Halbfinale in Hamburg soll erst der Anfang sein Alexander Zverev — ein neuer Stern am Tennishimmel

Hamburg · Mit 17 Jahren gilt Alexander Zverev als Wunderkind im deutschen Tennis. Im ATP-Turnier in Hamburg stürmte er bis ins Halbfinale und wurde prompt zum Publikumsliebling.

Alexander Zverev erreicht Halbfinale von Hamburg
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Bei den meisten Tennisprofis sitzt die Freundin in der Spielerbox, bei Alexander Zverev fiebert die Oma mit. Das deutsche Talent hatte in seiner Heimatstadt Hamburg seine gesamte Familie dabei und fühlte sich sichtlich wohl. Die Vergleiche mit Boris Becker, der mit 17 Jahren Wimbledon gewann, kommentiert der Teenie nicht. Der Sohn eines russischen Tennislehrer-Ehepaars hat einen Riesenrespekt vor der Leistung der ganz Großen. Schon zu den Top 100 der Welt blickt er auf: "Das ist noch ein ganz anderes Level, eine riesengroße Stufe für mich."

Alexander Zverev: Deutschlands Nummer eins im Tennis
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Das ist Alexander Zverev

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Foto: dpa/Michel Euler

Mit dem Einzug in sein erstes Halbfinale bei einem ATP-Turnier und dem Gewinn des Preisgeldes von 57 840 Euro machte der 17-Jährige in dieser Woche einen mächtigen Sprung um etwa 100 Plätze in der Weltrangliste. In der neuen Woche wird er um die 160 herum geführt. Damit kann er Ende August die Qualifikation bei den US Open spielen.

"Ein überragendes, außergewöhnliches Talent, er verbessert sich alle zwei Monate signifikant. Er ist mit den ganz Großen zu vergleichen, die in seinem Alter auch nicht weiter waren", sagt Bundestrainer Carsten Arriens. So einen deutschen Junior habe er noch nicht gesehen. Auch Philipp Kohlschreiber, der ebenfalls im Halbfinale am Rothenbaum ausschied, lobt den Youngster: "Er ist schon ein viel kompletterer Spieler, als ich es mit 17 war. Wenn er weiter so tennisverliebt ist, wird er eine steile Karriere vor sich haben."

Alexander Zverev holt Titel bei den Junioren
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Alexander Zverev holt Titel bei den Junioren

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Foto: dpa, Made Nagi

Solche Lobeshymnen sind dem Jungen mit der blonden Mähne und den vielen Sommersprossen fast peinlich, der Australian-Open-Sieger bei den Junioren lächelt einfach. "Tennisverliebt? Mein ganzes Leben ist um Tennis gewickelt, ich kann mir kein anderes vorstellen." Die meisten Gegner, die er nach seiner glänzenden Juniorenkarriere auf der ATP-Tour trifft, kennt er schon lange. Nicht, weil er schon einmal gegen sie gespielt hätte. Sondern weil er als Zuschauer seines neun Jahre älteren Bruders Mischa - einst Mitglied im deutschen Davis-Cup-Team - bereits alle Informationen aufsaugte.

Michael Stich hatte schon früh einen guten Riecher. Er stattete den Nachwuchsspieler mit einer fünfjährigen Wildcard für den Rothenbaum aus. Schon bei Zverevs Turniersieg beim Challenger vor zwei Wochen in Braunschweig, wo Stich auch als Turnierdirektor fungiert, fühlte sich der ehemalige Wimbledonsieger bestätigt. "Mir gefällt seine Einstellung zu dem Sport, und er hat eine gewisse Leichtigkeit. Eine Garantie gibt es nie", sagt Stich. Er selbst war auch so ein langer Kerl mit unglaublichem Ballgefühl.

Viel Muskelmasse hat Zverev noch nicht. Als er in den vergangenen drei Jahren 30 Zentimeter wuchs, zwackte es überall im Körper. An Krafttraining war nicht zu denken. Nun fängt er ganz langsam damit an. Mittlerweile gelingen dem Rechtshänder Aufschläge mit Geschwindigkeiten von bis 220 Stundenkilometer, was Zverev aber auch seiner Körpergröße zu verdanken hat. Hinzu kommt seine harte und oft präzise Vorhand.

Gegen seine bisherigen Gegner im Turnier konnte Zverev dank seines Talents immer wieder glänzen. Erst David Ferrer erteilte dem Youngster dann am Samstag im Halbfinale eine Lehrstunde. Der Weltranglisten-Sechste offenbarte auch die Schwächen des jungen Talents. Beim 0:6, 1:6 fehlte Zverev nach einer anstrengenden Woche die Kraft, lange Ballwechsel zu gehen. Mit seiner Lauf- und Willensstärke gehört Ferrer schließlich zu den Topleuten der Tennisszene. Zu denen dürfte sich aber früher oder später auch Zverev zählen.

(dpa/RP)
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