Eine scharfe Safari Afrika: Kochen mit Einheimischen in Kapstadt

Kapstadt · Es gibt wenig Möglichkeiten, ein Land besser kennenzulernen, als mit Einheimischen zu kochen. Eine Koch-Safari durch das Bo-Kaap-Viertel in Kapstadt ist ein Erlebnis für Auge, Nase und Gaumen.

Kochen in Kapstadt
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"Wenn ich für meine Familie koche, nehme ich zwei gehäufte Esslöffel Chili, für euch belassen wir's mal bei einem", sagt Faldela Tolker. Im kleinen Haus der Familie im Bo-Kaap-Viertel von Kapstadt erleben die Teilnehmer einer Kochsafari die typische malaiische Küche. "Ihr schaut aber nicht nur zu, jeder von euch hilft auch mit", stellt Faldela gleich am Anfang klar. "Und gebt euch Mühe, denn das, was wir zusammen kochen, kommt nachher zum gemeinsamen Essen auf den Tisch."

Eigenes Bo-Kaap Museum

Das kulinarische Abenteuer beginnt vor dem Bo-Kaap-Museum in der Wale Street 71. Das ist der Treffpunkt für die Cape Malay Cooking Safari. "Die Gruppen sind klein, maximal zehn Teilnehmer", sagt Sabelo Maku, der in Kapstadt als Reiseführer arbeitet. Diesmal sind eine Amerikanerin mit ihrem Sohn, zwei deutsche Touristen, eine Familie aus Australien und eine Lokalreporterin aus Kapstadt dabei. "Ich habe schon viel über diese Tour gehört", sagt die junge Journalistin. "Jetzt möchte ich mir endlich ein eigenes Bild machen und in unserem Magazin darüber berichten."

Um einen Einblick in die Geschichte des Bo-Kaap-Quartiers zu bekommen, lohnt ein Besuch des Museums. Es befindet sich in einem der ältesten Gebäude Kapstadts. "Eingerichtet ist es wie ein typisches Muslim-Haus des 19. Jahrhundert", sagt Sabelo. Zu sehen gibt es neben typischen Einrichtungsgegenständen alte Karten sowie eine interessante Fotoausstellung.

Die Besucher erfahren zum Beispiel, dass das Bo-Kaap zu den ältesten und ursprünglichsten Stadtvierteln von Kapstadt gehört. "Es entstand im 17. Jahrhundert, als die Holländisch-Ostindische Handelskompanie Sklaven als billige Arbeitskräfte zum Kap schiffen ließ", erzählt Sabelo Maku, der das Bo-Kaap und viele seiner Bewohner gut kennt.

"Aus Indonesien und Malaysia wurden Sklaven hierher verschleppt"

"Zumeist waren es Menschen aus Indien und Sri Lanka, aber auch aus Indonesien und Malaysia wurden Sklaven hierher verschleppt und an den Hängen des Signal Hill angesiedelt", erzählt er weiter. "Die meisten sind muslimischen Glaubens und werden Kap-Malaien genannt. Bis heute haben sie ihre kulturelle Identität bewahren können." Beim kurzen Spaziergang durch die kopfsteingepflasterten engen und steilen Straßen sind Moscheen und Minarette zu sehen, vor allem aber sind es die vielen kleinen pastellfarbenen Häuser, die das Bild prägen und die beliebte Fotomotive sind.

Warum die Häuser so bunt sind, will einer der Teilnehmer wissen. Sabelo lächelt und sagt, dass sich um das Thema viele Geschichten ranken. "Wahrscheinlich hat irgendjemand einfach angefangen, sein Haus violett zu streichen, vielleicht auch deshalb, weil diese Farbe gerade billig zu haben war. Da wollten die Nachbarn nicht nachstehen und haben ihre Häuser ebenfalls farbenfroh herausgeputzt."

Um den Gewürzladen "Atlas Trading" zu entdecken, müssen die Besucher eigentlich nur ihrer Nase folgen. Aus einem unscheinbaren Haus strömt ein betörender Duft - es riecht mal nach Zimt und Kardamom, dann wieder nach Koriander und Ingwer. Zunächst sei der Laden ein ganz normales Geschäft gewesen, in dem vor allem indische Produkte verkauft wurden, erzählt Wahab R. Ahmad, der die Atlas Trading Company in zweiter Generation führt. Erst nach und nach habe man sich ganz auf Gewürze konzentriert. Im Laden stapeln sich Kisten und Kästen, allesamt randvoll mit Gewürzen aus aller Herren Länder. Angestellte in blauen Kitteln schwirren umher, füllen die exotischen Pülverchen in braune Papiertüten und wiegen das Ganze exakt ab.

Aufs Gewürz kommts an

Sabelo verdeckt die Schilder, schaufelt eine Kostprobe aus einem Kasten und lässt die Teilnehmer kurz schnuppern. "Richtig, das ist Fenchel", lobt er. Auch Koriander und Safran sind kein Problem. Aber was sind Kurkuma oder Kasuri Methi, getrocknete Bockshornkleeblätter? Und wofür werden sie verwendet? "Am besten verkauft sich unser Leaf Masala", sagt Wahab R. Ahmad. "Das ist eine Mischung aus zwölf Gewürzen, die eigentlich zu allem passt, Curries etwa mit Rind, Hühnchen oder Gemüse." Fast alle kaufen von der Mischung - für die eigene Küche zu Hause oder als Mitbringsel.

Sabelo drängt zum Aufbruch, denn Faldela Tolker wartet bereits ungeduldig in ihrer Küche. Die Zutaten für die Samosas, das sind mit Rindfleisch und Gewürzen gefüllte Teigtaschen, hat sie schon vorbereitet. "Ihr könnt Euch dann um den Teig kümmern. Einfach Mehl, Backpulver und Salz in die große Schüssel geben, gut mit der Butter vermengen und etwas Wasser dazugeben und das Ganze schön durchkneten", sagt sie, und rührt währenddessen im Topf, der auf dem Herd steht und in dem das Curry köchelt.

Beim Ausrollen des Teigs zu hauchdünnen Fladen sind wieder alle dabei, und mit mehr oder weniger Geschick werden anschließend Teigtaschen geformt und gefüllt. Bevor sie ins Ölbad kommen, müssen sie fest verschlossen werden. "Mit der Gabel die Ränder schön zudrücken", rät Faldela und bugsiert die fertigen Exemplare ins heiße Ölbad. Als Getränk gibt's Falooda, ein Rosen-Milch-Getränk, aus Reisnudeln, Subja-Samen, Milch und Rosen-Likör zubereitet. Am Ende sitzen alle beim gemeinsamen Essen am Tisch: Südafrika hautnah - und doch höllisch scharf.

(dpa/nbe/das)
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