Neuer Stürmer des 1. FC Köln Hosiner: "Bin besser als vor der Tumor-Operation"

Köln · Vier Monate nach der Entfernung einer zwei Kilo schweren Wucherung und einer Niere nimmt Philipp Hosiner die Vorbereitung beim 1. FC Köln auf. Im Januar war der Österreicher schon einmal in Köln.

1. FC Köln startet in die Saisonvorbereitung
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Foto: dpa, hka nic

Nach 50 Minuten pfeift Peter Stöger. Genug getan! Ein wenig Laufarbeit, etwas Gymnastik, ein paar Spiele mit Ball in der Kleingruppe — mehr bekamen die rund 300 Besucher beim Trainingsstart des 1. FC Köln gestern am Geißbockheim nicht zu sehen. Bevor der Fußball-Bundesligist am Sonntag zum ersten von zwei Trainingslagern ins Burgenland nach Österreich fährt, müssen die Spieler nun medizinische Tests hinter sich bringen. Ärzte und Betreuer erfassen die körperliche Leistungsfähigkeit, augenärztliche und zahnärztliche Untersuchung folgen.

Wer wüsste besser um die Bedeutung solcher Termine als Philipp Hosiner (26)? Im Januar war der Österreicher schon einmal in Köln. Der FC wollte den damals beim französischen Erstligisten Stade Rennes beschäftigten Stürmer verpflichten. Doch beim Medizincheck — einer Routineuntersuchung, bei der ansonsten allenfalls mal Knieverletzungen diagnostiziert werden — fand Internist Udo Martin einen Tumor an der Niere. Zwei Kilo wog die Wucherung.

Hosiner hatte bis dahin nichts von der Erkrankung gemerkt. Er hatte keine Schmerzen, alle Blutwerte waren in Ordnung. Einen "Riesenschreck" bekam er, als der Arzt ihm die Diagnose mitteilte. Richtig einordnen konnte er sie nicht. "Ich wollte den Doktor überreden, die Operation erst in der Sommerpause durchzuführen", sagte der Fußballprofi gestern.

Doch Martin erklärte ihm den Ernst der Lage. Hosiner kam gleich unters Messer. Der Tumor und die linke Niere wurden entfernt. Drei Wochen lang litt er unter starken Schmerzen, als die Wunde heilte. Die Narbe zieht sich 25 Zentimeter über den Bauch. Nach vier Wochen fing er mit leichtem Lauf- und Fitnesstraining bei einem Physiotherapeuten in der Pfalz an, nach neun Wochen stieg er in Rennes wieder ins Mannschaftstraining ein. Diese schnelle Genesung sei nur wegen der außergewöhnlich guten körperlichen Konstitution des Sportlers möglich gewesen, erklärte der Arzt. Der Tumor war zwar "nicht ganz so gutartig", sagte Martin, Bestrahlung oder Chemotherapie waren aber nicht erforderlich.

Hosiner vergleicht die Phase der Krankheit und Genesung mit der nach einem Kreuzbandriss ("So etwas hat ja fast jeder Profi mal in seiner Karriere"). Er empfindet heute keinerlei Beeinträchtigungen mehr. Im Gegenteil: "Ich fühle mich besser als vor der Operation." Internist Martin sagt: "Mit einer Niere kann man gut leben." Das verbliebene Organ müsse beim Fußball auch nicht sonderlich geschützt werden, etwa durch eine Manschette. Wichtig sei einzig, dass der Spieler im Bedarfsfall kein Schmerzmittel oder Antibiotikum bekommt, das die Niere schädigen könnte.

FC-Trainer Stöger bezeichnet Hosiners Story als hollywoodreife Geschichte. Coach und Trainer kennen sich schon seit ihrer gemeinsamen Zeit bei Austria Wien. Co-Trainer Manfred Schmid hatte Hosiner zuletzt noch im Training in Frankreich besucht und sich davon überzeugt, dass der Profi wieder ohne Scheu in die Zweikämpfe geht. Die Kölner haben den Österreicher zunächst ausgeliehen, eine Kaufoption besteht. "Bis Mitte August wird Philipp in der geeigneten Verfassung für die Bundesliga sein", kündigte Stöger an. Mit seinem "Torinstinkt", wie er sagt, und seinem Teamgeist will der fünfmalige Nationalspieler den Bundesligisten im zweiten Jahr nach dessen Wiederaufstieg bereichern.

Trotz des Weggangs von Anthony Ujah zu Werder Bremen und des verletzungsbedingten Karriereendes von Patrick Helmes sind die Kölner nach der Verpflichtung Hosiners im Sturm gut bestückt. Der von 1899 Hoffenheim geholte Anthony Modeste stößt nach seiner Babypause am Wochenende zur Mannschaft, Simon Zoller kehrt nach halbjährigem Intermezzo vom 1. FC Kaiserslautern zurück, Yuya Osako hat sich in der Rückrunde einen Stammplatz erkämpft, und Bard Finne hofft auch auf seine Chance.

Hosiner sagt, dass es kein Nachteil für ihn sei, das Trainerteam zu kennen. Allerdings betont er, dass er "keinen Bonus" für sich reklamieren könne. "Ich will in der Vorbereitung aufzeigen und mich für die Startformation anbieten", sagt er. Nach dem Trainingslager in Hosiners Heimatregion, dem Burgenland, steht ein weiteres in Kitzbühel auf dem Programm. In der ersten DFB-Pokalrunde treten die Kölner am zweiten Augustwochende beim SV Meppen an.

Nach Mergim Mavrajs Knieoperation und Kevin Wimmers Wechsel zu Tottenham Hotspur will der FC noch einen weiteren Innenverteidiger als Ergänzung zu Dominic Maroh und Zugang Dominique Heintz (21/Kaiserslautern) verpflichten. "Alle weiteren Verpflichtungen wären zusätzliche Elemente", sagt Stöger. Solch ein Element könnte dem Vernehmen nach Milos Jojic (23) von Borussia Dortmund sein.

Die Zielsetzung für die Saison 2015/16 formuliert der Wiener noch vage: "Wir wollen die Liga so schnell wie möglich halten und die spielerische Entwicklung vorantreiben." Eine Kombination aus dem attraktiven Spiel der Heimpartien in der Rückrunde und der defensiven Stabilität aus den Auswärtsbegegnungen der vergangenen Hinrunde schwebt ihm vor. "Das wäre schön."

(RP)
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