Belgier macht Altstars Konkurrenz Besondere Mischung bei der Snooker-WM

Stephen Hendry ist der erfolgreichste Snooker-Spieler der letzten 25 Jahre. Trotzdem qualifizierte er sich nur mit Mühe für die am Samstag startende Weltmeisterschaft in Sheffield. Für ordentlich Schlagzeilen will stattdessen ein 17-jähriger Belgier sorgen.

 Stephen Hendry ist der erfolgreichste Snooker-Spieler der letzten 25 Jahre.

Stephen Hendry ist der erfolgreichste Snooker-Spieler der letzten 25 Jahre.

Foto: dpa, Thomas Eisenhuth

Etwas mehr als 25 Jahre ist es her, als Stephen Hendry die Snooker-Szene veränderte. Noch nie hatte ein jüngerer Spieler an der prestigeträchtigen Weltmeisterschaft teilgenommen. Der damals 17-Jährige spielte risikofreudig und traute sich auch schwierige Bälle auf der anderen Hälfte des fast 3,60 Meter langen und knapp 1,80 Meter breiten Snookertisches zu.

Sein Mut wurde belohnt: Zwischen 1992 und 1996 wurde Hendry fünfmal in Serie Weltmeister, insgesamt holte er sieben Titel. Von diesem Samstag an geht der eher biedere Schotte wieder bei der gut zweiwöchigen WM im legendären Crucible-Theater in Sheffield an den Tisch.

Die Zeiten, als Hendry als großer Favorit ins Turnier startete, sind aber vorbei. Im Gegenteil: Sein letzter Titel liegt mittlerweile mehr als zehn Jahre zurück. Schon bei der WM im vergangenen Jahr dachte Hendry laut über seinen Rücktritt nach. "Selbst wenn ich das Turnier gewinnen sollte, muss ich mir genau überlegen, ob ich weitermachen möchte", sagte er während des Turniers.

Doch Hendry machte weiter - und rutschte in der Weltrangliste immer weiter nach unten. Weil in Sheffield nur die Top 16 der Welt automatisch gesetzt sind, musste der 43-Jährige in diesem Jahr sogar in die Qualifikation. Nur durch einen 10:6-Sieg über den Chinesen Yu Delu schaffte er den Sprung ins Hauptfeld.

Seinen Rekord als jüngster Teilnehmer wird Hendry bei dieser WM so oder so verlieren. Hendry war damals 17 Jahre und drei Monate alt. Für Schlagzeilen will nun ein Belgier sorgen, der erst Anfang März seinen 17. Geburtstag feierte: Luca Brecel gilt momentan als eines der größten Snooker-Talente und qualifizierte sich erstmals für die WM in England.

"Der ist frech, der kennt nur eine Gangart", sagt Thomas Hein, der bei der Deutschen Billard-Union für Snooker zuständig ist und während der WM bei Eurosport als Co-Kommentator arbeitet. Der Spartensender übertragt mehr als 200 Stunden live.

Den Titel traut Hein dem aufstrebenden Brecel noch nicht zu.
Jungstar Judd Trump, dessen englischer Landsmann Mark Selby und Ex-Weltmeister Neil Robertson aus Australien sind stark genug, um den schottischen Titelverteidiger John Higgins zu entthronen. Auch der englische Fan-Liebling Ronnie OSullivan, im Februar Sieger der German Open in Berlin, ist immer zu beachten.

Der Sieger erhält ein Preisgeld von umgerechnet mehr als 300 000 Euro. Sollte Brecel die erste Runde gegen seinen Kontrahenten Stephen Maguire aus Schottland überstehen, könnte er noch für die ein oder andere Überraschung gut sein, tippt Hein. "Er kann nur gewinnen, nichts verlieren." Bereits im Alter von 14 Jahren wurde Brecel 2009 U 19-Europameister in St. Petersburg. Auf seiner Homepage reiht er bereits eine ganze Liste von Titeln aneinander.

Vom Erfolg des jungen Belgiers erhofft sich Hein nun auch in Deutschland einen positiven Effekt für den Snookersport. Während Profis in England, Schottland oder China wie Popstars gefeiert werden, sind die Spieler hierzulande völlig unbekannt. Mit Patrick Einsle, Lasse Münstermann und Sascha Lippe versuchten drei Akteure in den vergangenen Jahren, im Profisport Fuß zu fassen. "Es hat nicht gereicht, die drei haben es drangegeben", sagt Hein.

Die WM in Sheffield findet also in diesem Jahr wieder ohne deutsche Beteiligung statt - dafür aber in stimmungsvoller Atmosphäre. "Man hat gerade mal eine Queue-Länge Platz, dann kommt schon das Knie vom ersten Zuschauer", erzählt Hein. 700 Zuschauer und zwei Snookertische passen ins kleine Theater - zumindest für Hendry ist es schon viele Jahre wie ein Wohnzimmer.

(dpa)
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