Anders reisen (Teil 4) Mit dem Boot von Werder bis zur Müritz

Potsdam · Mit dem Bootfahren ist das so eine Sache. Manch einem wird schon bei dem Gedanken an leichten Wellengang übel, für andere ist eine Tour auf dem meist kühlen Nass eine echte Reise-Alternative. Wer plant, graue Asphaltstraßen gegen naturgrüne Wasserstraßen einzutauschen, sollte sich entsprechend vorbereiten.

Mit dem Boot von Werder bis zur Müritz
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Potsdam, Oranienburg, Zehdenick, Fürstenberg, Mirow, Röbel und Waren. Das sind die Etappenpunkte, die sich "Hobby-Kapitän" Georg Jakobs vor Antritt der Bootstour als Ziel gesetzt hat. Gemeinsam mit seiner Frau und guten Bekannten tourt der 56-Jährige seit 2006 über die Seen und Flüsse in den Niederlanden und Deutschland. Zuletzt verschlug es ihn und seine "Crew" nach Werder an die Havel.

Doch bevor die Reise beginnt, sollten einige Vorbereitungen getroffen werden. Zunächst muss ein Boot gechartert und eine Route geplant werden. Weiter sollte der Kapitän wissen, wie viele Wasserkilometer pro Tag zurückgelegt werden können und wo es Anlegemöglichkeiten gibt. Um böse Überraschungen zu vermeiden, sollte der Bootsführer zudem die Höhe von Brücken und die Breite von Schleusen auf der Reiseroute kennen. Denn ist das Boot zu groß, wird auch aus einem Wasserweg schnell eine Sackgasse.

"Leinen los"

Sind die notwendigen Vorbereitungen abgeschlossen, heißt es "Leinen los". Im Fall von Georg Jakobs und seiner "Crew" beginnt die Reise in Werder an der Havel mit einer Fahrt über den Schwielowsee nach Caputh. Der Ort im Landkreis Potsdam-Mittelmark war einst Wahlheimat von Albert Einstein, dessen Sommerhaus auch heute noch auf einen Besuch wartet. Lohnenswert ist auch eine Besichtigung der weitläufigen Parkanlage von Sanssouci mitsamt des gleichnamigen Schlosses - eines der bekanntesten Hohenzollernschlösser der brandenburgischen Landeshauptstadt Potsdam.

"Das römische Bad, das in der Sonne glitzernde goldene Teehaus, die in sechs Stufen angelegten Gärten und das Schloss selbst, das über eine große Treppe seinen Zugang hat, hinterlassen bleibende Eindrücke", ist im Logbuch auf der Webseite von Georg Jakobs zu lesen.

Ein weiteres Stück Geschichte erwartet die Reisenden nur wenige hundert Wassermeter weiter: Über die Havel hinweg verbindet die Glienicker Brücke die Städte Potsdam und Berlin miteinander. Bekannt wurde die Brücke, die auch als Symbol der Trennung von Ost und West gesehen wurde, vor allem durch den dritten und letzten Agentenaustausch am 11. Februar 1986. Damals wurden vier im Osten inhaftierte Personen gegen fünf Häftlinge aus dem Westen (unter ihnen zwei KGB-Agenten) ausgetauscht.

"Labyrinth aus Wasserwegen"

Über Berlin-Spandau geht es weiter entlang des Havelkanals in Richtung Oranienburg. Dort wird die "Crew" vom eigens für die Landesgartenschau 2009 erbauten Schlosshafen in Empfang genommen. Was folgt sind Zwischenstationen in Zehdenick und Fürstenberg, bevor sich mit der Mecklenburgischen Seenplatte ein "glitzerndes Labyrinth aus Wasserwegen" auftut.

Großer und kleiner Pälitzsee, Canowsee, Labussee, kleiner und großer Peetschsee , Vilzsee und Mossensee, lauten die Namen der Gewässer, die durchfahren werden. Umgeben von einer grünen, bewaldeten Idylle ist dieser Teil der Route vor allem ein Garant für "vollkommene Ruhe".

Im Stadthafen von Mirow in Mecklenburg-Vorpommern angekommen, lockt der Ort mit einem Besuch der Mirower Schlossinsel mitsamt ihrer Gebäude und Parkanlagen. Von dort sind es nur noch wenige Kilometer, bis die Müritz, auch "kleines Meer" genannt, erreicht ist. Ein letztes Mal geht es - je nach Wetterlage - bei leichtem Wellengang von Röbel nach Waren, einer Kleinstadt mit "vielen alten Giebelhäusern, geschmückt mit Balkonkästen an jeder Ecke".

Das Etappenziel ist erreicht, kulturelle und landschaftliche Eindrücke sowie ein Netz aus Seen liegen zurück. Für Georg Jakobs und seine "Crew" ist es an der Zeit, Abschied zu nehmen: Die Wasserstraßen weichen, Asphaltstraßen warten. Zumindest bis zum nächsten Jahr. Dann geht es wieder in die benachbarten Niederlande.

(sgo)
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