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Städtereise Vigo Geheimtipp in Galicien

Düsseldorf · Die Sonne ist anders, der Wald ist anders, und das Meer auch. In Galicien, der autonomen Region im Nordwesten der Iberischen Halbinsel mit ihren fünfeinhalb Millionen Einwohnern, kommt dem Besucher vieles unspanisch vor.

Selbst in den heißen Monaten Juli und August geht das Thermometer selten über 30 Grad. Es gibt öfter einmal Regen, wovon die grünen Gärten und Wälder künden. Und fast immer weht der Wind.

Wer südliches Flair mit keltischem Einschlag - die französische Bretagne und das englische Cornwall lassen grüßen - zu gemäßigten Temperaturen sucht, ist dort richtig. Wer die Touristenhochburgen an der Mittelmeerküste meiden will, ebenso.

Unberührte Sandstrände

Dafür erwartet den neugierigen Besucher eine eigenwillige Welt - mit kilometerlangen, fast unberührten Sandstränden, magischen Buchten und Fjorden sowie endlosen Wäldern im Gebirge, das sich in östlicher Richtung aus dem Meer erhebt.

Die Galizier sind ein besonderes Völkchen. Sie fühlen sich als Spanier, obwohl sie eine eigene Sprache haben, die mehr zur portugiesischen als zur spanischen Familie zählt. Die Galicier gelten als arbeitsam, ruhig und geschäftstüchtig. Spanien verdankt viele, eher nüchterne Politiker dem herben Land im Nordwesten.

Die Vorfahren des kubanischen Revolutionsführers Fidel Castro stammen aus Galicien. Die Industriestadt A Coruna ist Sitz des europäischen Textilriesen Zara. Doch deswegen reist niemand in diese vielseitige Region. Es sind eher die landschaftlichen Gegensätze, die Besucher anziehen - das kühle Meer, die zerklüftete Bergwelt und nicht zuletzt der Pilgerort Santiago de Compostela, der nach dem Mittelalter einen neuen rasanten Aufschwung in der jüngsten Gegenwart erlebt.

Als Unterkunft ist eines der in nicht allzu großer Zahl vorhandenen Ferienhäuser zu empfehlen - oder ein kleines Hotel, am besten in Meeresnähe. Im Norden, an der Küste des Todes - so genannt nach den vielen Schiffsunglücken im Gefolge der Atlantikstürme, - ist es einsam. Im Süden, an den Rias Baixas, leben die Menschen.

Dort gibt es Meeresfrüchte in allen Variationen, urige Fischbars und leckeres Bier - etwa der Marke Estrella Galicia, das vom Fass am besten schmeckt. Wer auf Wein steht, trifft bei den Traubensorten Ribeiro (rot) und Albarino (weiß) auf Spitzenprodukte.

Vielfältige Städte

Doch nicht nur Naturliebhaber und Wassersportler kommen auf ihre Kosten. Die Städte A Coruna, Santiago und Vigo sind so unterschiedlich wie die Landschaft selbst. Wer sich von den Pilgerscharen angezogen fühlt und die religiöse Sammlung sucht, sollte auf dem Jakobsweg nach Santiago wandern. Auf den Spuren Picassos ist man in A Coruna unterwegs. Auch das dortige Aquarium und die Innenstadt samt ihren Geschäften sind sehenswert.

Ein Kleinod für Städtereisende ist aber die Industriestadt Vigo. In Reiseführern wird sie kaum beachtet, da sie als graue Stadt des Gewerbes gilt. Das mit dem Gewerbe stimmt sogar angesichts des größten Fischereihafens der Welt, der riesigen Kühlhäuser und Werften sowie der Automobilfabrik von Citroën. Aber die Stadt hat mehr.

Wer Lust auf Einkaufen hat, kann durch die prächtig-dunkle Calle del Principe schlendern, umgeben von architektonischen Glanzbauten aus der Gründerzeit (19. und 20. Jahrhundert), als die Sardinenbarone, die Sardinistas, die Stadt beherrschten.

Eindrucksvoll sind auch die Viertel am Hafen, die Hummermeile, die Altstadt, das Fischerviertel Berbés. Ein besonderes Flair geht aber von den einstigen Luxus-Hotels Universal (noch immer die erste Adresse in der Stadt) und El Moderno (jetzt ein Museum) aus, wo einst der französische Science-Fiction-Autor Jules Verne, der amerikanische Literaturnobelpreisträger Ernest Hemingway, die Spionin Mata Hari und der geheime Stab der deutschen U-Boot-Flotte im Zweiten Weltkrieg nächtigten.

Naturliebhaber können vom Hafen Vigo in einer Tagestour die Inseln Islas Cíes erreichen, die zum Naturpark der Atlantischen Inseln (Parque Nacional des las Islas Atlánticas) zählen und seltene Pflanzen und Tiere aufweisen.

Tolles Erlebnis für kleines Geld

Der Reichtum ihrer Bewohner hat Vigo hervorragende, aber preiswerte Restaurants und ein aufregendes Nachtleben beschert. Hier kann es die Stadt mit ihren 250 000 Einwohnern zumindest teilweise mit Metropolen wie Madrid, Barcelona, Valencia oder Palma de Mallorca aufnehmen.

Zahlreiche moderne Bauten und Skulpturen, interessante Museen wie das Museo de Arte Contemporánea (moderne Kunst) oder das Museo Municipal Quinones de Léon (Archäologie und klassische Kunst) und nicht zuletzt der sensationelle Aussichtspunkt auf dem alten keltischen Castro runden das Bild ab.

Im Nordwesten Spaniens liegt die eigenwilligste Landschaft der Iberischen Halbinsel. Wer sich Zeit nimmt, entdeckt die herbe Schönheit Galiciens mit unberührter Natur und charmanten Städten.

(chk/rm)
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