Casinos und Hochzeiten Las Vegas - die Stadt der Superlative

Las Vergas · Die höchste Achterbahn, die spektakulärsten Hotels, die bizarrsten Hochzeiten: Die Glücksspielmetropole Las Vegas ist eine Stadt der Superlative - als Lady Gaga verkleidete Priester inklusive.

Das ist Las Vegas - die Stadt der Superlative
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Drumherum ist nur Wüste und steinige Weite - und doch wurde genau hier eine gigantische Stadt aus dem sandigen Boden gestampft: Las Vegas, die Glücksspielmetropole. Schon allein die Gründung verlief nach dem Motto "Nichts ist unmöglich, alles geht".

Das ist noch heute so. Denn Las Vegas ist eine Stadt der Superlative, die mit Rekorden förmlich protzt und sich immer wieder selbst überbieten will: die höchste Achterbahn, die höchste Konzentration riesiger Hotelkomplexe, die bizarrsten Hochzeiten - alles da. Doch wer an eine uninteressante Spielerstadt denkt, liegt falsch. Las Vegas überrascht stattdessen als moderne Unterhaltungsmetropole.

Las Vegas erscheint wie ein Versprechen: Auf riesige Casinos, in denen die Glücksspielautomaten wild blinken und Hoffnung auf einen prasselnden Geldregen machen. Und funkelnde Leuchtreklamen, die die Stadt besonders bei Nacht in ein buntes Lichtermeer tauchen und Unmengen an Strom fressen. Aber auch etwas Anrüchiges, der Reiz des Verbotenen scheint von Vegas, wie es die Amerikaner nennen, auszugehen. Warum gibt es sonst den Spruch "Was in Vegas passiert, bleibt in Vegas"?

Schon bei der Fahrt in die rund 560.000-Einwohner-Stadt bekommen Besucher einen ersten Eindruck von der Maßlosigkeit und Überwältigungsstrategie. Las Vegas dehnt sich reißbrettartig weit in die Wüste aus, und trotz der Trockenheit haben viele der Einfamilienhäuser satt-grünen Rasen im Vorgarten und oft sogar einen Swimmingpool.

Am berühmten Strip, der Hauptstraße im Zentrum, ragen über mehrere Kilometer hinweg zahlreiche riesige Hotels in die Höhe, in denen es jeweils Massen von Geschäften, Theatern, Restaurants und Bars gibt. Auch das ist wohl ein Grund, warum Las Vegas nicht nur Zockerfans und trinkfreudige Männerhorden anzieht, wie man nach Hollywoodblockbustern à la "Hangover" vermuten könnte. Dafür vor allem Pärchen jeden Alters und sogar Familien.

Viele bewundern am Strip die Hotels, von denen jedes mit eigenen Attraktionen und Superlativen punkten will. Am "New York - New York" rasen Besucher in einer spektakulären Achterbahn innerhalb weniger Sekunden um das riesige Gebäude, aus der Spitze der Pyramide des "Luxor Hotels" schießt ein Lichtstrahl in den Himmel, der so stark ist, dass man ihn angeblich selbst im All sieht und vor dem "The Mirage" bricht regelmäßig ein künstlicher Vulkan aus - die Hitze des Flammeninfernos wärmt selbst die Gesichter derjenigen, die in sicherer Entfernung zuschauen.

Gleich gegenüber steht das Hotel "Venetian", für das ein Teil Venedigs nachgebaut wurde, inklusive Rialtobrücke und Canal Grande. Und das "Bellagio" protzt mit einem atemberaubenden Schauspiel seiner Brunnen, die die Wasserfontänen elegant und perfekt durchchoreografiert in die Luft jagen.

Auch das "Aria Resort & Casino" fällt auf. Allerdings nicht durch ein solches Thema, sondern eben, weil es keines hat. Statt bombastischer Attraktionen will das Hotel mit schlichter Eleganz hervorstechen. 2009 eröffnet, ist es einer der neuesten Zugänge am Strip und soll nach dem Wunsch der Planer das Las Vegas der Zukunft widerspiegeln - auch wegen seines ökologisch nachhaltigen Umgangs mit Ressourcen, für das das Hotel bereits ausgezeichnet wurde.

Unterhaltung und Vergnügen haben schon seit langer Zeit Priorität in Las Vegas. Immerhin ist es das, was Vegas einst groß gemacht hat.
"Früher war hier nur ein kleines Wüstenkaff", erzählt der Pilot Michael Malpezzi von Heli USA, während er mit seinem Helikopter über Vegas fliegt, und die Dimensionen der Hotels mitten in der sandigen und trockenen Weite noch offenkundiger werden.

"Das änderte sich aber schlagartig Anfang des 20. Jahrhunderts, als in der Nähe über mehrere Jahre hinweg der Hoover-Damm gebaut wurde." Denn die vielen Arbeiter sollten in der Einöde unterhalten werden - und das gelang mit einer Gesetzesänderung: "Der Staat Nevada legalisierte 1931 das Glücksspiel." Das half. Las Vegas wuchs schnell, immer mehr Casinos wurden erbaut, Neonreklamen entwickelt und spektakuläre Attraktionen vorgestellt.

Noch heute ist das Glücksspiel eine wichtige Einnahmequelle in Vegas, aber eben nicht nur. Anders als im einstigen "Sin City" hat sich zum Beispiel auch eine große Gastronomieszene entwickelt - teilweise auf sehr hohem Niveau. Von einem All-you-can-eat-Büfett zum nächsten laufen und sich für ein paar Dollar satt essen: Das ist zwar heute noch wie vor 20 Jahren möglich. Aber Las Vegas hat mittlerweile auch zahlreiche Sterne- und bekannte TV-Köche angezogen und ist unter Feinschmeckern längst kein Geheimtipp mehr.

Deswegen lohnt es sich, in jedem der Mega-Hotels auf die Restaurants zu achten. Selbst dort, wo man sie vielleicht nicht erwartet. Denn wenn die Spielautomaten ohrenbetäubend klingeln, wird ein unscheinbarer Restauranteingang schnell übersehen. Doch dahinter könnte sich das "Aureole" verstecken, mit dem meterhohen Weinturm und Schwänen im Garten. Oder das "Shibuya", das angeblich die größte Sake-Auswahl außerhalb Japans hat.

Wer mehr Wert auf Namen legt, könnte nach Wolfgang Puck Ausschau halten. Der österreichische Starkoch und Ausrichter des Oscar-Caterings besitzt in Las Vegas gleich mehrere Restaurants. Und der Franzose Joël Robuchon, der den Titel Koch des Jahrhunderts trägt, betreibt in Vegas das einzige Drei-Sterne-Restaurant der US-Westküste: In exklusivem Ambiente und bei feinen Speisen scheint die trubelige Casinowelt weit weg zu sein. Das hat allerdings auch seinen Preis, kostet ein Abend hier doch schnell mehrere hundert Dollar pro Person.

Eines allerdings hat sich im Laufe der Jahre nicht verändert: Vegas Ruf als Hochzeits-Metropole. "2010 gab es 92.000 Hochzeiten in Nevada, die meisten wurden in Las Vegas gefeiert", berichtet Joni Moss von der Nevada Wedding Association, die im lilafarbenen Samt-Anzug von einer Kapelle zur nächsten düst. Zwar gingen die Zahlen zuletzt leicht zurück, gleichzeitig sei jedoch die Anzahl der "wedding renewals", bei denen bereits Verheiratete ihr Eheversprechen erneuern, und das der "commitment ceremonies" - die rechtlich unwirksame Treuebekundung von Homosexuellen - stark gestiegen.

Nirgendwo anders haben Verliebte wohl auch so viele Möglichkeiten: Im pinken Cadillac in die Kapelle fahren und mit einem Elvis-Imitator an der Seite zum Bräutigam schreiten? Schlicht in Weiß heiraten? Oder doch lieber im Sixties-Outfit in einem Diner-Nachbau "Ja"-Sagen? Das alles hat Joni schon oft erlebt. Sie zuckt nicht zusammen, wenn jemand nach einem Alien-Kostüm fragt oder ein Walk-Through-Wedding machen will: Paare laufen zu Fuß zu einem schlichten Fenster und lassen sich im Vorbeigehen trauen.

Beim Gedanken an eine Hochzeit muss Joni aber laut auflachen: Silvester vor einem Jahr ließ sich ein Paar in der Achterbahn des "New York - New York" trauen - von einem Priester, der als Lady Gaga verkleidet war. Alles ist eben möglich in der Stadt der Superlative.

(dpa)
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