Analyse 120.000 Rheinländer reiten

Langenfeld · Im Reitsport ist unsere Region vor allem dank ihrer systematischen Nachwuchsförderung führend. Die Landesmeisterschaften in Langenfeld waren eine Leistungsschau in Springen und Dressur.

Mit dem letzten Sprung macht Otmar Eckermann seinen Meister. Der Niederrheiner vergoldet seine sportliche Karriere mit dem Titel bei den Landesmeisterschaften auf Gut Langfort. Mit dem Hengst Coco-Bongo Boy hat er auf das richtige Pferd gesetzt. Der Rheinländer im und der unter dem Sattel sind ein geniales Paar. "Dieses Pferd mit seinem unglaublichen Kampfgeist ist außergewöhnlich. Es hat einen ganz großen Anteil an diesem Sieg", lobt Otmar Eckermann. Ob er den Nachwuchs-Star und Vize-Bundeschampion von 2013 an seine Tochter weitergibt - das hat er noch nicht entschieden.

Katrin Eckermann (24) zählt spätestens seit ihrem Sieg im Großen Preis von Hamburg und ihrem spektakulären Auftritt beim CHIO in Aachen, als sie zweimal am Wassergraben stürzte und dazwischen den Preis von Nordrhein-Westfalen gewann, zu den besten Amazonen Deutschlands. Für die Europameisterschaften im August fehlt ihr jedoch der passende Partner. "Carlson ist verkauft, und bis die jungen Pferde reif genug sind für solche Aufgaben, kann es dauern", sagt ihr Vater und langjähriger Trainer.

"Ausbilder wie er sind die Basis dafür, dass die rheinischen Reiter national und international so erfolgreich sind", sagt Gilbert Tillmann. Der Sieger des Hamburger Derbys von 2013 hat selbst von seinem Vater gelernt, große Sprünge zu machen. "Er hat mich kontinuierlich gefördert. Außerdem habe ich von Peter Weinberg viel gelernt, und als Landestrainer kümmert sich auch Holger Hetzel intensiv um die Förderung junger Talente."

Der langjährige Nationenpreisreiter und Zweite der Deutschen Meisterschaften baut seine Ausbildung auf ein solides Fundament auf. "Zunächst versuche ich, meinen Schülern die Grundbegriffe des Reitens richtig zu vermitteln. Nur wenn die Basis stimmt, ist auch der Aufbau erfolgreich. Die Verbindung zwischen dem Reiter, der Unterstützung der Eltern und dem Trainer ist entscheidend", betont Hetzel.

Das optimale Management ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Dazu gehört neben Training und Fitness, einer sinnvollen Turnierauswahl und der Partnerschaft zwischen Reiter und Pferd auch die Bereitschaft zur Selbstkritik. "Das macht die Hälfte des Erfolges aus. Der andere Teil ist der Ritt zwischen Start und Ziel. Doch wenn die ersten 50 Prozent nicht stimmen, dann wird es mit dem Rest auch schwierig", erklärt der Landestrainer.

Die Fotos der vielen Titelträger aus dem Rheinland bilden die Galerie im Büro von Rolf-Peter Fuß. "Angefangen beim Ponysport haben unsere Talente bei Deutschen und Europameisterschaften schon viele Erfolge gefeiert", berichtet der Vorstand des Rheinischen Pferdesportverbandes stolz. Eine Reihe von Cups und Serien dient als Wegweiser zum Erfolg. "Wir beginnen bewusst in den unteren Klassen, um den Nachwuchs frühzeitig entdecken und fördern zu können." Damit sie auch den Sprung in den Landeskader schaffen, haben sie zu Beginn des Jahres die Gelegenheit, sich auf dem Gelände der Landesreit- und Fahrschule in Langenfeld in den verschiedenen Disziplinen den Landestrainern zu präsentieren und die erste Hürde zu nehmen. "Dort bekommen sie einen genauen Plan für spezielle Maßnahmen in Zusammenarbeit mit ihren Heimtrainern", betont Rolf-Peter Fuß. Lehrgänge beim Junioren-Bundestrainer böten anschließend die Chance, bei den Deutschen Meisterschaften zu starten.

"Das ist ein großer Anreiz und bietet die Möglichkeit, die Jugendlichen für den Leistungssport zu begeistern. Seit der Einführung der Ganztagsschule ist das schwieriger geworden", sagt Wolfgang Winkelhues. Der Landestrainer Dressur möchte die Vorreiter-Position des Rheinlandes erhalten. "Wir sind nach wie vor der führende Verband in Deutschland - auch weil wir sehr gute Trainer und eine breite Basis von Sportlern haben. Doch andere Landesverbände holen auf, besonders die Westfalen sind eine starke Konkurrenz."

Spitzenreiter wie die fünfmalige Olympiasiegerin Isabell Werth sind Vorbilder auf der langen Strecke von der ersten Reitstunde zur Meisterschaftsmedaille. Sofern ihre Spitzenstute Bella Rose einsatzfähig ist, zählt Winkelhues die Rheinbergerin zu den Favoriten bei den Europameisterschaften im August in Aachen. "Das ist das beste Pferd, das sie je hatte, und damit ist sie international mehr als konkurrenzfähig", sagt er

In diese Hufspuren könnte irgendwann Anna-Christina Abbelen treten. Sie war dreimal Europameisterin bei den Ponys, zweimal bei den Junioren und ist nun für die kontinentalen Titelkämpfe der Jungen Reiter in Frankreich nominiert. "Sie ist sehr konsequent und fleißig und zeichnet sich durch einen starken Charakter aus", lobt Wolfgang Winkelhues die Rheinische Meisterin der Jungen Reiter. Der Tag der Amazone beginnt morgens um sechs Uhr im Stall. "Doch das macht mir Spaß, und die Erfolge sind auch eine Bestätigung dafür, dass sich das lohnt", sagt die Dressurreiterin. Sie saß mit zwei Jahren das erste Mal im Sattel, als Zwölfjährige galoppierte sie in den Bundeskader.

(RP)
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