Kanadas jüngstes Weltkulturerbe Ontario: Im Kanu auf dem Rideau-Kanal

Ottawa (RPO). Ein 175 Jahre altes Meisterwerk der Ingenieurskunst schlängelt sich über 200 Kilometer lang durch Kanada: Der Rideau-Kanal. Eine Kanatour auf diesem Kanal zeigt das Land von seiner besten Seite. Ein bisschen darf man sich bei so einer Tour wie ein Pionier fühlen.

Unterwegs auf Kanadas Rideau-Kanal
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Unterwegs auf Kanadas Rideau-Kanal

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Foto: Ottawa Tourism, tmn

Der Rideau-Kanal in Kanada ist das älteste Wasserstraßensystem Nordamerikas. Er schlängelt sich 202 Kilometer lang durch Seen und Sümpfe, vorbei an Inselchen mit windgebeugten Nadelbäumen und Orten, deren Steinhäuser noch aus der Zeit vor Gründung des Landes stammen. Von Frühjahr bis Herbst ein Paradies für Kanuwanderer und Segler, wird der Wasserweg bei klirrender Kälte die "größte Eislaufbahn der Welt". Diesen Eintrag im "Guinness Buch der Rekorde" verdankt er einem 7,8 Kilometer langen Abschnitt in Ottawa.

Zum Geburtstag ein Geschenk von der Unesco

In diesem Jahr feiert Kanada das 175-jährige Bestehen des Kanals. Der Tusch für die Jubiläumsfestivitäten kam aus Paris: Die Unesco verlieh der Wasserstraße im Osten der Provinz Ontario den Status eines Weltkulturerbes. Der Kanal gilt als landschaftliches wie technisches Wunder: Mehr als 60 Seen reiht er wie Perlen auf einer Kette auf, verknüpft sie mit Flussläufen und stellt nur dort, wo Mutter Natur passt, künstliche Verbindungen her.

Sein Baumeister, der britische Offizier John By, kämpfte sich durch Sümpfe und unwegsames Dickicht. Das Land hatten die Briten den Indianern abgehandelt. Innerhalb von fünf Jahren wurde der Weg für das britische Militär fertig: Der Kanal zieht sich von Ottawa im Norden bis nach Kingston am Lake Ontario im Süden. Wo Wasserfälle die Flussfahrt behinderten, ließ Colonel By Dämme bauen. Den Ausgleich für die Höhen und Tiefen der Hügellandschaft schufen 47 Schleusen.

Von Abgeschiedenheit und Anglerglück

Über die Wasserstraße gelangen Abenteurer in menschenleere Wildnis, in der Wölfe, Elche und Schwarzbären leben. Seine vielen Seitenarme belohnen Bootsfahrer mit Abgeschiedenheit und Anglerglück. Paddler können ihre Kanus und Kajaks an weit mehr als 1000 Kilometern See- und Flussufer an Land ziehen und sich in menschenleerer Einsamkeit ein Nachtlager richten. Viele Inseln, zum Beispiel im Cranberry Lake, sind so winzig, dass sie nicht einmal Namen haben.

Don MacKay, Ratgeber für Kanu- und Kajakfahrer am Rideau, empfiehlt die Monate Mai und Juni sowie den "Indian Summer" im September und Oktober als beste Jahreszeit für Wanderungen auf dem Wasser. Veranstalter erteilen Schnellkurse im Umgang mit Wind und Wogen, bevor sie Novizen mit auf Fahrt nehmen. Allerdings begrüßen Bootsverleiher den Nachweis von etwas Erfahrung, bevor sie ihre Ein- und Zweisitzer für lange Touren hergeben. Wer sich die gesamte Strecke von Ottawa bis Kingston zutraut, lässt sich am besten sechs bis zehn Tage Zeit, rät MacKay.

Familien und Gruppen können in Ottawa Hausboote mieten. Sie bieten bis zu zehn Schlafplätze, Grill und Küche sowie eine Wasserrutsche direkt ins Nass. Einkaufslustige kommen in historischen Orten wie Merrickville auf ihre Kosten. Diese bereits 1793 gegründete Siedlung am Rideau-Kanal gilt als eines der schönsten Dörfer Kanadas. Hier sind Glasbläser, Schmiede, Töpfer, Bildhauer und Maler zu Hause. Mehr als 30 Künstler lassen sich in ihren Werkstätten und Galerien bei der Arbeit zusehen. In Merrickville wie in Manitock, dem ähnlich malerischen Nachbarort mit etwas mehr als 100 Läden, wird das Jubiläum des historischen Kanals das ganze Jahr hindurch gefeiert.

Paddeln bis nach Ottawa

Nur 20 Kilometer weiter nördlich in der Landeshauptstadt erzählt Steve Dezort Besuchern des Bytown Museums von den sechs Geistern in Ottawas ältestem Steinhaus. Dezort ist Programmkoordinator in dem früheren Zeughaus am Rideau-Kanal. Er führt seine Gäste drei Stockwerke hoch über steile Treppen und knarrende Dielen, lässt sie in Verließe schauen und die feuchten Felswände berühren. Mit verschwörerischer Stimme gibt er Gruselgeschichten zum Besten: Danach ist der Geist von Colonel By nicht zur Ruhe gekommen und streitet in manchen Nächten weiterhin lautstark mit seinem Offizier Duncan McNab.

Ottawa ist Regierungssitz und mit seinen 29 Museen ein Magnet für Kulturfreunde. Auf Parliament Hill, dem Parlamentssitz mit seinen majestätischen Gebäuden, löst sich die Garde der britischen Queen, wie in London rotgefrackt und mit hoher Bärenfellmütze, während der Sommermonate zur Wache ab. Nicht weit davon entfernt liegt das gediegene "Chateau Laurier", ein Luxushotel mit Burgcharakter. In kuscheligen Innenhöfen spielen Musiker zum Wein oder Dinner auf. Im By Ward Market, der sich über etliche Straßenblöcke zieht, werden Gerichte und Kunsthandwerkliches aus aller Welt offeriert.

Informationen: Ontario Travel, c/o The Mangum Group, Sonnenstraße 9, 80331 München (Tel. zur Broschürenbestellung: 089/23 66 21 64, E-Mail: ontario@mangum.de), Internet: http://de.ontariotravel.net, www.ottawatourism.ca, www.rideauheritageroute.ca.

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