltssanierung", warnte er. Städte würden dadurch unattraktiver und gerieten im innerdeutschen Standortwettbewerb ins Hintertreffen.

Das zeigt auch ein Blick in die Region: Während Monheim mit einem Hebesatz von 300 Prozent den geringsten Wert in ganz NRW ausweist und dadurch seit geraumer Zeit Unternehmen anlockt, liegt die Belastung in Remscheid und Duisburg deutlich höher. Remscheid erhöhte den Satz für 2013 um 30 Prozent und liegt damit ebenso wie Duisburg bei 490 Prozent.

Auch in Städten wie Leverkusen (plus 15 Prozent) und Mönchengladbach (plus 25 Prozent) sind die Sätze mit 475 Prozent sehr hoch. Zum Vergleich: Oberhausen erhebt mit 520 Prozent den höchsten Hebesatz des Landes. Eine mittelständische Kapitalgesellschaft mit einem Gewinn von zwei Millionen Euro pro Jahr zahle man in Oberhausen 153 000 Euro mehr Gewerbesteuer als in Monheim, sagte Kambeck.

Auch Düsseldorf gehört mit einem Hebesteuersatz von 440 Prozent zu den teuersten Städten der Region. Andere Kommunen versuchen davon zu profitieren: Nicht nur Monheim, auch die Nachbarstädte Langenfeld (360 Prozent) und Hilden (400 Prozent) locken Unternehmen mit niedrigen Gewerbesteuern bei gleichzeitiger, unmittelbarer Nähe zur prosperierenden Landeshauptstadt. Mit dieser Nähe kann linksrheinisch zwar auch Neuss werben, doch auch hier liegt der Hebesatz mit 455 Prozent deutlich höher als in vielen rechtsrheinischen Kommunen.

Damit liegt Neuss auch über dem bundesdeutschen Durchschnitt: In Städten mit mehr als 50 000 Einwohnern wurde der Satz 2013 bundesweit um durchschnittlich vier Prozentpunkte auf 444 Prozent angehoben, in NRW beträgt der Satz laut DIHK im Schnitt sogar 468 Prozent.

Generell schneidet NRW im Vergleich mit den anderen Bundesländern nicht gut ab. Während die Hebesätze im Länderdurchschnitt 2013 um drei Prozentpunkte stiegen, mussten Firmen in Nordrhein-Westfalen einen Anstieg von sechs Prozentpunkten hinnehmen. Nur in Thüringen wurden die Hebesätze noch stärker angehoben — um zwölf Prozentpunkte.

(RP)
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