London/Berlin 0:6 gegen Chelsea: Wenger erlebt Blamage im 1000. Spiel

London/Berlin · Selbst der für eher undiplomatische Aussagen bekannte José Mourinho verzichtete darauf, noch eine Extraportion Salz in die Wunde des gedemütigten Jubilars zu streuen. Ob er eine zusätzliche Zufriedenheit daraus ziehe, den großen Tag seines Rivalen zerstört zu haben, wurde der Teammanager des FC Chelsea gefragt. Doch der Portugiese hielt sich zurück und antwortete kurz und knapp: "Nein!"

Auch ohne die Häme von Mourinho war die 0:6-Klatsche für Wenger und den FC Arsenal schmerzhaft genug. Das 1000. Spiel des Franzosen als Teammanager der Gunners wurde zu einem Debakel. Nur einmal seit 1992 hat Arsenal in der Premier League höher verloren: Am 28. August 2011 beim 2:8 gegen Manchester United.

"Es war ein Alptraum. Natürlich ist das einer der schlimmsten Tage meiner Karriere, sagte Wenger, der nach dem Spiel zwar Interviews gab, dann aber die Pressekonferenz schwänzte. Nach Angaben eines Vereinsvertreters habe der Mannschaftsbus nicht mehr warten wollen. Womöglich wollte sich der 64-Jährige aber einfach das direkte Aufeinandertreffen mit Mourinho ersparen.

Der hatte Wenger erst im vergangenen Monat angesichts der langen titellosen Zeit "Spezialist im Versagen" genannt. Mitschuld hatte am Samstag allerdings auch das Team, in dem der deutsche Nationalspieler Per Mertesacker über 90 Minuten spielte und Lukas Podolski früh ausgewechselt wurde. Der verletzte Mesut Özil stand nicht im Kader.

Dagegen hatte Andre Schürrle maßgeblichen Anteil am Chelsea-Sieg. Das 1:0 durch Samuel Eto'o (5.) bereitete er vor, das 2:0 (7.) erzielte er selbst. Nach dem 3:0 (17.) und der Roten Karte gegen Arsenals Kieran Gibbs war das Spiel dann entschieden – auch wenn Gibbs vom Schiedsrichter fälschlicherweise vom Platz gestellt wurde. Das Handspiel zum verwandelten Elfmeter von Eden Hazard hatte Alex Oxlade-Chamberlain begangen. "Wir kamen, um zu töten. Und nach zehn Minuten hatten wir zerstört", sagte Mourinho recht martialisch.

"Nach 20 Minuten war alles vorbei – und dann war es noch ein sehr langes Spiel", sagte Wenger, der sich nach der frühen Entscheidung die restliche Spielzeit über die Spottgesänge der Chelsea-Fans anhören musste.

Die Chancen auf ein Ende der titellosen Zeit für Arsenal wurden durch die Niederlage deutlich geschmälert. Die Mannschaft rutschte auf Platz vier ab. "Wir haben eine sehr schlechte Ausgangslage", sagte Wenger. Deutlich freundlicher sieht dagegen die Situation für den Tabellenführer Chelsea aus – auch wenn Mourinho davon nicht viel wissen wollte. Sein Team habe lediglich eine "kleine Chance" auf die Meisterschaft.

(sid)
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