WM-Gold für Roßkopf/Fetzner 1989 Als vor 25 Jahren aus Ping-Pong Tischtennis wurde

Köln · Am Dienstag vor 25 Jahren gewannen Jörg Roßkopf und Steffen Fetzner bei der Tischtennis-WM in Dortmund den Titel im Doppel. Der Sensations-Triumph hatte für den Sport in Deutschland wegweisende Bedeutung.

 Jörg Roßkopf ist mittlerweile Tischtennis-Bundestrainer.

Jörg Roßkopf ist mittlerweile Tischtennis-Bundestrainer.

Foto: dpa, jew hak

Hans Wilhelm Gäb hatte wohl eine Vorahnung: Bei der Eröffnung der Tischtennis-WM 1989 in Dortmund zeigte Deutschlands damaliger Verbandschef Jörg Roßkopf und Steffen Fetzner die unerreichbar scheinende Goldmedaille für den Doppel-Titel und stachelte die beiden Youngster damit an.

Wenige Tage später war Gäbs Vision zu einer der größten Sensationen der deutschen Sport-Geschichte geworden, so sensationell sogar, dass Fetzners Mutter den Überraschungs-Champions auf dem Weg zur Siegerehrung erst noch einen Notizzettel mit dem Text der Nationalhymne zustecken musste. Am Dienstag (8. April) jährt sich zum 25. Mal die legendäre Sternstunde, in der Roßkopf/Fetzner durch ihren WM-Triumph aus dem belächelten Ping-Pong Tischtennis machten.

"Unser Erfolg hat den Tischtennis-Sport in Deutschland wiederbelebt", beschreibt Roßkopf zum Jubiläum im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst (SID) die damalige Bedeutung des WM-Coups für die dahinsiechende Sportart: "Plötzlich war Tischtennis und waren wir für die Öffentlichkeit und auch für die Medien ein Thema."

Blütezeit

Tatsächlich erlebte Tischtennis durch "Rossi" und "Speedy" nach Dortmund eine mehrjährige Blütezeit. Sportlich sorgte besonders Roßkopf immer mehr auch im Einzel (Europameister 1992) wie auch weiterhin mit Fetzner im Doppel (EM-Zweite 1990, Olympia-Silber 1992, EM-Bronze 1994 und 1996) für viele Erfolge, und in seinem Sog avancierte das deutsche Team zum großen Widersacher der in der ersten Hälfte der 90er Jahre dominierenden Schweden. So groß wurde besonders Roßkopfs Popularität, dass der Olympia-Dritte von 1996 auch noch nach seinem Kariereende und nicht etwa sein ungleich erfolgreicherer Nachfolger Timo Boll für Deutschland als "Mr.
Tischtennis" gilt.

Auf Verbandsebene setzte Wirtschaftsmanager Gäb unterdessen die Modernisierung des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) mit dem Rückenwind des WM-Erfolges konsequent fort. Durch die Euphorie um "Roßner/Fetzkopf" gelang in Deutschland auch die Einführung hochdotierter Profi-Turniere wie "Masters Cup" und "Nations Cup".

"Die WM in Dortmund und sicherlich auch unser Erfolg", sagte Fetzner 25 Jahre nach Dortmund dem SID, "sind die Grundlagen für die Professionalisierung gewesen, die seitdem erst in Deutschland und später auch international stattgefunden hat. Die großen Turniere in Deutschland sind die Vorläufer der heutigen World Tour gewesen." Der 45-Jährige ist sich deswegen ganz sicher: "Unser Titel war ein Anfang für viele neue Strukturen und Ideen, die das Tischtennis nach vorne gebracht haben."

Doch den Sprung in die erste Reihe der TV-Sportarten hat Tischtennis in Deutschland trotz intensivster Bemühungen nach dem einzigen WM-Titel in den vergangenen 75 Jahren nicht geschafft. "Tischtennis bräuchte einen Sender wie früher RTL beim Skispringen, der mit Technikeinsatz dafür sorgt, dass die Faszination des Spiels vom Zuschauer erfasst werden kann", beschreibt Fetzner das größte Problem. Sein ein Jahr älterer Partner Roßkopf beurteilt die Lage ein Vierteljahrhundert nach dem kleinen Tischtennis-Boom ähnlich:
"Tischtennis fehlt eine Plattform, um sich zu präsentieren."

Immerhin ist Roßkopf inzwischen als Bundestrainer in der glücklichen Position, seine eigenen Früchte ernten zu können: "Die WM und der Titel in Dortmund haben eine Entwicklung in Gang gesetzt, ohne die es vielleicht einen Timo Boll nicht gegeben hätte".

(sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort