Wo Hirsch und Hirschkuh die Gäste empfangen Rhodos - Griechische Insel des Sonnengottes

Rhodos (RPO). Endlich Sonne. Süßes Nichtstun am schier endlosen Sandstrand von Faliráki, wo die Saison schon im April beginnt. Entspannen und erholen. Dazu ein Glas rhodischer Wein. Jeder Schluck, sagt man hier, mache den Menschen glücklich.

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Bei uns wachsen mit jedem Schluck Neugier und Unternehmungslust. Viel zu reich und lebendig ist die Geschichte von Rhodos, der Insel des Sonnengottes Helios, als dass man sie ignorieren könnte. Landschaftliche Schönheiten sind das eine, Monumente und einmalige Kunstschätze der ruhmreichen Vergangenheit das andere.

Im Kontrast zu den schönen Badebuchten der über 70 Kilometer langen Ostküste steht das grüne Inselinnere, ideal zum Wandern und Radfahren. Wir nutzen die Gunst der Stunde und erkunden die Kreuzritter-Insel, deren Zivilisationsspuren bis in die Antike zurückreichen.

Orientalisch anmutende Anlage

Es muss nicht immer Rhodos-Stadt sein, wo es den berühmten, als Weltwunder gefeierten Koloss nur noch in Souvenirläden gibt. Dafür flankieren heute Hirsch und Hirschkuh die Einfahrt des Mandráki-Hafens und begrüßen die Gäste, die mit der Fähre kommen. Der Damhirsch wurde zum Wappentier. Nach der Überlieferung wurde er auf die Insel gebracht, um sie von Giftschlangen zu befreien.

Nur ein paar Kilometer westlich der Touristenburgen stoßen wir auf die Reste der Therme von Kallithéa. Der römische Kaiser Augustus soll regelmäßig die heilende Wirkung des schwefelhaltigen, rötlichen Quellwassers genossen haben, das dort aus dem Felsen tritt. Jetzt erwartet den Besucher neben dem Thermalbad eine orientalisch anmutende Anlage mit inseltypischen Kieselstein-Mosaiken, gelegentlichen Konzerten und diversen Ausstellungen, u. a. zur klassischen Archäologie. Darüber hinaus verbirgt sich im Hang der kleinen Bucht ein Höhlencafé.

Gleich sieben Quellen entspringen in einem romantischen, Schatten spendenden Wald weiter im Süden. Eptá Pigés ist fester Bestandteil jeder Inseltour, auch beliebtes Ausflugsziel der Rhodier. In diesem Tal spielten nach der Überlieferung die Nymphen mit den Göttern. Stühle und Tische kleiner Tavernen laden zum Verweilen ein. Die Spiegel in den riesigen Platanen und Pinien finden wir kurios. Die Kellnerin erklärt, hartnäckig halte sich die Überzeugung, dass ein Gastwirt, der vergisst, Spiegel aufzuhängen, bald Pleite macht.

Weiß getünchte Häuser in engen Gassen

Denn die Nymphen seien wie alle schönen Frauen böse, wenn sie nichts finden, um sich darin zu spiegeln. Ein Tunnel, der das Quellwasser in einen kleinen See leitet, weckt indes Abenteuerlust und wird für manchen zur echten Mutprobe. Denn er muss in leicht gebückter Haltung über 180 Meter im Dunkeln durch knöcheltiefes Wasser waten.

Ein Fußweg führt nach Archángelos. In der dem Erzengel Michael geweihten Gemeinde hat sich den Touristenscharen zum Trotz das Ursprüngliche erhalten. Die Einwohner bewahren alte handwerkliche Traditionen, sind Töpfer, Teppichweber und -knüpfer. Oder sie sitzen in der Sonne, vor weiß getünchten Häusern in engen Gassen - unbeeindruckt von den neugierigen Blicken der Besucher. Tarsi ist bei der 70-jährigen Anthi zu einem kleinen Schwätzchen stehen geblieben.

Wir kommen mit Dimitra ins Gespräch. Sie zählt 85 Lenze und lädt uns in ihr Haus ein. Die Nr. 782 liegt gleich neben der Kirche mit den sehenswerten Bodenmosaiken. Ihr Schwiegervater war Pope. Das Haus im traditionellen Baustil ist sehr alt, so dass Telefon, Kühlschrank und Gaskocher etwas deplatziert wirken. Durch einen zentral im Raum angebrachten Spiegel kann Dimitra sehen, wer von draußen kommt. Es sei ein sicheres Land, sagt sie, hier schlafe man noch mit offenen Fenstern und Türen. Die Öllampe mitten im Zimmer brennt Tag und Nacht. An der Tellerwand stehen die Familienfotos.

Byzantinische Kirchen

Nicht auf Schusters Rappen, aber mit dem Rad erreichen wir wieder die Küste. Vor uns liegt Líndos, die "weiße Stadt" - und Albtraum eines jeden Fremdenführers, wie es heißt. Denn im Sommer soll die Hitze in den engen Gassen mit den unzähligen Souvenirständen unerträglich sein.

Seine Blüte erlebte Líndos als natürlicher Ankerplatz der Insel im 6. Jahrhundert v. Chr. Mit der Stadtgründung von Rhodos um 408 v. Chr. etwa 55 Kilometer weiter nördlich verlor es seine politische und ökonomische Bedeutung. Heute steht das ganze Dorf unter Denkmalschutz.

Es gibt keine Betonbauten, dafür sind byzantinische Kirchen und herrschaftliche Kapitänshäuser mit eindrucksvollen Portalen aus dem 17. Jahrhundert zu bewundern. In den Innenhöfen stoßen wir wieder auf die liebevoll aus schwarzen und weißen Kieselsteinen gearbeiteten Mosaikfußböden.

Erfrischendes Bad in kristallklarem Wasser

"Der Mann ist die Säule des Hauses, die Frau die Seele", steht an einer Stelle geschrieben. Wandmalereien und Fresken schmücken die Panagia-Kirche mit angeschlossenem Museum und fünfgeschossigem Glockenturm neben Zitronenbäumen im Hof.

Die gesattelten Esel am Dorfplatz sind für manche die Rettung und ein eigenes Vergnügen. Denn es wartet noch eine Herausforderung: der mühsame Aufstieg zur antiken Akropolis mit dem Tempel der Athena Lindia, an deren Eingang nicht nur die Türken 1522 eine Festung mit Moschee und Minarett bauten. Neben den alten Säulen steht auch eine trutzige Johanniterburg.

Von dem 116 Meter hohen, steil abfallenden Felsen bietet sich ein traumhafter Blick in Richtung Süden über die weißen Dächer von Líndos zum türkis bis tiefblauen farbenen Wasser der Bucht des Apostel Paulus, der in dem Naturhafen an Land gegangen sein soll. Keiner, der sich nun nicht auf den Strand freut, der in Líndos ein erfrischendes Bad in kristallklarem Wasser und verschiedene Wassersportmöglichkeiten verspricht.

(DDP/nbe)
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